Kann man sich verlieben, wann immer man möchte? Oder jemanden in sich verliebt machen?
Momentan kursieren durch das Internet “36 Fragen”, die der Psychologe Arthur Aron eigentlich schon vor ca. 20 Jahren entwickelt hatte. Er sagt: “Stellen Sie einander diese 36 Fragen, beantworten Sie sie ehrlich und sehen Sie sich anschließend 4 Minuten in die Augen” – und dann ist man verliebt?
Mandy Len Catron von der NY Times hat es ausprobiert – und offenbar hat es bei ihr geklappt. Jetzt ist diese “magische Wundermethode für Verliebtheit” plötzlich in aller Munde und wir fragen uns zu Recht:
Funktioniert das wirklich?
Ja, das kann tatsächlich funktionieren. Sehr häufig – so habe ich es in meiner Praxis und auch in meinem Leben erlebt – trifft man nämlich genug Menschen, die gut zu einem passen würden – aber irgendwie springt einfach der Funke nicht über. Oft genug ist zum Beispiel einer von beiden zu nervös oder man hat Angst sich zu blamieren, versuch den anderen zu beeindrucken von sich oder sich vor irgendetwas zu schützen. Und genau das verhindert fast immer ganz zuverlässig das Gefühl von gegenseitiger Sympathie, von Nähe und demnach auch von Verliebtheit.
Die Fragen von Dr. Aron gehen ganz gezielt in diese Bereiche und sorgen dafür, sich dem Gegenüber zu öffnen, auch Dinge zu sagen, die ein bisschen peinlich sind, dem anderen zu sagen, was man an ihm mag und so weiter.
Mit diesen Fragen kommt man gar nicht dazu, die ewigen Tabuthemen Job, Expartner, Sorgen, Politik und so weiter anzuschneiden, die so zuverlässig Nähe und Sympathie verhindern. Man redet tatsächlich nur über das, was einen als Mensch und als Partner ausmacht.
Soll ich jetzt mit einem Fragenkatalog zum Date?
Nein, auf keinen Fall! Es gibt doch eigentlich nichts Schlimmeres, als wenn man bei einem Date ist und das Gefühl hat, der andere arbeitet einen Fragenkatalog oder eine Liste mit einem ab. Das ist wirklich der Killer für jeden Anflug von Verliebtheit.
Beim Studieren der Fragen habe ich allerdings bemerkt, dass mein Mann und ich uns damals, als wir uns kennenlernten, ganz ungezielt und unabsichtlich einige dieser Fragen gestellt und beantwortet haben bzw. dass wir sehr offen über solche Dinge geredet haben, die Dr. Aron in seinen Fragen abbildet. Kein Wunder also, dass wir sehr schnell das Gefühl hatten, den anderen gut zu kennen, dass wir uns sympathisch und interessant fanden.
Bei uns hat es perfekt funktioniert: Nach unserem ersten Date wusste ich, den will ich heiraten. Bei unserem zweiten Date machte er mir einen Antrag. Ich habe ja gesagt. Das war 2007 – Tendenz steigend. ;-)
Wie kann diese Fragen dennoch anwenden?
Man muss nicht gleich mit dem ganzen Fragenkatalog zu einem Date – aber man kann von den Fragen etwas lernen.
Viele dieser Fragen trainieren wir zum Beispiel auch in meinen Seminaren “Flirt Talk” bzw. “Flirt & Dating” – hier kannst Du die Wirkung ganz unverbindlich ausprobieren, ohne dass es gleich zu einem echten Date kommt.
Die ersten Fragen lauten:
1. Wenn Du unter allen Menschen auf der Welt wählen könntest, wen würdest du gerne zum Essen einladen?
2. Würdest Du gerne berühmt sein? In welchem Bereich?
3. Legst Du dir jemals die Worte zurecht, bevor Du jemanden anrufst? Warum?
4. Was macht für Dich einen „perfekten“ Tag aus?
5. Wann hast Du zum letzten Mal für dich selbst gesungen? Und wann für jemand anderen?
6. Wenn Du 90 Jahre alt werden könntest, was würdest du für die letzten 60 Jahre lieber haben: Den Körper oder den Geist eines 30-Jährigen?
7. Hast Du insgeheim eine Vermutung, wie Du sterben wirst?
Hier geht es zum Beispiel darum, die Fantasie des Gegenübers anzuregen, nicht über den Alltag sondern über das zu reden, wovon man träumt oder auch wovor man sich fürchtet und eben auch darum, etwas von sich preiszugeben.
Wie Du vielleicht sehen kannst, wechseln sich die Fragen sehr gut ab: Die erste ist eine, die sicher angenehm ist und sich zumindest auf den ersten Blick um jemand anderes dreht. Aber es sagt sehr viel, wen man wählt. In der zweiten Frage gibt man etwas von sich preis – das eigentlich auch eher angenehm ist und vielleicht heimliche Träume offenbart.
In der dritten Frage geht es um etwas, das vielleicht ein bisschen peinlich – aber dafür so menschlich ist. Haben wir das nicht alle schon mal gemacht?
Die vierte Frage ist wieder eine für die Fantasie und eine sehr angenehme – der perfekte Tag. Vielleicht passen die Vorstellungen ja zusammen!?
Dann wird es wieder auf eine heitere Art ein bisschen intimer – vielleicht sogar peinlich? Ich singe gerne beim Autofahren… es hilft mir, mich zu konsentieren, ohne das mir langweilig wird. Vielleicht macht mich das sympathisch?
