Der Marsch der Schlampen

Der Marsch der SchlampenIch halte nicht viel von Demonstrationen, die manchmal durch die Straßen der Großstädte ziehen, nicht selten im gewaltigen Exzessen enden und oft vom billigen Populismus beflügelt werden. Demos für militanten Klimaschutz, bunte Pazifistenaufmärsche (bei denen gerne Steine gegen Polizisten geworfen werden, also ganz friedlich) oder politische Paraden, die meistens von links oder rechts gerichteten Parteien oder Organisationen organisiert werden um eigene, oft unrealistischen oder gefährlichen Ziele zu propagieren…all diese lauten und bunten Happenings sind für mich weniger Wert als der Müll, der nach diesen Märschen auf den betroffenen Straßen liegenbleibt. Als ich von dem Marsch den Schlampen erfuhr, wurde ich skeptisch und hellhörig zugleich. Ein recht provokatives Motto für eine Demonstration, habe ich mir gedacht und verdächtigte erstmals militante Feministinnen dahinter zu stecken doch dann verstand ich worum es ging und verspürte unerwartet Zustimmung! Warschau. Eine Gruppe von hunderten, meist leicht bekleideten jungen Menschen (überwiegend Frauen) zog durch die Straßen der polnischen Hauptstadt um auf ein sehr in der Gesellschaft verbreitetes Klischee hinzuweisen…die Annahme, dass eine weiblich und leicht bekleidete Frau ein Flittchen sei und selbst daran schuld ist wenn sie zum Opfer eines sexuellen Übergriffs wird. Die Idee für Märsche der Schlampen entstand vor wenigen Jahren in Kanada als eine Gruppe von Frauen empört auf eine Äußerung eines Polizisten reagierte, der öffentlich Frauen dazu aufrief, sich nicht wie Schlampen anzuziehen wenn sie einer Vergewaltigung entgehen wollen. Die Annahme, eine weiblich bis extrem weiblich angezogene Frau provoziert eine Vergewaltigung und sei in ihrer Sexualität sehr offen (mit anderen Worten, komme ran wer wolle) kursiert tatsächlich in der Gesellschaft, denn ich selbst war nicht selten ein Zeuge von Gesprächen, in denen sowohl Männer als auch Frauen die Meinung vertraten, tiefes Dekolletee und freier Blick auf lange Beine zeugen von zu großer Freizügigkeit und seien viel zu provokant. Demnach sollen Frauen, die durch Kleidung ihre Weiblichkeit betonen den Mund halten wenn es zum Übergriff kommt, denn der arme Vergewaltiger konnte nichts dafür, dass ihm bei dem Anblick von zu viel Haut die Sicherung durchbrannte. Logisch oder? Frau vergewaltigen weil sie Beine zeigt, dem Nachbarn seine S-Klasse zerkratzen weil er sie aus der Garage holte und damit ebenfalls die Tat provozierte. Was treibt manche Menschen dazu, so leichtfertig Frauen als Schlampen zu bezeichnen und gleichzeitig indirekt die Täter von sexuellen Übergriffen in Schutz nehmen? Ich bin ein einfacher Mensch und weit davon entfernt mich als Kenner der menschlichen Psyche zu outen aber ich behaupte Neid und Minderwertigkeitskomplexe sind als Hauptgrund für dieses Problem zu sehen. Manche Frauen, die oben zu wenig haben und unten dagegen viel zu viel tendieren oft dazu ihre attraktiveren Artgenossinnen durch den Dreck zu ziehen weil sie sich selbst aufgrund von optischen Defiziten zu einer minderwertigen Verliererin degradieren. In dem Fall wird die hübschere ein Flittchen, denn sie ist diejenige die in den Mittelpunkt rückt, scheinbar leichteres Leben genießt und obendrein noch viel bessere Ausgangsposition bezüglich der Partnersuche hat. Bei Männern, die das Klischee verbreiten Minirock=Schlampe wird es etwas komplizierter. Meistens steht sexuelle Unzufriedenheit dem Problem zugrunde, denn sie haben entweder Probleme eine Frau für sich zu gewinnen (und sind dadurch auf eigene Hand angewiesen) oder ihre aktuellen Partnerschaft ist ein Desaster weil eigene Frau unattraktiv sei, sie nicht respektiert und in keiner Weise sexuell befriedigt. Eine attraktive Frau mit ausgeprägter Weiblichkeit wird dadurch zu einem Gipfel der unerreichten Träume und wenn Menschen nicht fähig sind ihre Träume zu verwirklichen, reden sie sich diese meistens schlecht (siehe hier).

Eine Frau wird nicht zu Schlampe weil sie gerne etwas Busen oder Bein zeigt. Schlampe zu sein ist eine Lebensdoktrin und ein Minirock oder ein eng an der Haut liegendes Oberteil sind noch viel zu wenig um eine zu sein! Lebenseinstellung, markante Körpersprache, provokatives Verhalten in der Gruppe, aggressive Verfolgung von Lebenszielen bei gleichzeitiger Bereitschaft das eigene Körper als Instrument zu deren Verwirklichung einzusetzen …dies alles und vieles mehr ist nötig um diesen fragwürdigen Titel tragen zu dürfen! Eine Frau, die Spaß an ihrer Weiblichkeit hat als Schlampe zu bezeichnen verdient einen deftigen Arschtritt mit Anlauf und derjenige, der einem Täter eines sexuellen Übergriffes dadurch noch Verständnis schenkt sollte sich eine Frage stellen, wie das wohl ist mit der Gewissheit zu leben, dass eigene attraktive Schwester/Cousine/Frau/Freundin/Mutter von einem schwer keuchenden Perversen in die Ecke getrieben wurde nur weil sie an dem Tag einen Rock und Absätze trug. Klar was ich meine?


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