Es gibt da eine schöne Anekdote beim Rettungsdienstblog, durch die ich mich an folgende Begebenheit erinnert habe:
Es war mal wieder ein typischer Einsatz im Notarztdienst, wo du schon beim Meldebild weißt, das wird deine Karriere jetzt nicht nachhaltig beeinflussen. So war es dann auch. Ein Altenheim und überfordertes Personal dort, welches mit einem älteren Herren nicht mehr zurechtkam. Eine Standardnummer. Als wir beim Patienten ankamen, fand ich schon die RTW-Besatzung vor, zwei Jungs und ein Praktikant. Die Jungs wirkten ziemlich genervt. Ich war mir erst nicht sicher, wieso. Weil der Patient – Überraschung – MRSA hatte? Weil wir ihn mitnehmen mussten? Weil es Sonntagnachmittag war? Ich wusste es nicht. Der Praktikant sprang in der Mitte herum und machte die Situation irgendwie auch nicht besser. Geflissentlich hörte er die Lunge des Patienten ab.
“Abgeschwächtes Atemgeräusch links!” gab er stolz Auskunft. Ich sah einen der Jungs mit den Augen rollen. Ich nahm mein eigenes Stethoskop und hörte auf die Brust des Patienten.
“Ich darf dich korrigieren.” sagte ich. “Fehlendes Atemgeräusch links.” Der Praktikant guckte enttäuscht. Ich fand’s ja schon mal gut, dass er überhaupt gehört hatte, das was mit der Lunge nicht stimmte. Einer Jungs bat ihn dann, die Infusion zu richten. Ich weiß die Details nicht mehr, aber irgendwie hat er das nicht richtig hinbekommen. Bei seinen beiden Begleitern bildeten sich bereits Schweißtropfen auf der Stirn. Irgendwann schoben sie ihn schließlich zur Seite und machten den Patienten selbst transportklar. Der nächste Zwischenfall ereignete sich dann beim Verladen des Patienten in den RTW. Ich hörte nur ein lautes “NEIN!” und dann klirrte Metall. Ich wollte mich lieber gar nicht umdrehen. Aus den Flüchen, die sich dann über den Praktikanten ergossen, konnte ich mir schon in etwa vorstellen, was da abgegangen war. Als der Patient endlich im Auto war, bemühte sich der Praktikant noch etwas hilflos, die Infusion am Haken festzumachen. Ich nahm sie ihm irgendwann einfach aus der Hand und machte es selbst.
“Ist wohl sein erster Tag?” fragte ich einen der Jungs in einem unbeobachteten Moment.
“Erster Tag?” die Stimme meines Gegenübers überschlug sich fast und seine Gesichtsfarbe nahm einen leicht bläulichen Ton an. “Der hat nächste Woche PRÜFUNG!”
Ich weiß nicht, ob er die Prüfung bestanden hat. Ich glaube aber eher nicht.