Und dann wird es wieder ein bisschen ernster… doch nicht vergessen: Vor Dir sitzt der Mensch, von dem Du wissen möchtest, ob er den Rest Deines Lebens mit Dir verbringen will und sollte!
Verbundenheit erzeugen
Bei vielen dieser Fragen kann man sehen, ob man sich mit dem Gegenüber verbunden fühlt, ob es einem genau so auch geht, ob man Gemeinsamkeiten hat. Und dann wird es ganz offensichtlich verbindend:
8. Nenne drei Dinge, von denen Du glaubst, dass sie Dein Gegenüber und Du gemeinsam haben.
Genau das kann man auch bei jedem “richtigen Date” ganz nebenbei einstreuen: Wenn Du das Gefühl hast, Du hast mit Deinem Date etwas schönes gemeinsam: Sag es auch!
Das ist das Geheimnis
Alle Fragen zielen immer wieder darauf ab, sich dem anderen so zu zeigen, wie man wirklich fühlt. Etwas von sich zu erzählen, bei dem man sich nicht verstellt, sondern auch über Dinge zu reden, die einen traurig machen, die vielleicht peinlich sein könnten, von denen man heimlich träumt und dem anderen zu zeigen, was man an ihm/ihr mag, was man gemeinsam hat und sich nicht voreinander zu verstecken.
Und genau das ist es doch, was wir uns wünschen: Jemanden zu treffen, der sich nicht verstellt oder versteckt. Jemand, der echt ist und menschlich und nahbar. Jemand der Fehler hat, genau wie wir und der sie zugeben kann, der uns nicht versucht zu blenden und zu beeindrucken – sondern der freundlich und herzlich ist und seine Gedanken mit uns teilt – ohne sofort ins Jammern oder in Bedürftigkeit zu rutschen. Jemand der interessant ist und Träume hat. Wir alle haben Träume – wir reden nur so selten darüber – vor allem nicht mit Fremden. Vor allem nicht, wenn wir uns nicht blamieren möchten…
Doch der Mensch, mit dem wir bereit sind, unser restlichen Leben zu verbringen, das MUSS jemand sein, vor dem wir uns auch blamieren können und der auch bereit ist, sich vor uns zu blamieren – der Fehler hat, genau wie wir. Der Träume hat, genau wie wir. Der nahbar ist – genau wie wir.
Vier Minuten Augenkontakt?
Natürlich ist es auch nicht empfehlenswert, bei einem Date oder in einem Flirt dem Gegenüber zu sagen: “So – und jetzt schau mir mal 4 Minuten in die Augen!”
Dennoch ist die Sache mit dem Augenkontakt ein sehr guter Hinweis: Die Augen sind das Fenster zu unserer Seele. Augenkontakt zu suchen und zu halten ist eines der intimsten und schönsten Dinge, die man mit jemand anderem teilen kann. Starr Dein Gegenüber nicht an – sondern lass ihn/sie auch in Deine Seele schauen. In meinem Seminar “Die Liebe finden” gibt es eine solche Übung, die alle Teilnehmer immer wieder tief bewegt und die fast allen einen starken Ruck in ihrem Herzen gibt und sie der Liebe ein gutes Stück näher kommen – nur durch eine einfach Übung mit Blickkontakt und “den richtigen Gedanken” dazu.
Wenn ich meinem Mann nah sein möchte, dann sehe ich ihm in die Augen. Wir müssen gar nicht reden dazu – es reicht, wenn wir uns mal wieder ein paar Minuten wirklich Zeit füreinander nehmen, um einander wirklich zu betrachten und beieinander zu sein. Einfach nur, indem wir uns wirklich ansehen.
Die magische Formel
Wer öfter Blind Dates hatte, der weiß aus Erfahrung, dass es genug Menschen gibt, denen man gar nicht so nah kommen möchte. Doch es gibt auch genug Menschen, die sind einfach sympathisch und bisher hat es nicht “geklickt” oder “gefunkt” und das ist die magische Formel, um es zu verändern:
– Versteck Dich nicht
– Versuch nicht, den anderen zu beeindrucken – schon gar nicht mit “großen Taten” oder Äußerlichkeiten
– Jammere und klage nicht
– Suche nach Gemeinsamkeiten und sprich darüber
– Erzähle von Dingen, die Dich wirklich im Herzen bewegen, von denen Du träumst
– Werde nahbar – gib auch etwas von Dir preis, das vielleicht ein bisschen peinlich ist
– Sage und zeige dem anderen, was Du an ihm/ihr magst
– Sprich über Dinge, die Dich mit dem anderen verbinden
– Finde Themen, in denen es um eine gemeinsame fiktive Zukunft oder Geschichte geht
– Nimm Dein Gegenüber wirklich wahr, suche Augenkontakt und sende ihm Liebe, Wohlwollen und auch erotische Gedanken
In diesem Artikel vom Focus sind die 36 Fragen im Einzelnen aufgeführt und recht gut übersetzt >>>
In meinen Seminaren kannst lernen und üben, wie es sich anfühlt, diese Haltung einzunehmen und so auf andere zuzugehen, dass es nicht darum geht, sich bloß nicht zu blamieren, sondern in Kontakt zu sein und Menschen wirklich kennen zu lernen und Spaß zu haben. Schau doch mal rein! >>>>