Titel: Die Arena – Grausame Spiele
Autorin: Hayley Barker
Übersetzerin: Katharina Naumann
Format: Hardcover
Preis: 18,00 €
Seitenzahl: 479 Seiten
Verlag: Wunderlich Verlag
ISBN: 978-3-8052-0048-6
Bewertung: 3 Sterne
Rezensionsexemplar
Inhalt
London in der Zukunft. Die Gesellschaft ist gespalten: die Pures leben ihr Leben voller Luxus, Geld und Komfort, während die Dregs unterdrückt, ausgegrenzt und als Sklaven verschachert werden. Aus dieser Situation heraus wurde eine gefährlicher Zirkus gegründet. Dreg Kinder werden trainiert, um eine waghalsige und immer wieder tödliche Show abzuliefern. Genau in diesem Zirkus treffen sich Hoshiko und Ben das erste Mal. Er ist der Sohn einer der wichtigsten Pure Ministerinnen und sie die Hauptattraktion in der Arena. Mit dieser Begegnung verändert sich nicht nur alles für die beiden, sondern vielleicht auch für die ganze Welt…
Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich „Die Arena“ entdeckt und das Buch ist mir tatsächlich nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Der Inhalt klang super spannend und das Cover ist wirklich wunderschön gestaltet. Also habe ich kurzerhand den Verlag angeschrieben und ein Rezensionsexemplar zugesendet bekommen. Ich wollte wissen, was sich hinter „Die Arena“ verbirgt und habe die Geschichte dann in kurzer Zeit durchgelesen.
Es ist schon ziemlich lange her, dass ich eine Dystopie gelesen habe und meine Erwartungen an die Geschichte waren recht hoch. Der Klappentext versprach eine grausame, gefährliche Dystopie, die zwei junge Protagonisten hat, welche sich gegen alle Widerstände irgendwie auflehnen. Zumindest habe ich es teilweise so interpretiert und deshalb bin ich auch mit diesen Überlegungen an das Buch herangegangen. Es war vielleicht ein Fehler, so viel darüber nachzudenken, aber eine Dystopie mit einem gefährlichen Zirkus im Mittelpunkt klang einfach zu gut.
Leider muss ich sagen, dass mich die Geschichte doch nicht ganz so überzeugen konnte, wie ich es gern gehabt hätte. Man erfährt kaum etwas über die Gesellschaft in „Die Arena“. Es gibt wenig, bis gar keine, Informationen darüber wie es mit der Gesellschaft überhaupt so weit kommen konnte. Wieso wurde die Welt in Pures und Dregs gespalten? Was ist der Grund dafür? Wie konnte es soweit kommen? Alles bleibt vage und es wird einfach als gegeben angesehen. Natürlich ist der Blickwinkel, aus dem die Geschichte geschrieben ist, vielleicht für diese Informationen nicht gerade der Richtige, dennoch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Gleichzeitig wird recht schnell deutlich, dass es in diesem Buch keine Graustufen gibt. Es gibt fast ausschließlich schwarz und weiß. Die Pures, die unterdrücken, töten, bestrafen, sind die bösen und die Dregs, die leiden und keinerlei Rechte haben, sind die Guten. Die einzige Ausnahme bildet natürlich Ben, der wohl der einzige auf der ganzen Welt zu sein scheint, der wirklich reflektieren kann. Es ist schade, dass die Linien hier nicht verschwimmen und der Kampf gegen Ungerechtigkeiten quasi aus dem Nichts heraus entsteht, denn die Dregs allein können das niemals schaffen. Zumindest wurde mir das durch die Handlung so suggeriert. Ich hoffe der zweite Teil erleuchtet mich da etwas, denn Informationen über den Widerstand, der immer wieder angedeutet wird, würde mich wirklich sehr interessieren.
Wie schon erwähnt dreht sich die Handlung um zwei junge Protagonisten. Ben ist der Sohn einer sehr wichtigen und besonders grausamen Pure Ministerin, die das Ziel hat, zur Präsidentin gewählt zu werden. Er wirkt sehr fein, sensibel und ruhig im Vergleich zu seinen Mitschülern. Doch als der Zirkus in die Stadt kommt ist auch er hingerissen von den Lichtern, den Attraktionen und den Geheimnissen, die sich dort verbergen. Er möchte unbedingt die Show sehen, denn die Hochseiltänzerin, die er von seinem Fenster aus gesehen hat, hat ihn besonders fasziniert. Er will unbedingt sehen, wie sie auf dem Seil ihre Saltos schlägt. Doch als Ben im Zirkus sitzt und sieht, was dort geschieht wird ihm ganz anders. Er erkennt, dass die Dregs eben doch Menschen sind und nicht so behandelt werden sollten. Und das, obwohl er schon seit Monaten regelmäßig mit der Dreg-Dienerin des Hauses eine Art Freundschaft entwickelt hat. Aber da sie kein geeigneter Love-Interest ist, musste Hoshiko dazu auserkoren werden. Schließlich kann Liebe auf den ersten Blick alles richten. Zumindest wirkt es so. Ben fasst den Entschluss, die Hochseiltänzerin irgendwie zu retten und damit beginnt ein gefährliches Spiel.
