Der Rest ist Schweigen

Im Original heißt es “the Rest is silence” (5. Akt, 2. Szene, Hamlet, William Shakespeare) und passt prima zu nun folgendem Text.

Jede Reportage verdient ihren Abschluss, so auch die von der Sippschaft, die sich um ein Haar von einer Offenburger Firma über den Tisch gezogen sah.

Am 18. Juni schrieb ich hier:

Irgendwo in Offenburg, nahe der deutsch-französischen Grenze, sitzen Gauner, deren Geschäftsmodell darin besteht, Ahnungslose unter Vortäuschung traumhafter Angebote in eine Falle zu locken, die oft zum Albtraum wird.

Also: ”Hier können Sie sparen!” inserierte ein Handyservice aus  Offenburg und die Sippschaft fiel doch prompt – aller Warnungen zum Trotz – hierauf rein. Die ehrenwerte Dame unterschrieb einen Vertrag, der dann, wie sie erfuhr, einer gewissen Firma namens Talkline gehört.

Talkline wurde oft in Zusammenhang mit sogenannten Dialern gebracht … Talkline sandte Kunden … Rechnungen (zu), für die Kunden allerdings keine Leistung oder keine Leistung in dieser Größenordnung in Anspruch genommen hatten. … Das Bewertungssystem WOT (Web of Trust) verdeutlicht, das sich zahlreiche Kunden über falsche Telefonrechnungen und unhöflichen Service beschweren und oft ein Anwalt nötig ist, um seine Rechte gegenüber Talkline geltend zu machen.
(Quelle: Wikipedia, Lemma “Talkline”)

Nota bene: Talkline gehört seit dem 5. Juni 2007 der Debitel-Gruppe. Genauer: Zu mobilcom-debitel, zu denen mit der schicken Werbung.

Zwei Euro Nochwas sollte die ehrenwerte Dame monatlich zahlen, knapp 120,00 Euro wurden ihr vom Konto abgebucht. Und im Weiteren sei die monatliche Rate zweimal 25 Euro, es sei denn … sie verhält sich wie ein Märchenprinz. Denn bevor der Prinz eine Prinzessin freien darf, musst er in den Wald, irgendeinen dreiköpfigen Drachen erlegen, einen Riesen besiegen, eine Pizza backen oder alle Nachkommastellen von Pi aufsagen.

Bevor also die ehrenwerte Dame zum Sparpreis telefonieren könnte, hätte sie zahlreiche Fallstricke zu überwinden gehabt.

Ich riet ihr zur Rückbuchung und schlug gleichwohl vor, die Initiative den Gaunern zu überlassen. Sollen sie doch einem deutschen Gericht ihr Geschäftsmodell erklären und somit Recht bekommen.

So schrieb ich für die Sippschaft:

“… rate ich Ihnen: Nehmen Sie sich einen Anwalt, sollten Sie wirklich der Meinung sein, dass Sie im Recht sind.”

Worauf die Antwort kam:

“… und wenn Sie nicht zahlen, beauftragen wir einen Anwalt.”

Das war der Moment, wo uns klar wurde: man verhandelt nicht mit Menschen, man verhandelt mit SAP-Modulen. Egal was man schreibt, die Antwort ist bereits vorgefertigt. Die Wir lesen es nicht. Was – ich ahnte es bereits vorher – zu gewisser Komik führt.

Zum Schluss meldete sich noch ein Brutalo-Inkasso – eine gewisse REAL SOLUTIONS GROUP – auf allen denkbaren Kanälen. Was bedeutet brieflich, telefonisch und originellerweise über das Bankkonto, dergestalt dass sie – diesen Trick kannte ich bis dato nicht! – einen Eurocent auf das Konto buchten und dazu im Verwendungszweck texteten “setzen sie sich mit uns in Verbindung!”.

Das – wie es inzwischen aussieht – Finale wurde durch den Halbsatz “offenbar sind Sie an einer außergerichtlichen Einigung nicht interessiert”, eingeleitet.

Eine Feststellung, die ich im Auftrage der Sippschaft bestritt, denn natürlich waren wir zu jeder Zeit an einer außergerichtlichen Einigung interessiert. Diese – so mein Vorschlag – könnte zum Beispiel so aussehen:

1. Handyservice Offenburg, Talkline und Mobilcom-debitel entschuldigen sich in aller Form für den Betrugsversuch und die zahlreichen Drohungen, unter anderem auch mit der Schufa.

2. Der Aufwand für die zahlreichen Einschreibesendungen wird voll erstattet.

3. Eine Entschädigung in Höhe von 300,00 Euro wird gezahlt.

Dafür könnten wir uns im Gegenzug vorstellen, Organisationen und Institutionen des Verbraucherschutzes nicht zu informieren.

“Ansonsten bleibt ihnen der Anwalt und ein deutsches Gericht Ihrer Wahl. mfg.”

Seither, seit 6 Monaten etwa, ist Ruhe.


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