Island durchläuft zurzeit einen Trend, der die schwullesbische Community freuen sollte. Erst wurde die offen lesbisch lebende Jóhanna Sigurðardóttir im vergangenen Jahr zur isländischen Premierministerin gewählt (die erste Staatschefin, welche in einer gleichgeschlechtlichen eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt), nun haben die 49 Abgeordneten des isländischen Parlaments die Öffnung der Ehe für Homosexuelle beschlossen. Lediglich vierzehn Enthaltungen blieben, doch keinerlei Gegenstimmen- das heißt, es ist ein einstimmiger Beschluss. Somit wird der gesetzlichen Definition von Ehe der Zusatz „Mann und Mann“ sowie „Frau und Frau“ hinzugefügt. Nach der als gesichert geltenden Unterzeichnung des Gesetzes durch den Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson ist es rechtkräftig. Island ist somit das neunte Land der Welt, das die Ehe für Homosexuelle öffnete und das siebte in Europa. Das neue Gesetz erlaubt Lesben und Schwulen auch in der lutherischen Staatskirche zu heiraten, allerdings liegt die Umsetzung in der Entscheidungsgewalt des jeweiligen Pfarrers.
Im Bezug auf die Gleichberechtigung Homosexueller ist das kleine Land Island (lediglich 320.000 Einwohner) doch ein ganz großes. Bereits 1940 wurde Homosexualität legalisiert und die eingetragene Lebenspartnerschaft existiert seit 1996. Im gleichen Jahr wurde auch die Stiefkindadoption für verpartnerte Paare möglich. Seit dem 27. Juni 2006 können diese auch nichtleibliche Kinder adoptieren. Auch der Weg zur Insemination öffnete sich für lesbische Paare und Frauen.
Die große Mehrheit der Bevölkerung steht gleichgeschlechtlichen Paaren offen gegenüber und unterstützt den Prozess der Gleichberechtigung.
Während sich in Deutschland weiter mehr oder minder intensiv politisch gestritten wird, wie viele Rechte die Eingetragene Lebenspartnerschaft im Vergleich zur Ehe noch zugestanden werden sollen, geht Island einen Schritt, der nur begrüßt werden kann. Die Eingetragene Lebenspartnerschaft war im Übrigen schon vorher der Ehe gesetzlich weitestgehend gleichgestellt, sodass die jetzige Öffnung rein symbolisch verstanden werden kann. Doch klingt „Willst du mich heiraten?“ nicht einfach besser als „Willst du mit mir eine Lebenspartnerschaft eintragen?“. Könnten die Isländer_innen doch mehr von dem als von Aschewolken zu uns schicken.
Dresden entsendet einen herzlichen Glückwunsch!
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