Die Beziehungsfrage: Wie hältst Du eine Dauerreisende?!

*Gastbeitrag von Carina @ Pink Compass*

Carina ist das Gesicht hinter Pink Compass, dem Reiseblog für Frauen, und selbst Dauerreisende. Im Juni startet sie die Solo auf Reisen-Wochenenden für Frauen um auch anderen beim Schritt zur ersten Solo-Reise zu helfen!

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Anmerkung von Conni:

Ich teile viele, aber nicht alle Ansichten in diesem Gastbeitrag. Allein schon weil ich auf Frauen stehe und sich da teilweise einige andere Aspekte auftun, die ich bald in einem anderen Blogpost besprechen werde für euch – und auch wie sich das ganze Thema Liebe und Beziehung überhaupt so verhält bei einer Digitalen Nomadin.

Trotzdem finde ich Carinas Beitrag sehr wichtig und veröffentliche ihn gerne um dich eventuell ein wenig zum Nachdenken anzuregen!

Und lies auch bitte den abschließenden Kommentar von Carina am Ende des Posts bevor du einen aufgeregten Kommentar hinterlässt!

Jetzt aber Vorhang auf für Carina!

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Überall in den englischen Blogs stapeln sich seit einiger Zeit die Artikel zu einem besonderen Thema:

“Date eine Backpackerin” hier, “Eine Reisende als Freundin ist toll, weil…” und natürlich die Gegenartikel a là “Date bloß keine Reisende!“

Und ich komme mir in der ersten Sorte vor, als würden wir angepriesen werden wie warme Semmel. Aber gleichzeitig in der zweiten danach, als sei das notwendig?! Denn mal ganz ehrlich – in diesen Artikeln klingen wir wie schwer vermittelbar!

Ich bin bei jedem dieser Artikel komplett zwiegespalten.

Denn einerseits erkenne ich mich in den Eigenschaften die sie beschreiben zu hundert Prozent wieder, zum anderen möchte ich aber auch nicht wie frischer Fisch auf dem Markt be- oder verschrien werden.

Fehlt nur noch dass irgendwann der Artikel kommt “Nimm zwei, zum Preis von einer!”

Schließlich sind wir so viel unterwegs, dass ließe sich zeitlich ganz gut einrichten.

Meine Bitte: lies solche Artikel nicht!

Denn: Sie verschaffen einen völlig falschen Eindruck von uns!

In manchen Artikeln klingt es, als hätten wir so unglaublich tolle Eigenschaften mit denen wir dein Leben bereichern, glücklicher und besser machen würden. Oh, das stimmt natürlich auch! Wir sind das, was man im Englischen einen “Keeper” nennen würde.

Wir würden dein Leben glücklicher, besser und schöner machen. Das Problem dabei ist nur: wir haben es nicht vor!

Nicht alle Reisenden sind automatisch auf der Flucht. Nicht alle Reisenden sind auf der Suche. Weshalb wir weder schwer vermittelbar, noch die Traumfrau schlechthin sind.

Wir haben nämlich ein eigenes Leben und sind verdammt zufrieden damit! Noch viel besser: Wir sind so sehr damit beschäftigt unser Leben zu genießen und es mit unendlich vielen Zielen, Träumen und Glücksgefühlen zu füllen, dass sich langsam eine ganz andere Frage stellt:

Weshalb sollte sich eine Reisende glücklich schätzen, dass jemand es nach all den Artikeln in Erwägung zieht mit ihr eine Beziehung anzufangen?

beziehungen reisen

Stellen wir doch mal hier die Realität klar:

Mit uns eine Beziehung einzugehen, ist viel zu anstrengend für dich!

Klar, der Kosten-Nutzen-Faktor eine Reisende zu umschwärmen, sie für sich einzunehmen und sie mit viel Glück halten zu können ist auf jeden Fall auf deiner Seite:

Du musst dich auch ordentlich ins Zeug legen, aber dann – ha! – dann hast du die perfekte Freundin gewonnen. (Google einfach mal “Date a girl who travels“, wenn Du mir nicht glaubst!)

Aber bis dahin, ist es ein langer, steiniger Weg…

reisen beziehungen

Step 1: Das Kennenlernen

Wahrscheinlich triffst Du uns zunächst in einer Hostelküche. Wenn Du Glück hast. Denn dort ist es noch am einfachsten auf jemanden zuzugehen und einfach Hallo zu sagen.

Das gilt natürlich nur, wenn Dir auf den ersten Blick klar ist: die Frau ist toll, mit der muss ich ins Gespräch kommen!

Das ist aber unwahrscheinlich, denn wir sind nicht von der Sorte, die einem direkt ins Auge sticht. Nicht, weil wir unansehnliche Backpacker sind, die Tage lang nicht duschen und in Gammelklamotten herumlaufen. Sondern weil wir so zufrieden mit uns selbst sind, dass wir gar nicht auffallen wollen.

Wir gehören nicht zu der Sorte “Schau her, hier bin ich!” und sind meist auch ohne Make-Up und Glitzer absolut zufrieden mit unserem Äusseren. Eine Sommerbräune und das glückliche Lächeln, das uns meist umgibt, sind Accessoire genug.

Wahrscheinlicher ist also, dass Du uns abends in der offenen Bar am Strand oder in einem gemütlichen Pub triffst. In einer Gruppe von anderen Reisenden. Da kann es nun mit dem Kennenlernen schon schwieriger werden, es sei denn, Du gehörst dazu.

Step 2: Klare Signale

Wir suchen nicht nach der Liebe. Wir würden natürlich nicht nein sagen, aber im Gegensatz zu vielen anderen Menschen und dem Glaube vieler Menschen, sind wir nicht ausschließlich auf der Suche nach einer besseren Hälfte.

