Die Skepsis, die mich nie verlässt

“Ich bin mir ganz sicher, ihr werdet euch prima verstehen!”, spricht meine Freundin mir gut zu. Wir sind auf einen Geburtstag eingeladen und diese eine Person kenne ich noch nicht. Ich habe schon öfter etwas von ihr gehört und anscheinend soll sie ziemlich cool sein. Aber mal sehen. 

Dann sind wir da. Essen und unterhalten uns fröhlich. Plötzlich fängt sie vor versammelter Mannschaft an von ihrem Sexleben zu erzählen. Ähhh, okay. Ich glaube ich hör nicht richtig. Ich schaue sie ungläubig an und fange an sie abzustempeln. Ich bin zwar nicht verklemmt, was das Thema angeht, allerdings scheint es mir für ein Treffen mit fremden Personen, die zuhören, unpassend. Den ganzen Abend über ist sie mir zu quirrlig, plappert vor sich hin und gibt unpassende, wenn nicht sogar beleidigende Kommentare ab – natürlich verpackt mit einem süßen Lächeln und hoher Stimme. Nein, die mag ich nicht, denke ich. Meine Freundin hatte sich wohl geirrt. So richtig auf einen Nenner kommen wir nämlich nicht. Ich bin froh als der Abend vorbei ist und wundere mich, wie meine Freundin denken konnte, dass wir uns super verstehen würden.

Einige Wochen später treffe ich sie wieder. Total freundlich, höflich und normal. Wir unterhalten uns und irgendwie ist sie mir plötzlich doch sympathisch. Wieso? Ich weiß es nicht. Ich fange an zu überlegen, warum mir ihr Verhalten so gar nicht gefallen hatte. Sie war einfach ehrlich und offen. So bin ich eigentlich auch. Aber trotzdem war ich skeptisch. Das bin ich immer.

Jemand sagt mir, dass ich dies und jenes lieben werde, und meine Erwartungen steigen unbemerkt ins Unermessliche. Dann sehe, probiere, höre ich es und denke mir: Das war jetzt alles? Ich habe hohe Anforderungen und bin skeptisch dazu. Bevor ich jemanden mag, überlege ich erst dreimal, wie die Person so drauf ist. Früher habe ich Menschen zu schnell vertraut, das tue ich immer noch – aber erst nach der anfänglichen Skepsis. Ich brauche einen Moment, muss die Person einschätzen. Ich bin ein kleiner Skeptiker geworden und bereue es selber, aber ich kann es nicht abstellen. Ich muss mich absichern und abwägen, bevor ich weiterschauen kann. So ist das eben mit mir.


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