Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Eine Mogelpackung mit 16 Megapixeln

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Mit dem vollmundigen Slogan "Fotografieren wie ein Profi mit dem GALAXY S5" bewirbt Samsung sein seit 11.04.2014 erhältliches Smartphone-Flaggschiff. Der Hersteller verspricht mit der 16-Megapixel-Kamera eine "neue Realität der mobilen Fotografie" auf DSLR-Niveau.

Ein guter Grund, zumindest für Hobby-Fotografen und Blogger, sich das großspurig beworbene Smartphone in einer Zeit, in der vom Frühstücksmüsli bis zum Sonntagsspaziergang so ziemlich alles fotografisch festgehalten wird, zuzulegen.

Mit einem alten Nokia N8 (12-Megapixel-Kamera mit Carl-Zeiss-Optik), das bereits im April 2010 (also ziemlich genau vier Jahre vor dem Samsung Galaxy S5) auf den Markt kam, muss man sich angesichts solcher phantastischen Versprechungen technisch vollkommen abgehängt vorkommen.

Und in der Tat bietet das Samsung-Flaggschiff im Vergleich viele schöne technische Neuerungen, sodass man hier von einem evolutionären Fortschritt sprechen kann. Bei der Kamera sieht die Realität jedoch leider anders aus.

Der heiss beworbene Fokus funktioniert häufig schlichtweg nicht: Obwohl der grüne Fokus-Kreis dem Fotografen Scharfstellung suggeriert, ist das Motiv bereits auf dem Display offensichtlich vollkommen unscharf. (auch bei ausgeschaltetem "Selektivem Autofokus") Auch mehrmaliges Nachfokussieren ändert daran nichts; zumeist nicht einmal ein (mehrfacher) Neustart der Kamera-Anwendung.

Selbst im Alltag, bei durchschnittlichen Lichtverhältnissen, ist die Kamera des Samsung Galaxy S5 damit schlichtweg unbrauchbar.

Dabei muss es sich um einen Software- und nicht um einen Hardware-Fehler handeln, denn wenn der Autofukus mal funktioniert, dann macht das Galaxy S5 - unter guten Lichtverhältnissen - zumindest durchschnittliche Fotos.

Das Qualitätsmanagement von Samsung scheint die Fehlfunktion wenig zu kümmern. Auf eine detaillierte Fehlerbeschreibung erhält man die pauschale Antwort, man solle sich die App "Smart Tutor" für den kostenfreien Fernwartungsservice installieren.

Na klar, wenn man dann irgendwo unterwegs ist und das Phänomen mit dem Fokus tritt gerade in einem unpassenden Moment auf, dann hat man noch die Nerven über das (nicht ganz kostenfreie) Mobilfunknetz den Fernwartungsservice zu kontaktieren, der einem dann auf dem Smartphone rumschnüffelt...

Doch auch bei richtig fokussierten Aufnahmen lässt die Qualität zu wünschen übrig.

Die übertriebene Rauschreduzierung, die es dem Galaxy S5 wohl ermöglichen soll, "unter schwierigen Lichtverhältnissen" brauchbare Fotos zu machen, lässt bei Motiven mit feinen Strukturen "Pixelbrei" entstehen. (Stichwort: Natur-Fotografie) Detail-Reichtum trotz vermeintlicher 16-Megapixel-Kamera Fehlanzeige!

Die softwareseitige Nachschärfung der Aufnahmen prodzuiert dafür häufig unrealistische dunkle/schwarze Punkte und Linien.

Von DSLR-Niveau keine Spur!

Und wagt man den Vergleich zum bereits angesprochenen, betagten Nokia N8, so muss man im Ergebnis leider feststellen, dass das Nokia-Smartphone - jedenfalls in Sachen Details - die Nase mit seinen 12 Megapixeln vorne hat.

Ganz peinlich wird es für das Galaxy S5, wenn man den Vergleich zu einer DSLR (Canon EOS 450D, 12,2 Megapixel, seit April 2008 erhältlich) tatsächlich einmal anstellt, wie die nachfolgenden Aufnahmen belegen.

Zunächst ein Vergleich der Abbildungsformate:

Abbildungsformate der EOS 450D, des N8 und des S5 im Vergleich

Die Test-Fotos wurden unter durchschnittlichen Lichtverhältnissen gemacht und nicht nachbearbeitet.

