Die Alta Valle Maggia – ein besonderer Höhenweg

Fusio

Das Tessin hat viele Vorzüge, das ist wohlbekannt. Bereits Heinrich Heine hat 1927 in seinem Buch “Klage um einen alten Baum” geschrieben:

 

Ich liebe nicht nur die Landschaft und das Klima, sondern auch die Tessiner.“

Das haben auch wir Canyonauten von Bergwasser Canyoning erkannt und haben uns das Tessin einmal aus einer anderen Perspektive angeschaut. Fernab von den wilden Schluchten des Tessin haben wir uns den Höhenwanderweg Via Alta Valle Maggia vorgenommen. Sechs Tagesetappen, 11.000 Höhenmeter in unberührter Natur liegen vor uns.

Die Alta Valle Maggia – ein besonderer Höhenweg

 

 

Und weil wir uns gerne als Puristen bezeichnen haben wir zu Beginn unserer Wanderung nicht die Seilbahn in Locarno zum Cimetta genommen sondern sind brav zu Fuß gestartet. Denn bereits das ist spektakulär und auch das ist Tessin: Die kleinen, engen Gäßchen, flankiert von weinbewachsenen Rustici muten etwas mittelalterlich an und sind teilweise so eng, dass gefühlt nur kleine Autos die Engstellen passieren können. Aber das Tessin ist eine gute Mixtur aus italienischer Emotionalität und schweizer Sekundärtugenden. Das will heißen, dass gerne, viel und laut kommuniziert wird, jedoch stets seriös und verläßlich geblieben wird. Eine hervorragende Kombination. Wir sind so beeindruckt, dass wir uns von einem kleinen Café verführen lassen dies noch ein Weilchen genießen.

 

Aber nun hinauf zum Cimetta

 

Der Ort Locarno endet bei Höhenmeter 483 abrupt und geht in Kastanienwälder über. Traumhafte Kastanienwälder. Und sofort beschleicht uns wieder ein Gefühl: Es ist viel zu schön, um weiterzugehen und das hinter uns zu lassen. Denn nur hier im Tessin gibt es noch große, unberührte und vor allem sehr alte Kastanienwälder. Durch die Verstädterung verfallen viele Dörfer und der Mensch greift kaum noch in die Fauna ein. Resultat ist ein ursprünglich gewachsener, surreal schöner Bergwald. Einfach Tessin.

 

Wir möchten nicht sagen, dass wir hier viel Zeit “verloren” hätten, aber weil wir unsere Unterkünfte geplant haben müssen wir nun wirklich los. Denn die Via Alta hat es in sich. Wir tragen einen Großteil der Nahrungsmittel selbst mit uns, da nur die erste und die letzte Unterkunft bewirtschaftet sind. Wasser ist jedoch überall reichlich vorhanden. Da man jedoch trotzdem alle Hütten reservieren muß, ist nun zügiges Gehen angesagt.

 

Der Wanderweg ist erst 2010 eingeweiht worden und dementsprechend in einem guten bis sehr guten Zustand. Die Wegmarkierungen sind zahlreich und gut zu entdecken. Wir treffen trotzdem niemanden an und es bleibt die Frage zurück, warum so etwas einmalig schönes nur so wenig bekannt ist?

 

Bei Höhenmeter 1325 bekommen wir die Bergbahn wieder zu Gesicht und dazu noch viele Menschen. Touristen, Kinder und Einheimische sind hier anzutreffen. Wir wenden uns wieder gen Süden, lassen den Cimetta hinter uns und beginnen unseren Höhenweg. Dieser führt uns großteils auf der Seite des Maggiatals, hin und wieder auf dem Bergrücken und nur wenig auf der Seite des Versaczatals.

 

Die Nimi-Hütten, eigentlich eine Käserei, die auf 150 Ziegen aufbaut, wird von einem ehemaligen Bankier betrieben, der sich aus der Züricher Finanzwelt verabschiedet hat und nun das wirklich Leben lebt. Angekommen in der Tessiner Bergwelt.

 

Die langen Etappen dieser Wanderung zehren natürlich an den Kräften, die Füße bekommen Blasen und wir kommen nicht in der erwarteten Zeit an den Unterkünften an. Wir als Schluchtenführer, eigentlich aus dem Allgäu sind durchaus fit und belastbar, jedoch fordert das Wandern seinen Tribut. Wir entschließen uns, das Tempo zu reduzieren und unsere sportliche ambitionierten Ziele hinten anzustellen.

 

So kommt es, dass wir der Fauna dieser Umgebung besondere Aufmerksamkeit schenken: Hier gibt es viele Gämsen, Vögel und “Murmeles”, die neugierig unser Treiben beobachten, um sich danach wieder ihren Angelegenheiten zu widmen. So wandern wir einige Tage bei gutem und bei schlechtem Wetter und sind hochzufrieden.

 

Der letzte Aufstieg zum Passo del Fornale verlangt uns noch einmal alles ab. Denn eben erst sind wir durch unbewohnte Seitental Valle di Prato abgestiegen und müssen nun wieder auf den Sattel aufsteigen. 800 Höhenmeter durch die stehende Hitze der Kastanienwälder lassen den Schweiß in Strömen fließen. Gut, dass uns oben der Lago del Piatto mit seinem kühlen Wasser erwartet. Der Abstieg ins romantische Fusio ist nun nur noch wenig anstrengend. Trotzdem sind wir nach sechs Tagen froh, wieder andere Menschen zu treffen und uns den Magen mit tessiner Steinpilzsoße vollzuschlagen.

 

Fazit

 

Die Via Alta Valle Maggia ist nichts für Spaziergänger. Vor allem die mittleren Etappen sind wandertechnisch anspruchsvoll und man muß immer wieder die Hände benutzen. Das Gewicht der Dosennahrung tut ihr Übriges und auch die Einsamkeit und Abgeschiedenheit bringen die Geher an ihre Grenzen. Ausstiege sind zwar jederzeit möglich, wir haben jedoch keinen getestet und wissen nicht um deren Zustand. Wir empfehlen, die Tour gut vorzubereiten und mit mindestens einem erfahrenen Wanderer in Gruppe zu gehen.

 

1. Etappe: Locarno–Rifugio Nimi. Aufstieg 1309 m, Abstieg 1016 m, 7 Std.
2. Etappe: Rifugio Nimi–Madom da Sgiof–Rifugio Alpe Masneè. Aufstieg 729 m, Abstieg 400 m, 4 Std.
3. Etappe: Rifugio Alpe Masneè–Poncione Piancascia–Rifugio Spluga. Aufstieg 993 m, Abstieg 1016 m, 8 Std.
4. Etappe: Rifugio Alpe Spluga – Rifugio Tomeo. Aufstieg 984 m, Abstieg 1031 m, 7 Std.
5. Etappe: Rifugio Tomeo – Capanna Sovèltra. Aufstieg 1194 m, Abstieg 1407 m, 8 Std.
6. Etappe: Capanna Sovèltra – Passo Fornale – Fusio. Aufstieg 1030 m, Abstieg 1299 m, 7 Std.

 

Pass vor Fusio
Pass vor Fusio
Monte Zucchero
Monte Zucchero
Madone
Madone

Broglio
Broglio
Schino

 

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