EIN GASTARTIKEL VON ARNE TEMPEL
Es gibt eine Krankheit da draußen, die schon seit Jahrzehnten die Presse und nun auch das Internet überflutet. Die immerwiederkehrende Frage: „Wie werde ich wirklich glücklich?“. Da wird nach Methoden und Techniken gefragt, nach Abkürzungen zu einem erfüllten Leben, nach möglichst einfachen Wegen, um sich endlich „angekommen“ fühlen zu können.
Und diese Krankheit ist tückisch, denn sie ist ein Teufelskreis. Wer diese Fragen immer wieder stellt, wird sein gewünschtes Ziel nie erreichen.
Dabei ist die Antwort so einfach. Glück und Zufriedenheit sind in uns als Menschen vorprogrammiert. Du willst einen Beweis? Schau dir ein Kind an, das noch nicht „erzogen“ wurde. Es lacht, lächelt, freut sich. Es fällt hin, weint und kommt kurz danach aus dem Lachen schon wieder nicht heraus. Es scheint unersättlich an neuen Erfahrungen und verliert nie den Mut, etwas noch einmal und noch einmal und noch einmal zu probieren, bis es irgendwann endlich klappt.
Es ist nicht so, dass wir endlich etwas Bestimmtes tun müssen, damit wir endlich glücklich werden. Wir sollten stattdessen lernen, gewisse Dinge nicht mehr zu tun. Gewisse Angewohnheiten, die du dir selbst angeeignet hast, um zu dieser Gesellschaft dazugehören zu können. Und welche Angewohnheiten das sind, welche Gründe dafür verantwortlich sind, dass du nach diesem Glück, Erfolg und dem Gefühl „endlich angekommen zu sein“ immernoch suchst und wie du es besser machen kannst, will ich dir jetzt zeigen:
1) Du vermeidest unangenehme Gefühle
Es gibt immer einen leichten und einen schweren Weg. Der leichte Weg fühlt sich gut an und den schweren Weg möchtest du am liebsten ständig abbrechen. Der leichte Weg bringt kurze und schnelle Erfolge, der schwere Weg dauert länger, bringt aber langfristige Erfolge.
Man kann ganz klar unterscheiden, welcher Weg der leichte ist.
Er liegt in der Comfortzone.
Wenn du diesen Weg wählst, musst du dich nicht groß überwinden. Du wirst nicht wachsen. Du streckst einfach nur die Hand mal etwas weiter aus und empfängst das gewünschte Ergebnis. Unerwünschte Gefühle betäubst du einfach mit Facebook, Fernsehen, Alkohol, Marihuana oder anderen Ablenkungen.
Der schwere Weg ist, wie der Name schon sagt, etwas schwerer. Das Ziel ist meistens auch etwas lohnenswerter, aber man bekommt es nicht einfach so. Du musst über dich hinauswachsen, deinen inneren Schweinehund besiegen, dich deinen Ängsten stellen und dem instinktiven Drang, einfach aufzuhören, unzählige Male widerstehen.
Du musst dich manchmal schrecklich mies fühlen, vielleicht sogar wertlos, wie ein elender Versager, weil du dein Ziel immer noch nicht erreicht hast. Du musst riskieren, von anderen Menschen verurteilt, kritisiert oder belächelt zu werden. Du weißt zwischenzeitlich manchmal nicht mehr, warum du das überhaupt machst und verzweifelst regelmäßig. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.
Ja, die wirklichen Erfolge im Leben passieren nicht einfach so. Gesundheit, eine erfüllende Beziehung, Spaß in Job und Freizeit. Du musst etwas dafür tun. Und wenn du merkst, dass sich die Dinge nicht so ändern, wie du es gerne hättest, dann musst du anscheinend irgendetwas anders tun.
Und hör auf, dir etwas vorzumachen. Suche nicht ständig bei Google nach “Wie werde/ bekomme ich……?”. Schluss mit dem Mist! Du weißt ganz genau, was du tun müsstest, damit sich deine Träume erfüllen!
Aber diese Tätigkeiten sind meistens nunmal nicht so angenehm, deswegen hast du sie, wie die meisten Menschen da draußen, bisher lieber vermieden. Sie haben keine 100-prozentige Erfolgsgarantie, deswegen fängst du am besten gar nicht erst damit an.
Sich eiskaltes Wasser über den Körper laufen zu lassen fühlt sich nicht wirklich gut an. Dein Körper zieht sich zusammen und möchte am liebsten sofort ins Warme und Trockene. Aber dieses erfrischte Gefühl und diese angenehme Wärme, die du danach noch eine ganze Weile im Körper spürst, der Trainingseffekt für dein Immunsystem und die sanfte Aktivierung so ziemlich aller Muskeln in und an deinem Körper… war das nicht diesen kurzen unangenehmen Moment wert?
Also, wie lange willst du dem richtigen Weg noch aus dem Weg gehen?
2) Du denkst und träumst zu klein
Wie sieht dein optimales Leben aus? Was hast, bist und tust du in diesem Leben?
Und jetzt nochmal: Wie sieht dein optimales Leben aus? Was hättest, wärst und tätest du in einem Leben, in dem dich JEDER aus deinem Umfeld unterstützen würde? In einem Leben, in dem dich niemand kritisieren und verurteilen würde, sondern dir immer nur liebevoll in den Arsch tritt, damit du nicht aufgibst?
Kennst du die Geschichte vom Löwen, der in einer Schafsherde aufwuchs? Ein großes und mächtiges Tier, das seine Tage aber nur damit verbrachte, Gras zu fressen und zu blöken, obwohl sein ganzes Wesen darauf ausgelegt war, große Abenteuer zu erleben, über sich hinauszuwachsen, ein Rudel zu führen und sein Leben aufs Vollste zu genießen.
