Die vier tantrischen Dämonen

Die vier tantrischen Dämonen

Der erste ist der Dämon des Greifbaren. Greifbare Dämonen sind etwas, das wir als Feinde auffassen – den Donner und den Blitz, Feuer, Wirbelstürme etc. Alles, was wir als Beeinträchtigungen wahrnehmen, sind dingliche Dämonen. Der zweite ist der Dämon des Ungreifbaren. Das sind dämonische Einflüsse, Elementargeister und alle Arten negativer Schwingungen, von dem herbeigebracht werden, was wir als Ablehnung gegenüber Elementen oder Geistern empfinden. Ein dritter ist dem Dämon der Vergnügungen sehr ähnlich. Es ist etwas, das sehr ähnlich dem Göttersohn-Dämon aus der Tradition des Sutrayana ist, eine Art, die mit Glanz, Unterhaltung und dem Zerstreuen auf dem Pfad der Dharma-Praxis verlockt. Der vierte ist sehr mächtig, da er die Wurzelursache von allen anderen ist. Er ist wie der Wurzelstock von einem Baum und der Rest des Baumes sind dann die Äste. Das ist das Anhaften an einem Ich, mein, die Vorstellung von Selbstexistenz. Das ist Ich-Anhaften, Greifen. Das ist jener Dämon, mit dem wir arbeiten. Sobald der ausgerissen ist, geht alles Übrige viel, viel leichter.

Ich habe jetzt den dritten Dämon ein wenig ausgelassen. Er ist auch eine Art von eifersüchtigen Gefühlen über die eigenen Errungenschaften, eine Art geistiger Aufblähung. So sagt man – ihr wisst, dass ich diese Mahamudra-Praxis gemacht habe und heute habe ich genau dieselbe Art gefühlt, von der Rinpoche gesprochen hat – und man erfreut sich daran. Auch das ist, so sagt man – auf einer höheren Ebene natürlich – Anhaftung und nichts anderes als ein Dämon, der sich anschickt, die eigene Praxis zu beschädigen. Also – ich hab zu dieser Zeit diese Art der Verwirklichung erlangt, vielen Dank und Dank an meinen wunderbaren Lama, so und so… Auch das kann auf subtile Weise als Anhaftung übersetzt werden und Hindernis, anstatt etwas Förderliches für die eigene Praxis.

Wir sprechen von Geistern und Dämonen, der Ursprung von den sogenannten Geistern und Dämonen sind aber die Erscheinungen oder begrifflichen Gedanken. Begriffliche Gedanken entstehen sprichwörtlich vom Ich-Festhalten, was im Tibetischen mit „danzi“ gemeint ist. Das Festhalten an dieser Idee eines Ichs ist das Zentrum von allem. Die greifbaren und nicht-greifbaren, all diese Dämonen entstehen aufgrund der eigenen begrifflichen Gedanken. Es gibt alle Arten von Täuschungen und auf eine Weise ist es einfach zu sagen – nun habt mal keine begrifflichen Gedanken, das sind Dämonen, und Punkt. Das ist sehr, sehr einfach zu sagen, aber wenn es ans Praktizieren geht, muss man es Schritt für Schritt machen und um ein gutes Beispiel zu verwenden, wie man diese Dinge reduziert oder auslöscht, das beste Beispiel sind vielleicht die Schritte, die Milarepa gemacht hat. Folgt jeder Geschichte und versucht dabei zwischen den Zeilen zu lernen und auch die tieferen und tiefgründigeren Bedeutungen in jeder der Geschichten zu erfassen. Milarepa sagte, dass von allen machtvollen Dämonen für ihn die begrifflichen Gedanken die destruktivsten waren. Man sagt auch von der eigenen Buddhanatur, dass sie rein ist, innewohnend, makellos, gerade so wie ein Spiegel. Wenn sie befleckt ist, dann entstehen aus den Befleckungen alle Arten der verschiedenen Dämonen. Selbst wenn man eine Gottheit ist, wenn euer Spiegel umwölkt ist, wenn euer Spiegel befleckt ist, dann seid ihr nicht länger eine Gottheit. Daher hängt es von eurem Geisteszustand ab, ob der Spiegel befleckt ist oder nicht.

Nun wieder zurück zum Wurzeltext, wo gesagt wird: dieses Chöd ist die Herzessenz aller Mutter-Dakinis. Was wir Mutter-Dakinis nennen, ist die Definition des Zustandes der Leerheit. Das ist eine Repräsentation der Leerheit. Der Körper der Dakini ist der Lama, die Rede der Dakini ist die Yidam-Gottheit und der Geist ist die Dakini. In dieser Hinsicht sind die Dakinis alle Leerheit, ein Symbol der Leerheit. Es ist die Kernanweisung der Lamas, das ist der Kommentar von hochverwirklichten Siddhas. Basierend auf den Erfahrungen und dem Verständnis und wenn man es praktiziert hat, ist es eine Art wunscherfüllendes Juwel. Es ist die Medizin, die die Heilkraft hat, alle Arten von Krankheiten zu heilen. Wenn man es genau betrachtet, dann sieht man, dass es eine weit größere Bedeutung hat, als die oberflächliche Bedeutung. Man sagt, es ist die Medizin für alle Arten von Gebrechen. Alle Arten von Gebrechen kann man in drei Kategorien einteilen. Diese gehören zu den drei Giften und sie werden in ähnlich dem Wind, den Flammen und den Abscheulichen eingeteilt.[1] Diese Praxis ist auch eine sehr mächtige Praxis, sowie eine Gegenmittel zu allen dämonischen Einflüssen. Es sind die fünf Weisheiten, die die fünf Gifte auslöschen. Auf der einen Seite hat man fünf Weisheiten, wenn man die Seite dann wendet, hat man fünf Gifte. So wie mit dem Schwert von Manjushri werden bei dieser Praxis alle Täuschungen durchtrennt und das besagt der Wurzeltext.

Buddha Shakyamuni drehte das Rad des Dharmas ein zweites Mal, Guru Padmasambhava hat sehr tiefgründige Kernanweisungen an Naropa gegeben und Padampa Sangye, der Befriedende, hat eine große Sache mit der Methode des Befriedens von Leiden gelehrt. Wenn ihr all diese verschiedenen Lehren zusammennehmt, dann werden die verschiedenen Aspekte davon, jeder einzelne davon, in dieser Praxis des Chöd der Machig Labchi Drölma verkörpert.


[1] Hier dürfte ein Übersetzungsfehler im Originaltext vorliegen, da die Krankheiten in der tibetischen Medizin gewöhnlich in Wind-, Galle- und Schleimkrankheiten eingeteilt werden. (Anm. d. Ü.)


Aus den Belehrungen zum Chöd, von Garchen Rinpoche. Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus). Möge es von Nutzen sein!


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