Hoshiko ist fünf Jahre alt, als sie aus ihrer Familie gerissen und in den Zirkus verschleppt wird. Viel mehr wird aus ihrer Vergangenheit nicht erzählt, denn sie erinnert sich kaum und die Erinnerung überhaupt ist viel zu schmerzhaft für sie. Im Zirkus ist das Leben grauenvoll. Der Direktor, zwar selbst ein Dreg, behandelt seine „Attraktionen“ grausam und unnachgiebig. Wenn sie sich verletzen, lässt er ihnen kaum Zeit, sich zu erholen, schließlich wollen die Pures genau das: Verletzungen, Verstümmelungen, Tod. Darum geht es im Zirkus. Die Dregs sollen sich in Lebensgefahr befinden und ab und an sollte auch jemand sterben, damit der Zirkus weiter im Gespräch bleibt. Es ist ekelerregend. Den Kindern wird kaum etwas zu essen gegeben, sie dürfen sich nicht frei bewegen und sind den Launen der Pures komplett ausgeliefert. Es ist sehr bedrückend, wenn Hoshiko ihre Umwelt beschreibt. Sie ist selbst um die 16 Jahre alt und gehört deshalb schon zu den „erwachseneren“ Dregs, die im Zirkus leben. Normalerweise überleben die Kinder nicht so lange. Was mich etwas gestört hat war die Tatsache, dass sie sich wirklich sofort von Ben hat beeindrucken lassen. Sie will bzw. soll von außen die harte, abgeklärte Dreg sein, die alle Pures verdammt, weil sie ihr Leben zerstört haben. Doch als Ben auftaucht wird alles durcheinander geworfen, obwohl er kaum etwas dazu beiträgt. Sie setzt alles aufs Spiel, für einen Pure, über den sie kaum etwas weiß. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich das realistisch und gut dargestellt finde. Die gesamte Liebesgeschichte war für mich völlig an den Haaren herbeigezogen. Alles ging viel zu schnell, wirkt wie eine schlecht konstruierte Insta-Love und hatte für mich keinerlei Chemie. Ich habe es überhaupt nicht gespürt und denke, dass die Geschichte auch ohne diese Liebesstoryline funktioniert hätte. Warum muss Liebe der Ausschlag sein, um etwas verändern zu wollen? Kann es nicht einfach ein Umdenken sein, dass diese Welt und die Gesellschaft nicht richtig, sondern ungerecht ist? Angestoßen durch den Zirkus Besuch von Ben? Es hätten so viel mehr und bessere Argumente gefunden werden können und doch wird wieder eine Liebesgeschichte genutzt, um allen Ungerechtigkeiten zu trotzen.
Dennoch ist die Geschichte gut geschrieben. Hayley Barker weiß, wie man Spannung aufbaut und hat diese wirklich gut in das Buch eingebaut und auch genutzt. Der Unterhaltungsfaktor war definitiv gegeben und ich habe das Buch auch in kurzer Zeit beendet, denn ich wollte wissen, wie es weitergeht und auch, wie es ausgehen wird. In welche Richtung wird sich die Geschichte wenden? Das Ende könnte, für mich, gut und gerne so stehen bleiben aber da es einen zweiten Teil gibt, bin ich umso gespannter darauf, was noch auf mich warten wird und ob die Welt der Pures und Dregs brennen wird.
Fazit
Mit anderen Dystopien wie zum Beispiel „Die Tribute von Panem“ kann „Die Arena“ nicht mithalten. Die Grundidee ist großartig, doch die Umsetzung hatte dann doch einige große Schwächen. Ein Problem war für mich eindeutig die Insta-Love, welche über alle Widrigkeiten hinweg Rassismus und Ungerechtigkeiten ungeschehen machen will. Ben und Hoshiko kennen sich nicht, sie begegnen sich einmal im Zirkus und beide sind sozusagen unsterblich verliebt. Es ist unglaubwürdig und trotzdem wird dies als Anlass genommen, alles zu überdenken. Das hätte ich mir einfach anders gewünscht, denn ich bin sicher, dass die Geschichte auch ohne Lovestory gut funktioniert hätte. Das Buch war dennoch sehr unterhaltsam und ich bin gespannt wohin sich die Geschichte in Band 2 wenden wird.