„Die Geschichte ist künstlich, nichts ist so wie es geschrieben steht.“
Der kleine rundliche Mann unterstrich seine Worte, indem er mit dem Zeigefinger kreuzweise durch die Bierpfütze auf dem Tisch fuhr.
„Das ist nicht möglich, es gibt einfach zu viele Überlieferungen, sie können nicht alle gefälscht sein. Ausserdem stehen überall auf der Welt Bauwerke als Zeitzeugen. Zum Beispiel die Pyramiden.“
„Ach was, gerade bei den Pyramiden stimmt nichts. Sie sind keine Pharaonengräber, sondern beherbergen Tore zu einer anderen Welt.“
„Stargates?“ ich musste lächeln. Der Mann hielt Science Fiction für Realität.
Eine stämmige Kellnerin trat an unseren Tisch und schob ungefragt zwei frisch gefüllte Krüge durch die Bierpfützen. Zwei Tische weiter kotze sich einer die Seele aus dem Leib. Doch das schien niemand in der düsteren Kneipe zu stören. ‚Zur Hölle‘ hiess die Spunte und sie hätte perfekt ins Mittelalter gepasst – inklusive Personal und Gäste.
„Sie sind immer noch da.“ Der Mann beugte sich zu mir über den Tisch. „Darum ist bisher auch niemand auf dem Mond gewesen. Alle Mondlandungen wurden im Filmstudio gedreht. Der Mond ist ihr Stützpunkt, ihr Raumschiff mit dem sie gekommen sind.“
„Ja, ja, die üblichen Verschwörungstheorien. Chemtrails, HAARP, Nibiru etc.“
„Natürlich diskriminiert man die Wahrheit als Verschwörungstheorie. Das ist das Totschlagargument für alle kritischen Fragen. Dabei ist es so offensichtlich. Wir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters. Die Menschheit wird einen Bewusstseinssprung erleben. Sie wird auf eine höhere Ebene aufsteigen.“
„Zurzeit habe ich eher das Gefühl, das wir auf eine tiefere Ebene runterfallen.“
Doch der Mann liess sich nicht beirren.
„Wir werden dann wieder zum Mars zurückkehren, von dem wir ursprünglich stammen. Die Götter werden uns dabei helfen.“
„Die Götter?“
„Ja, sie leben im Innern des Mondes. Der ist nämlich hohl.“
„Ich dachte die Erde sei hohl – zumindest behaupten das einige.“
„Das stimmt, auch die Erde ist hohl. Es gibt eine innere Erde. Doch die Erdlinge, die dort leben, haben nichts mit uns zu tun. Sie verstecken sich vor dem hohen Gericht.“
Das wird ja immer irrer, dachte ich. Wie kann man in einer solchen Fantasiewelt leben? Doch dann spürte ich ein seltsames Gefühl in meinem rechten Bein. Als ich aufwachte, leckte mir mein schielender Psychokater den Fuss.
Eigentlich konnte man ganz gut mit verrückten Fantasien leben, fand ich. Meine Träume beweisen es jede Nacht.
Euer Traumperlentaucher