In den 70er Jahren fand unser Familienurlaub häufig im Bayerischen Wald statt. Ein beliebtes Ausflugsziel war die “Hermannskapelle”, ursprünglich im 14. Jahrhundert von dem “seligen Hermann”, einem frommen Einsiedler, erbaut. Das erste Mal gingen wir aus Spaß hin, weil mein Vater Hermann hieß. Die anderen Jahre zog es uns wiederholt dorthin, weil es einer dieser magischen Orte war, die einen aufgeheimnisvolle Weise ansprechen, ohne dass man es begründen kann. Einmal war der Pfarrer da und ließ sich von meinem Vater überreden, die verschlossenen Nebengebäude ausnahmsweise zur Ansicht zu öffnen. ich vermute, da wird eine kleine Spende geflossen sein, aber es war ohnehin schwer, meinem Vater standzuhalten. Meinen staunenden Kinderaugen eröffnete sich folgendes, zunächst recht gruseliges Bild:
Der Pfarrer erkärte uns das so: Bei den vielen Hozfällarbeiten wurden damals oft Gliedmaßen verletzt. Mangels Schutzkleidung fuhr die Axt rasch mal in einen Fuß. Dann wurde für rasche Heilung gebetet – und wenn das Gebet erhört wurde, brachte man zum Dank geschnitzte Glieder in die Kapelle.
Schade, dass es nicht zu meinen Talenten gehört, historische Romane zu schreiben; diese Kapelle wäre ein reizvolles Thema.
Auf die Bilder stieß ich jetzt gerade nur, weil meine Mutter sie digitalisieren ließ. Mehr Infos zur Kapelle gibt es HIER.