Die Revolution ist abgesagt

Schluss jetzt! Aus meiner ausgerufenen Revolution in der Fotografie konnte ich keine Massenbewegung machen. Einige Fotografen konnte ich zum Nachdenken bewegen, einige haben sich mit meinen Gedanken angefreundet. Der große Ruck ist ausgeblieben. Auch die Abwendung vom sauberen Bild fand kein größeres Verständnis. Mit Sicherheit ist es viel zu unbequem, gegen den Strom zu schwimmen. Wie schon immer in der Kunst bleibt Kunstschaffen eine Einzelhandlung. Auf Masse zu hoffen entwertet die Kunst. Deshalb macht es wenig Sinn, ständig zu erklären, wie man zu diesem oder jenem Ergebnis gekommen ist.

Über Clean und Unclean haben wir uns ja schon ausführlich unterhalten. An vielen Orten und Stellen diskutieren Fotografierende über das „ehrliche Bild“ und Methoden diese Ehrlichkeit zu beweisen. Vor rund fünf Jahren wollten viele Analogfotografen beweisen, dass Ihre Bilder „out of box“ und ehrlich seien. Heute machen es die Digitalfotografen nach. Die Analogen sonnten sich in der Beweisgnade von Fuseln und Kratzern, den Digitalen wird diese Gnade auf natürlichem Weg nicht zuteil. Es sind schon erste Digitalbilder gesichtet worden, bei denen Fussel und Kratzer nachträglich eingefügt wurden. Schöne, verrückte Welt. Witzig wird es, wenn im Begleittext erklärt wird wie das mit der Fusselproduktion funktioniert.

Die Revolution ist abgesagt

Möglicherweise widme ich den Rest meines fotografischen Lebens der natürlichen Fussel- und Kratzerzucht. Ist es nicht so, dass wir hierin einen unverbrüchlichen Beweis für das wahre Leben finden? Wenn ich durch eine Ausstellung von FineArt-Bildern stolpere, wird mir oft blümerant. Wie glatt und fein ist alles, wie sauber und korrekt. Wäre ich nicht so wie ich bin, hätte ich auch Beamter werden können. Daraus wurde nichts und es hätte auch niemals gut gehen können, weil ich lieber quer als konform denke. Gute Voraussetzungen für ein Künstlerleben. Allerdings sollte man beachten, dass Künstler von ihrer Einzigartigkeit leben. Was bringt es also, wenn ich hier herausblase, dass dieses Bild mit dem „Spürsinn G50 Type 2“ im Format 9×12 cm aufgenommen und mit „HCD“ im Mischungsverhältnis 1+9, 10 Minuten, entwickelt wurde? Möglicherweise noch Kamera, Objektiv, Verschlusszeit, Blende und Aufnahmeort gefällig? Wären da nicht meine mir eigenen Fussel und Kratzer, könnte jeder dieses Bild nachstellen und die Kunst der Fotografie reduziert sich auf das Entdecken des Motivs. Auf dieser Basis macht die fotografische Revolution keinen Sinn und wird hiermit abgesagt.


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