Nelson Mandela hat das schon treffend formuliert:
„Sich klein zu machen, nur damit sich andere um dich herum nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtetes.“
Ich kann es gar nicht deutlich genug sagen:
ES IST NICHT DEINE AUFGABE, DICH ZURÜCKZUHALTEN, UM ANDERE MENSCHEN ZUFRIEDENZUSTELLEN!
Nicht deine Eltern, nicht deine Freunde, nicht deinen Partner und alle anderen sowieso nicht. Wenn du Anderen etwas Gutes tun willst, dann ist das deine eigene Entscheidung. Wenn du dich zurücknehmen willst, aus Rücksicht auf Andere, dann ist das deine Entscheidung. Aber wie oft kommt diese Entscheidung nicht aus deinem Inneren, sondern aus den befürchteten Gewissensbissen oder Reaktionen der Anderen, wenn du es nicht tust?
Setze dir keine Endziele, die du mit deinen jetzigen Fähigkeiten und Voraussetzungen erreichen kannst. Denn äußere Errungenschaften hast du jetzt. Irgendwann hast du sie nicht mehr. Alles im Außen ist vergänglich, nur die persönlichen Erfahrungen bleiben dir immer erhalten.
Und damit das jetzt nicht nur ein cooles Zitat bleibt, das du bei Facebook teilen kannst, stelle dir eine Frage: Was sind diese Endziele für dich, deren Weg dir bisher immer zuviel Angst gemacht hat? Egal, wie das andere Leuten finden werden…
3) Du gibst die Verantwortung ab
Der dritte Grund lässt sich in einem kurzen Satz erklären: Du benutzt das Wort SCHULD.
Mein unfähiger Chef ist Schuld daran, dass die Firma pleite gegangen ist.
Mein kontrollsüchtiger Exfreund ist Schuld daran, dass ich mein Leben heute nicht mehr auf die Reihe kriege.
Die lieblose Erziehung meiner Eltern ist Schuld daran, dass meine Beziehungen ständig in die Brüche gehen.
Die kritische Wirtschaftslage ist Schuld daran, dass ich nicht so gut verdiene.
Putin ist Schuld an dem ganzen Ukraine-Komflikt.
Die moderne Gesellschaft ist Schuld daran, dass es immer mehr Depressive gibt.
“Schuld” ist eine Ausrede. Schuld ist ein endgültiges Urteil, mit dem du die Verantwortung ein für alle Mal abgibst.
Wer Verantwortung abgibt, der wählt das Gegenteil: Fremdbestimmung. Und mal ehrlich: Kann sich jemand wirklich frei und erfüllt fühlen, wenn sein Leben von jemand anderem bestimmt wird?
NIEMAND ist SCHULD an IRGENDETWAS. Es gibt immer unzählige Gründe, warum etwas geschieht, aber es ist natürlich einfacher, sich darüber keine Gedanken zu machen.
Jemand, der dich beleidigt, ist nicht Schuld daran, dass du dich von dieser Beleidigung verletzen lässt. Er hat keine Wunde in dir erschaffen, sondern nur seinen Finger hineingebohrt. Für die Heilung bist du selbst verantwortlich.
Jemand, der etwas “Böses” tut, ist nicht Schuld daran, dass er das in diesem Moment für das Richtige gehalten hat und Andere nicht. Das rechtfertigt natürlich nicht die Auswirkungen, die seine Handlung hat. Er muss die Verantwortung für sein Handeln übernehmen, wie jeder Andere auch, aber der größte Fehler wäre jetzt, ihn einfach als schlechten Menschen abzustempeln, ohne zu hinterfragen, WARUM er so gehandelt hat.
Niemand Anderes ist Schuld daran, dass du wütend wirst, wenn du siehst, wie sie leben. Wie verantwortungslos, rücksichtslos, unspirituell, egoistisch, verschwenderisch, … Das einzige, was du tun kannst, ist, die Vorbildfunktion einzunehmen. Bloße Verurteilung, Beleidigungen, wütende Ansprachen und Drohbriefe werden im Leben des Anderen nichts verändern. Meistens erreichst du damit sogar das Gegenteil, weil verständnislose Kritik nur den Rückzug fördert.
Niemand Anderes ist dafür verantwortlich, dass du (noch) nicht das Leben lebst, das du gerne hättest. Die Stolpersteine, die dir Andere dabei in den Weg legen, sind keine bösen Absichten. Diese Menschen hielten das in dem Moment für das Richtige, genauso wie DU es für das Richtige hältst, deine eigenen Ziele zu verfolgen.
NIEMAND HAT DIE AUFGABE, DICH ZUFRIEDEN ZU STELLEN.
Es ist DEINE Aufgabe, dich mit deinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Erlaube dir, sie zu fühlen, aber mach niemand Anderen für ihre Entstehung verantwortlich.
Also tue das, was DU für richtig hältst, übernimm die volle Verantwortung für die Konsequenzen und lerne aus deinen Fehlern.
EIN GASTARTIKEL VON ARNE TEMPEL. Arne ist Blogger auf www.echt-leben.com und Coach auf www.depressions-coach.com . Arne träumt von einer Welt, in der die Menschen sich selbst und ihren Mitmenschen mit Liebe, Respekt und Verständnis begegnen. Vielen Dank an Arne für diesen wunderbaren Beitrag und seine Vision.
P.S.: Bei Fragen oder weiteren Anregungen kannst du mich natürlich jederzeit via E-Mail kontaktieren