Im Prolog zu seinem merkwürdigen Poesiebuch „Die lebendigste Überraschung, die Standhaftigkeit meines Charakters“, in dem verschiedene Lektüremöglichkeiten geliefert werden, lässt der Schriftsteller Albert Hanover den Leser an der Furcht, der Überraschung und Hilflosigkeit, sowie merkwürdigen Anziehung teilhaben, die er seit seiner Kindheit bezüglich der Stadtgrenzen erlebt hatte.
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Es gab immer, so wurde ihm schnell bewusst, einen Ort, in Wirklichkeit viele Orte, wo die Städte aufhörten. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass man auch sagen konnte, dass es die Orte waren, wo die Stadt begann, aber er hatte immer den Eindruck, dass dem nicht so war, und dass die Orte, wo die Städte aufhörten, eigentlich nie mit denen übereinstimmten, wo sie anfingen.
Vielleicht ist es dieser Obsession zu verdanken, dass sich Erinnerungen wie der Nachtspaziergang von Leonard Bast in Howards End in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, der den Sternen folgen wollte, als er sich dessen bewusst wurde, dass er London verlassen hatte und dass er sich in einen Wald verirrt hatte, oder das Zeugnis vom Schauspieler, Theaterregisseur, Schriftsteller und spanischer Filmemacher Fernando Fernán-Gómez, der das Ende des krieges mit einer Flasche billigen Cognac feierte und loslief, bis er die Stadt verlief.
Vor allem interessierte er sich für die Unveränderlichkeit der Stadtgrenzen, nämlich dort, wo die Städte abrupt aufhörten, ohne jeglichen Übergang zu dem Raum, der nur einen Schritt weiter lag, die irgendwie fiktiv sein musste, denn die Städte veränderten sich ständig, wuchsen und schrumpften konstant.
Etwas ähnliches muss Orhan Pamuk erlebt haben als das Buch von Gérard de Nerval „Reise in den Orient“ las, und zwar die Beschreibung des Taksim Platzes, die für Pamuk, der 1952 geboren wurde, so wie für alle Istanbuler seiner Generation, eins der wichtigsten Plätze von Istanbul war.