"Die Insel der besonderen Kinder"(Film & Graphic Novel)


Fünf Tage brauchte ich, um das Filmerlebnis von Tim Burtons Adaption zu Die Insel der besonderen Kinder zu verdauen. Das lag keinesfalls daran, dass ich den Film dermaßen schlecht fand, sondern an meiner Einstellung dazu. Diesbezüglich hat sich meine Haltung nämlich erst von "Ich möchte eine genaue Kopie des Buches" zu "Dies ist Tim Burtons Version dieser Geschichte" wandeln müssen, um eine faire Bewertung zustande zu bringen. Jedem der das Buch gelesen hat, möchte ich damit nur ans Herz legen, sich nicht zu sehr auf die Buchvorlage zu verkrampfen, dann werdet ihr auch nicht enttäucht. Wer diesem Rat nicht Folge leisten mag, der wird sich auf die ein oder andere Unstimmigkeit gefasst machen müssen.
Unverkennbar ist Burtons Stil in diesem Film, der sich hier aus vielen seiner vorangegangenen Werke zusammenzusetzen scheint. Eva Green als verschrobene (zu junge) Miss Peregrine erinnerte mich somit des Öfteren an frühere Rollen von Johnny Depp und Helena Bonham Carter; Enoch war der typische, düstere Einzelgänger á la Vincent; Emma (die mit Olive Aussehen und Begabung getauscht hat) erinnert stark an Alice im Wunderland oder Kim aus Edward mit den Scherenhänden (ich vermute mal, dass Burton einfach eine Schwäche für blonde, blasse, engelsähnliche Frauen hat und deswegen Olive als seine Protagonistin gewählt und etwas verändert hat); die Mischung aus Grusel und Humor ließ mich manchmal an Mars Attacks! denken und auch sonst, wird jeder, der ein paar Filme von ihm gesehen hat, ihn auch hier wiedererkennen. Wer Burton also liebt, der ist hier an der richtigen Stelle.
Was aber ist mit den Fans der Bücher? Kommen die auf ihre Kosten? Ich würde sagen: teilweise, denn anfangs hält sich Burton noch sehr an die Romanvorlage, ändert nur hier und da etwas und schmückt einige Szenen besonders aus, um den darin agierenden Figuren mehr Tiefe zu geben. Was die meisten jedoch aufregen wird (neben diesem Emma/Olive-Tausch der ja eigentlich nicht hätte sein müssen), ist das Ende. Dieses macht nämlich ziemlich klar, dass der Film für sich alleine stehen kann und demnach keine Nachfolger braucht. Man könnte natürlich daran anknüpfen, aber die Zuschauer, die das Buch vorher nicht gelesen haben, sollten mit dem Schluss zufrieden sein, denn, auch wenn er nicht dem wahren Ende des ersten Teils entspricht, ergibt er dennoch Sinn. 
 Lange Rezi, kurzer Sinn...
+Ich wurde auf jeden Fall gut unterhalten und als Burton-Fan auch zufrieden gestellt. Ich mag die Mischung aus Grauen und Humor, auch wenn das ganze dadurch manchmal ins Lächerliche gezogen wurde. Mit den meisten Darstellern bin ich auch mehr als zufrieden.
-Einige Änderungen hätten nicht sein müssen und verfälschten somit manchmal das Gefühl, welches ich beim Lesen noch hatte. Auch war mir, trotz der vielen jüngeren Kinder, der Liebesgeschichten-Anteil zu groß.

 

Was ReReads angeht, bin ich wirklich eine Null. Es gibt zwar viele Bücher, die ich gerne nochmals lesen würde, aber die Romane auf dem SUB sind dermaßen aufdringlich, dass ich kaum die Zeit finde, ein bereits gelesenes Buch nochmals in die Hand zu nehmen (abgesehen von Harry Potter). Dennoch wollte ich nicht darauf verzichten, mich ein wiederholtes Mal in die Welt der besonderen Kinder zu begeben, bevor ich den Kinosaal betreten würde. So entschied ich mich für das Lesen der Graphic Novel (wenig Text, viel Bild = perfekt um nochmal einzusteigen).
Die einfachen aber dennoch ausdrucksstarken Comiczeichnungen von Cassandra Jean mochte ich dabei sehr. Oftmals bleiben sie schwarz weiß, doch ab und ann spielt sie auch mit Farbe, was dem Ganzen noch etwas Charme verleiht. Erzählerisch bleibt sie dabei nah am Buch, sodass ich mich mit ihrer Hilfe an vergessene Szenen wieder erinnerte und mein Gedächtnis vorm Schauen des Films genügend auffrischen konnte (danke dafür).   
Natürlich geht im Comic alles viel schneller - fehlt es ihm doch an Text - dennoch kann ich ihn allen Fans der Reihe wärmstens empfehlen (also denen, die Comis mögen). Sonst ist die Lektüre des Buches dem Comic selbstverständlich vorzuziehen, da viele der handelnden Personen nicht die Tiefe und Zeit erhalten, die sie in den Büchern haben. Als Gedächtnisauffrischung vor dem Film oder der Lektüre des zweiten Teils ist die Comic-Adaption aber sehr gut geeignet. 

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