Dichte und schöne Wimpern um jeden Preis?

Dichte, lange Wimpern sind nicht jedem von Natur aus gegeben, sie zählen immer noch zum Schönheitsideal. Möglichkeiten, die Wimpern dichter und länger erscheinen zu lassen, gibt es viele, angefangen vom klassischen Mascara bis hin zur Wimpernverlängerung mit künstlichen Extensions. Relativ neu auf dem Markt sind Wimpernseren, die, regelmäßig auf den Wimpernkranz aufgetragen, das Wachstum der Wimpern befördern sollen. Ein Ergebnis soll nach mehreren Wochen sichtbar sein. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, hätte das Ganze nicht auch einen Haken. Einige Wimpernseren enthalten als Wirkstoff Prostaglandin-Derivate, die auch in der Augenheilkunde zur Behandlung von Glaukom (grüner Star) eingesetzt werden.

Prostaglandin-Derivate in der Augenheilkunde

Der grüne Star ist eine ernst zu nehmende Augenkrankheit bei der der Augeninnendruck zunimmt, was zu Sehstörungen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann. In der Regel bekommen Glaukompatienten Augentropfen verschrieben, die den Augeninnendruck senken. Vielen Patienten bleibt damit das Schicksal einer Erblindung erspart. Wie die meisten Medikamente, haben auch Glaukompräparate Nebenwirkungen. Eine davon kann ein vermehrtes Wimpernwachstum sein.

Prostaglandin-Derivate regen das Haarwachstum an

Die Idee, Prostaglandin-Derivate in der Kosmetik einzusetzen, entstand Anfang der 2000er Jahre durch die Beobachtung, dass Glaukommedikamente mit Prostaglandin-Derivaten zu einem vermehrten Wimpernwachstum führen. Daraufhin wurden kosmetische Produkte mit Prostaglandin-Derivaten entwickelt, die das Wimpernwachstum anregen. Ein Beispiel ist das Isopropyl Cloprostenat. Dabei handelt es sich um ein synthetisches Prostaglandin-Derivat, das das Wachstum der Haarfollikel anregt. Mediziner bestätigen diese Wirkung, so Prof. Dr. med. Hans Hoerauf, Direktor der Augenklinik Universitätsmedizin Göttingen: „Es stimmt, die Wimpern wachsen, der Effekt lässt nach Absetzen aber wieder nach.“ Der Mediziner weist darauf hin, dass die Wimpern mit dem Mitel zwar länger werden, aber weniger geschmeidig.

Wimpernseren haben ihren Preis

Die Innovation, den medizinischen Wirkstoff Prostaglandin für kosmetische Zwecke zu nutzen, lässt die Kosmetikindustrie sich einiges kosten. Fünf Milliliter des begehrten Wimpernserums können bis zu 120 Euro kosten. Einige Frauen beschaffen sich bereits ohne medizinische Notwendigkeit Glaukom- Augentropfen – eine heikle und halb legale Angelegenheit.

Medizinische Risiken im Zusammenhang mit Prostaglandin-Derivaten

In letzter Zeit wird zunehmend über die Risiken im Zusammenhang mit Prostaglandin-Derivaten diskutiert. Da bisher keine Langzeitstudien existieren, ist die Verträglichkeit kosmetischer Prostaglandin-Produkte nur schwer einzuschätzen. Augenärzte halten es für unbedenklich, dass Prostaglandin-Präparate den Augeninnendruck senken – auch bei gesunden Menschen. Prof. Dr. med. Hans Hoerauf: „Die erwähnten Nebenwirkungen sind nicht gefährlich fürs Auge, also die Anwender gefährden nicht ihr Augenlicht.“ Wenn auch nicht das Augenlicht in Gefahr ist, gelten Prostaglandin-haltige Kosmetika jedoch nicht als völlig harmlos. Professor Hans Hoerauf verweist auf einen Artikel einer amerikanischen Augenheilkunde-Fachzeitschrift, in der der Autor Louis R. Pasquale über Prostaglandin-Nebenwirkungen schreibt. Pasquale erwähnt unerwünschte Nebenwirkungen, wenn das Produkt ins Auge gelangt. Diese können sein: allergische Reaktionen, Verfärbung der Lider oder der Iris. Relativ neu sei die Erkenntnis, dass Prostaglandin auch zu Veränderungen des um die Augenhöhle befindlichen Gebietes führen kann. So wird von Glaukompatienten berichtet, die unter Medikamenteneinfluss hängende Oberlider bekamen oder bei denen der Augapfel leicht zurücksank. Das beträfe allerdings nicht grundsätzlich jeden Patienten. Ob es auch bei Produkten, die am Wimpernkranz angewendet werden, zu solchen Reaktionen kommen kann, ist ungewiss, da entsprechende Studien fehlen.

Alternativen für schöne Wimpern

Da Wimpernseren mit Prostaglandin-Derivate ziemlich teuer und vor allem nicht unbedenklich sind, machen gerade Beautyblogger sich Gedanken über Alternativprodukte für lange Wimpern. Zum einen gibt es Seren mit anderen Wirkstoffkombinationen, zum Beispiel solche mit Peptid-gestützten Wirkstoffen. Wer keine chemischen Produkte fürs Auge möchte, kann es mit Rizinusöl versuchen. Rizinusöl wirkt gut gegen Lidrandentzündungen. Ob es das Wimpernwachstum befördert, daran scheiden sich die Geister. Einige Blogger berichten, dass sie kein vermehrtes Wimpernwachstum beobachten konnten. Andere wiederum schreiben, dass sie nach einer Woche positive Ergebnisse beobachten konnten. Letztlich muss man sich fragen, ob man jedem Schönheitstrend folgen muss und es bei besonderen Anlässen nicht auch der klassische Mascara tut.

Quelle: Louis R. Pasquale, MD: “Prostaglandin-Associated Periorbitopathy – A postmarketing surveillance observation.” CATARACT AND REFRACTIVE SURGERY

JULY/AUGUST 2011

Zeitschrift: ADVANCED OCULAR CARE

Foto: Konstantin Gastman/pixelio.de


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