Die getonte Welt

Die getonte WeltEinen nicht unerheblichen Teil meines Dunkelkammerdaseins habe ich mit der Tonung von Bildern verbracht. Sepia, eine sehr beliebte Tonung, habe ich sozusagen Monate meines Lebens geschenkt. Aber auch Gelb-, Gold-, Blau- und Grüntonung ließen meine schwarzweiße Welt ein wenig bunter werden. Als vor weit über 10 Jahren die elektronische Bildbearbeitung bei mir einzog panschte ich nicht mehr in Chemie, sondern ließ kleine Regler über meinen Bildschirm huschen. Und auch hier brauchte ich wieder Jahre, bis ein schwarzweißes Bild in angemessener Tonung erstrahlte. Niemand hat behauptet, dass Fotografie ein einfaches Geschäft ist, aber niemand kann sich vorstellen wie unzufrieden man mit seinen Ergebnissen sein kann, wenn man weiß was man eigentlich haben möchte aber die Resultate dem nur nahe kommen.

Ich bin nicht sicher ob alle Leser dieses Artikels wissen was es mit der Tonung eines Bildes auf sich hat. Durch die zusätzliche Farbgebung soll weniger einem Trend zum Nostalgischen, sondern der Verbesserung der Bildwirkung gedient werden. Es ist nun einmal grundsätzlich so, dass ein reines Schwarzweiß-Bild bei feiner Detaillierung der Bildinhalte das Auge überfordert. Durch eine zusätzliche Farbgebung kann man die Überforderung durchbrechen. Bei reinen Schwarzweiß-Bildern redet man von Duoton und bei getonten Bildern von Triton. Wäre ich Psychologe, wüsste ich, was Duoton mit dem Sehsinn anderes anstellt als Triton. Aber egal, es ist so wie es ist.

Nach einigen Jahren höchster Zufriedenheit in der digitalen Endbearbeitung meiner Bilder drängt es mich nun wieder mehr und mehr zurück in die Dunkelkammer. Es mag anachronistisch anmuten, wenn man sich nach Chemiegeruch und rotlichtiger Dunkelheit zurück sehnt. Aber gleichzeitig möchte ich etwas zurück erobern, in dem ein Bild auf den Punkt genau den Ausdruck annimmt, den ich mir in meinen wilden Bildträumen wünsche. Aber was unterschiedet den digitalen vom chemischen Weg?

Der Überbegriff „Tonung“ legt den Schluss nahe, dass ein Bild einfach nur einen zusätzlichen Farbton bekommt. Wer nicht genau weiß auf was es ankommt, wird durch den aufgebrachten Farbton in dieser Mutmaßung bestätigt. In Wirklichkeit werden aber durch die Tonung Schwarztöne verstärkt. Digital lässt sich dies nicht erzeugen. Hier bleiben die Schwärzen so wie sie sind und nur die Zwischentöne in der Spanne zwischen hellem Weiß und dunklem Schwarz werden verändert. Ein digitaler Ausweg wäre die Veränderung des Kontrastes, was aber nicht Ziel der Aktion sein soll. Der chemische Weg verdichtet das Schwarz und stuft Grautöne kräftig bis sanft-weich in dem beigegebenen Ton ab, ohne den Tonwertumfang zu verdichten. Die Erklärung erscheint mir einfach, weil ich weiß wie es aussieht … der geneigte Leser mag hier die Stirn in Falten legen. Der Clou ist jedoch, dass sich die Bildwirkung der Tonung auf Abzügen aus der Dunkelkammer deutlich zeigt, in einer Digitalisierung jedoch ihre Wirkung verliert. Dies liegt an der Technik der Digitalisierung, die nicht auf Schwarzweiß, sondern auf den Modus RGB, also Farbe, ausgelegt ist. Schwarz und Weiß sind für den RGB-Modus Mischtöne. Schwarz und Weiß sind für einen Schwarzweiß-Abzug aus der Dunkelkammer natürliche Farben. Schon wieder eine Erklärung, die man einmal gesehen haben muss, bevor man sie versteht. Macht nichts. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit zum Besuch einer Ausstellung, in der sich Fotokünstler in den alten Techniken ausgetobt haben.

Ganz am Ende dieses Artikels kommt nun die Frage auf, warum ich ellenlang darüber schreibe und nicht einfach in der Dunkelkammer meiner tönenden Leidenschaft nachgehe. Wer mit Chemie panschen will, muss Chemie haben. Leider gibt es zurzeit extrem wenig zuverlässige Produkte zu kaufen, die das bieten was ich haben will. Einige Hersteller bieten Produkte an, die auf dem Etikett das versprechen, was sie in der Realität nur unzureichend erfüllen. Ist das nicht traurig? Der Grund hierfür scheint schnell gefunden. Breitflächig wird Gewinnmaximierung betrieben. Dies bedeutet, dass mit preisgünstigsten Zutaten eine Suppe angerührt wird, die irgendwie das macht, was sie machen soll. Das „irgendwie“ wird zum Stigma. Aus früheren Jahren kenne ich das anders. Wenn man dann auch noch nähere Informationen über Wirkweise und Arbeitsverfahren haben möchte, wird es plötzlich ganz dunkel. Wer sich auf Informationssuche auch noch durch einschlägige Foren treiben lässt, steht dicht vor einem Brechreiz. Entweder schreiben da Leute die unkritisch anwenden und über kleinste Ergebnisse schon glücklich sind, oder es wird ein marktschreierischer Ton angeschlagen … Vermutung: sponsored by Hersteller/Abfüller/Händler … oder Anbieter lobt sich selbst über den grünen Klee hinaus. Grüntonung, weil mir dabei speiübel wird! Würden diese Eigenlobpreisungen auf einer eigenen Firmen-Plattformen, Web-Sites oder sonst was stehen, wäre das in Ordnung. Aber nein, rein gemeißelt in Anwenderforen wird Pressargumentation betrieben, die unter dem Deckmantel der Aufklärung fürs Volk die übelste Art der Werbung darstellt. Und wären die Produkte dann auch nur halb so gut, wie sie dargestellt werden, dann könnte man vielleicht noch lächeln. Aber nein. Ich will in meiner Dunkelkammer nur ein wenig Tonung machen, habe Träume und Visionen, weiß aus der Vergangenheit wie es aussehen muss und fühle mich jetzt nur noch verarscht.


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