Devil’s Third
5TPS-Hack'n'SlashDie Zeiten ändern sich: Noch vor zehn Jahren war der Videospielmarkt überfüllt mit Mittelklasse-Spielen, die auf dem unweigerlichen Weg in die Wühlkiste diverser Elektrohändler kaum jemals breite Beachtung fanden. Doch heute ist die Mittelklasse verschwunden und die Regale werden praktisch ausschließlich von hochwertigen Triple-A Releases beherrscht – oder wie Tim Schafer die Klasse gerne nennt: „AAAAAAAH„. Insofern ist es verständlich, dass Kritiker mit der Veröffentlichung von Devil’s Third auf der Wii U wenig anzufangen wissen: Ein Spiel, das sich in jeder Faser durch Mittelmaß definiert, hat es so schon lange nicht gegeben.
Hinter dem Projekt steht Tomonobu Itagaki, bekannt durch seine Revitalisierung der Ninja Gaiden-Serie und als Mastermind der Dead or Alive-Reihe – vielleicht mit ein Grund, weshalb die Erwartungen an den Titel, der viele Jahre im Entwicklungslimbo geschlummert hat, etwas überhöht gewesen sind. Mit Devil’s Third versucht sich Itagaki an zeitgenössischer Shooter-Kost, wie man es aus Gears of War oder Uncharted kennt, mit schnellem Action-Melee Gameplay zu verheiraten. Die Rahmenhandlung ist dabei genauso absurd wie wechselhaft und versucht, möglichst viele Videospiel-Klischees in einen Topf zu mischen. Von staubtrockenen Militäreinsätzen springt der schizophrene Plot direkt in die Zombie-Apokalypse, tragische Flashbacks aus der Vergangenheit des Protagonisten inklusive. Wichtig ist dabei vor allem zu erwähnen, dass die öden Umgebungen aus den ersten Stunden des Spiels dann doch mit etwas abwechslungsreicheren Sets aufgemischt werden – und so immerhin auch hier das Mittelmaß erreichen.
Das Gameplay selbst ist durchsetzt mit problematischen Aspekten. Einerseits ist es unverständlich, dass nicht wie in Splatoon die exakten Bewegungskontrollen verwendet werden können, zumal man mit hakeliger Zielführung die Geduld des Spielers auf die härteste Geduldsprobe stellt. Besser schneidet das Melee-Gameplay ab: Auf den ersten Blick eine oberflächliche Button-Masherei, offenbart das System dann zu später Stunde doch gewisse Tiefen, die ergründet werden wollen, wenn man die Horden an knackigen Gegner unversehrt passieren will. Der knackige Schwierigkeitsgrad wäre auch fast wieder ein Plus-Punkt – wenn die horrende technische Umsetzung der Sache nicht sofort einen Strich durch die Rechnung machen würde: Nicht nur das Mittelmaß holt der Titel aus der Vergangenheit zurück, auch horrende Ladezeiten bei jedem Tod sorgen für gehörig „Nostalgie“.
Zuletzt hat man dem Titel noch einen Multiplayer-Modus spendiert. Mit mehr oder weniger abwechslungsreichen Modi erinnert man stark an Uncharted-Multiplayer Gefechte. Immerhin füllt sich damit eine Lücke, denn Multiplayer-Shooter sind auf der Wii U ohnehin Mangelware. Das Fazit ist klar: Es gelingt Devil’s Third hervorragend, sich in keiner Weise irgendwie auszuzeichnen. Platte Klischees und schlicht funktionales Gameplay ohne Höhepunkte – für heutige Verhältnisse ein absoluter Sonderfall, was wohl auch die Aufmerksamkeit erklärt, die dem problematischen Wii U-Release zuteil gekommen ist.
Plattform: Wii U (Version getestet), Spieler: 1, 1-16 (online), Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 28.08.2015, www.valhallagamestudios.com
Autor
Florian KranerAufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.
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