Wir sind auf Reisen um glücklich zu sein, um zu lernen, zu staunen und zu LEBEN.

Also erwarte nicht von uns, dass wir jedes kleine Zeichen deuten, denn meist sind wir viel zu abgelenkt von unserem eigenen Leben, als dass uns dezente, subtile Signale auffallen würden.

Noch dazu, sind wir vermutlich schon bald am nächsten Ort oder zumindest mit dem Kopf vielleicht schon halb dort. Ich gebe zu, keine unbedingt glückliche Konstellation.

Das bedeutet aber nicht automatisch, das wir kein Interesse haben! Aber wenn Du glaubst, es passt, dann spuck es aus! Im schlimmsten Fall (also mit einem Korb bestückt), siehst Du uns wahrscheinlich sowieso nie mehr wieder…

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Step 3: Gib uns einen guten Grund!

Nun kommen wir wieder zur Frage von vorhin zurück: Warum sollten wir uns glücklich schätzen, dass Du Interesse hast?

Versteh mich nicht falsch! Vielleicht bist Du ein toller Mensch, aber der allgemeine Irrglaube ist, dass wir für die richtige Person alles stehen und liegen lassen würden um endlich (!) sesshaft zu werden.

Ich habe oft das Gefühl, es kommt nicht an, daher sage ich es noch einmal: Wir sind nicht auf der Suche und laufen auch vor niemandem weg!

Daher brauchen wir schon einen verdammt guten Grund, unser Leben anzupassen, Kompromisse einzugehen und Abstriche zu machen. Denn ja, auch das gehört zu einer Beziehung, dass ist uns allen klar.

Das Ding ist… unser Leben ist schon so reich an Glücksgefühlen, Freiheit, Selbständigkeit und Erfüllung, dass es schwer ist, dem noch etwas hinzufügen zu können. Nicht unmöglich, aber einfach wirklich, wirklich schwer.

Ich weiß, was nun überall in den Köpfen umherschwirrt. Das Wörtchen “Liebe”. Und ich bestreite nicht, dass das ein schlagendes Argument ist. Aber es ist auch nicht die Geheimwaffe, die alles schlägt.

Die Liebe sollte ein weiteres Puzzle-Teil sein und nicht erkauft werden müssen durch Einschränkungen, das Aufgeben von eigenen Träumen und schon gar nicht der Freiheit in irgendeiner Form.

Das macht es so schwierig. Und kompliziert. Aber so ist das Leben.

Und wird noch komplizierter, wenn Du den Schritt uns einen guten Grund geben zu können, sogar geschafft hast:

Der größte Knackpunkt: Wie halte ich sie?!

Falls Dir spontan diese Antwort in den Kopf schoss, hast Du schon fast gewonnen: Gar nicht!

Kennst Du das Sprichwort: Lass frei was Du liebst und es wird zu Dir zurück kommen? Genau dass muss Dein neues Motto werden.

Es geht nicht darum, jemanden festzuhalten, ihn an Dich zu ketten oder um Verlustängste. Dass musst Du alles aus Deinem Kopf und Deinem Wortschatz streichen.

Heutzutage sind die Menschen so unabhängig, so frei und selbständig, dass die klassischen Vorstellungen von Beziehungen meiner Ansicht nach völlig überholt sind.

Du hast nun also zwei realistische Möglichkeiten: Du lebst Dein eigenes glückliches Leben weiter, in der Gewissheit, das wir wie ein bunter Vogel immer wieder zurückkommen werden und küsst uns beim nächsten Abschied mit den Worten: Sei vorsichtig und genieß die Reise!

Oder du packst Deine Sachen und kommst mit.

Es ist einfach unrealistisch zu glauben, die Liebe alleine würde uns zu sesshaften Menschen machen. Also gebt euch dieser Illusion gar nicht erst hin. Vielleicht hält sie uns ein wenig länger an einem Ort, als normalerweise, aber sie wird nicht unser Wesen, unseren Charakter und unser Inneres verändern.

Also, grämt euch nicht, wenn es euch so geht wie den meisten und ihr nach dem ersten Abend schon aufgebt. Das ist ok. Wir erwarten auch gar nicht, dass ihr länger am Ball bleibt, weil wir wissen, wie anstrengend das für euch sein muss!

Und letztendlich ist es ehrlicher, als am Ende von uns zu erwarten, unser Leben komplett auf den Kopf zu stellen und ganz überrascht zu tun, wenn das nicht passiert!

Aber erwartet eben auch nicht, dass wir danach geknickt in der Ecke sitzen.

Die Wahrscheinlichkeit ist viel zu groß, dass wir dann schon auf dem Weg nach Südamerika sind um den Machu Pichu zu besuchen. Oder in Thailand durch Tempel streifen. Bestenfalls liegen wir irgendwo am türkisblauen Meer, im feinen Sand und denken an euch. Kurz. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen.

Und gehen uns dann beim Tauchen und Schnorcheln die Zeit mit den Meeresschildkröten und Korallenriffs dieser Welt vertreiben…

Dieser Artikel ist mit einem kleinen Augenzwinkern zu lesen, also nimm ihn nicht zu ernst und fühl Dich nicht angegriffen! Genauso wenig wie ich es tue, wenn ich wieder mal über einen Artikel stolpere, in dem steht, warum ich angeblich so tolles Beziehungs-Material wäre… oder eben nicht!

Schau auf jeden Fall bei Carina auf Pink Compass vorbei und folge ihr auf Facebook!

Wie siehst du das alles? Diskutier mit uns in den Kommentaren – friedlich ;)


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