Die Hoffnung auf Amerika – Teil1 – Ein hartes Leben in unruhigen Zeiten


Die Hoffnung auf Amerika – Teil1 – Ein hartes Leben in unruhigen Zeiten

Hoffnung auf Amerika hatte bereits mein Vorfahre Jacob Heinrich Sattler vor über 150 Jahren. Noch bevor er seine Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben in einem freien Land umsetzen konnte starb er 1848, kaum 35jährig. Der nach seinem Vater benannte älteste Sohn, (geb. 11. Januar 1837) sollte diesen Traum verwirklichen.

Die Hoffnung auf Amerika – Teil1 – Ein hartes Leben in unruhigen Zeiten

1848 – Das Leben auf dem Land – harte Arbeit und Existenzsorgen

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Er war gerade 11 Jahre alt, als sein Vater starb. Das entbehrungsreiche Leben der Familie war von harter Arbeit geprägt. Die Existenzgrundlage bestand aus Landwirtschaft auf kargen Böden und Saisonarbeit als Handwerker.

Die ersten drei Jahre nach dem Tod des Vaters halfen die Nachbarn gemeinsam beim Bestellen der Felder mit. Dann musste “Henry”, wie er sich später nannte,  kaum dem Kindesalter entwachsen als Familenoberhaupt fungieren. Gemeinsam mit seiner Mutter musste er für die drei jüngeren Geschwister Johann, Phillipp und Henriette sorgen. Mit 14 hatten ihm die Nachbarn beigebracht, wie er säen und ernten musste, wie er Land kulitivieren und Obstbäume veredeln konnte. So übernahm er schliesslich die Arbeiten des kleinen Bauernhofs und verdingte sich wie schon sein Vater bei Bedarf als Zimmermann.

Geschichtliche Ereignisse warfen ihre Schatten voraus

Zu dieser Zeit gehörte Henrys Heimatort Beilstein zum Herzogtum Nassau, eine kleine Grafschaft des Hauses Nassau-Oranien. Es waren damals unruhige Zeiten; die revolutionären Umwälzungen betrafen auch diese Region. (1) Das im Zuge der Deutsche Revolution von 1848/49 eingeführte, auf allgemeinen, gleichen, jedoch indirekten Wahlen beruhende Einkammersystem wird schon 1851 wieder außer Kraft gesetzt. (2) Es kommt darüberhinaus zum Konflikt mit Preußen. Diese geschichtlichen Ereignisse führten dazu, dass Henry mit 21Jahren als Soldat einberufen werden sollte.

Die Hoffnung auf Amerika – Teil1 – Ein hartes Leben in unruhigen Zeiten

Familie im Westerwald (historisches Foto aus Nenderoth)

Die Grenze zum militärisch starken Königreich Preußen verlief nur einen Steinwurf von Henrys Haus entfernt. Hungersnot, die Angst vor einem Krieg und eine ungewisse Zukunft setzten der Familie zu. Bevor man ihn in eine Schlacht schicken konnte, fasste er den Entschluss, nach Amerika auszuwandern. Seine Familie würde er so oder so verlassen müssen und was die Zukunft bringen würde, nachdem die Revolution in Deutschland zu scheitern begann, wusste niemand. Alleine zwischen 1850 und 1870 verließen insgesamt etwa zwei Millionen Deutsche ihre Heimat in Richtung USA. Viele junge Männer und  Familien, sogar ganze Dörfer aus der Region Nassau zählten zu ihnen. (4)

Die Hoffnung auf Amerika – Teil1 – Ein hartes Leben in unruhigen Zeiten

Beilstein um 1820 – Die kleine gräfliche Residenz der Oranier gehörte zum Herzogtum Nassau. Nur zwei Kilometer entfernt verlief die Grenze zum Königreich Preussen

Der Kampf Preußens um die Vorherrschaft sollte nur wenig später dafür verantwortlich sein, dass das Herzogtum Nassau von der Landkarte verschwand. Nachdem Nassau im “Deutschen Krieg von 1866″ an der Seite Österreichs verloren hatte, wurde es von Preußen annektiert.

Henry machte das Wenige, was er besaß zu Geld, eine Kuh der Familie wurde verkauft, etwas Lohn, den er aus seiner Saisonarbeit zurücklegen konnte, war sein gesamtes Vermögen. Zusammen war es gerade so viel, dass er die Überfahrt würde bezahlen können. Alles andere wollte er sich mit Arbeit verdienen. Im Februar des Jahres 1857 machte er sich auf den Weg. Der junge Henry setzte seine Hoffnungen auf Texas. Berichte, die das Leben von Deutschen in Texas romantisch und in schillernden Farben darstellten, verstärkten seine Sehnsucht.

Ein Artikel von Hans-Udo Sattler

Lesen Sie auch:
Die Hoffnung auf Amerika – Teil1  Ein hartes Leben in unruhigen Zeiten
Die Hoffnung auf Amerika – Teil2  Der Aufbruch eines Untertanen
Die Hoffnung auf Amerika – Teil3  Ankunft in der neuen Welt
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Quellen – weiterführende Links

(1) wikipedia.org Die Revolution von 1848 – Herzogtum Nassau
(2) aus: Historisch-geographisches Informationssystem Über das Herzogtum Nassau
(3) Wikipedia.de: Nassau – Beilstein, Beilstein ist heute Ortsteil und Verwaltungssitz der Gemeinde Greifenstein in Mittelhessen.
(4) Phoenix, Deutsche in Amerika, youtube.com – uploader docjusreloaded, im Bericht wird der Ort “Sespenrod” erwähnt, der nur wenige Kilometer von Henrys Heimat entfernt war und deren Einwohner 1853 alle gemeinsam auswanderten

Foto Leiterwagen: by Rainer Sturm, pixelio.de
Foto aus: Nenderoth 993-1993, Die Chronik eines Dorfes
 

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