Bereits gleich beim ersten Test-Motiv trat die Fehlfunktion des Auto-Fokus auf: Was in der verkleinerten Ansicht noch annehmbar aussieht, erweist sich in voller Darstellung jedoch als völlig unbrauchbar. Die Aufschrift auf dem Schild "Vorsicht Rutschgefahr!" ist überhaupt nicht zu erkennen, geschweige denn lesbar. (siehe 1:1-Ausschnitt weiter unten)

Sala-Thai Pavilion im Kurpark von Bad Homburg

Die feinen Strukturen von Verästelungen und Grashalmen gehen durch die Rauschreduzierung des Galaxy S5 verloren, die Nachschärfung erzeugt unrealistische Punkte und Striche. (siehe 1:1-Ausschnitt weiter unten)

Kaiser-Wilhelms-Bad im Kurpark von Bad Homburg

Die Verästelungen der kahlen Bäume im Hintergrund werden als "Pixelbrei" dargestellt. (siehe 1:1-Ausschnitt weiter unten)

Elisabethenbrunnen im Kurpark von Bad Homburg

1:1-Ausschnitte:

"Vorsicht Rutschgefahr!" Auf den Fotos, die mit der EOS 450D und dem N8 aufgenommen wurden, gut lesbar - auf der Aufnahme des Galaxy S5 trotz mehrfachen Nachfokussierens überhaupt nicht zu erkennen.

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

EOS 450D und N8 bilden viele Details des Pavilion-Daches ab - das Galaxy S5 leider nicht. (Das Foto des Galaxy S5 wurde mit einer Verschlusszeit von 1/387 Sek. aufgenommen, sodass eine verwackelungsbedingte Unschärfe auszuschließen ist.)

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die Strukturen der Klinkerstein-Mauern des Kaiser-Wilhelms-Bades sowie der kahlen Baumkronen dahiner lassen sich bei der EOS 450D und beim N8 gut erkennen - beim Galaxy S5 Fehlanzeige.

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Bei den Details der Gras-Strukturen liegen beide Smartphones deutlich hinter der EOS 450D zurück. Das Foto, das mit dem S5 aufgenommen wurde, weist darüber hinaus (insb. rechts unten) die angesprochenen dunklen Punkte auf, die nurch das Nachschärfen entstehen.

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die Strukturen auf den Büsten am Elisabethenbrunnen stellt die EOS 450D am besten dar. Bei der Aufnahme des S5 fällt wieder auf, dass die betont kontrastreichen/dunklen Abgrenzungslinien Schärfe suggerieren sollen. Struktur aub den Büsten ist jedoch kaum zu erkennen.

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Auch bei den feinen Verästelungen im Hintergrund des Elisabethenbrunnens zeigen sich wieder gravierende Unterschiede: Während die EOS 450D die einzelnen Äste und sogar Knospen darstellt, bildet das S5 wieder nur "Pixelbrei" ab.

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Die unbrauchbare Kamera des Samsung Galaxy S5

Fazit:

Selbst wenn die fehlerhafte Fokussierung des Samsung Galaxy S5 gerade mal funktioniert, sind die Fotos wenig detailreich. Der Vergleich mit einer echten DSLR erübrigt sich. Selbst das gute alte Nokia N8 bildet mit seinen 12 Megapixeln deutlich mehr Details, als das Galaxy S5. Wenn man die Kamera des S5 hinsichtlich der Detailgenauigkeit vergleichen will, dann mit einem guten, soliden 5 Megapixel-Handy, wie z.B. dem Nokia N82 aus dem Jahr 2007. Die angegebenen 16 Megapixel sind jedenfalls eine echte Mogelpackung. Der Werbeslogan nennt es dementsprechend wohl bewusst "Neue Realität", was erstmal nur aussagt, dass die Kamera des S5 "neu" ist - und sagt nichts über die "Qualität" aus. Aufgrund des gravierenden Fokus-Fehlers währe wohl "unbrauchbar" die treffenste Produktbeschreibung.

Die unbearbeiteten Testfotos des Kameravergleichs in Original-Auflösung stehen zum Download (210.506 KB) bereit.


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