… bei vielen Menschen und im speziellen bei unseren Politikern und Wirtschaftsführern ist bedenklich. Ein Ausstieg aus der Atomkraft sei nicht möglich, Atomkraftwerke seien alternativlos, hört man überall. Keiner kann und will sich offenbar vorstellen, dass es auch mit wesentlich weniger Strom ginge. Das würde das Wirtschaftswachstum gefährden und damit unseren Wohlstand, wird gesagt. Wachstum kommt natürlich vor Gesundheit, da nimmt man auch in Kauf, dass die Schweiz im schlimmsten Fall unbewohnbar wird.
Abgesehen davon, lassen Experten verlauten, gehörten unsere AKWs zu den sichersten. Und überhaupt: das in Japan sei mit Tschernobyl nicht vergleichbar und hätten die dort nicht am Wasser gebaut, so wäre der GAU nicht eingetreten.
Inzwischen ist aber nicht nur der GAU eingetreten (Der größte anzunehmende Unfall), sondern der Super-Gau, also der Fall, der keiner angenommen hat. Auch wenn die Japaner das nicht eingestehen wollen. Man muss nur die Helikopter sehen, wie sie versuchen, über den Reaktoren Wasser abzuwerfen, um zu wissen, dass da Hopfen und Malz verloren sind. Diese Apokalypse hat niemand mehr im Griff und das Ganze wird wohl mindestens genauso schlimm enden wie Tschernobyl, nur geht es ein bisschen langsamer vorwärts.
Während die Japaner inzwischen die Evakuierungszone auf 30km um das AKW erweitert haben, haben die Amerikaner für ihre Staatsbürger eine 80km Evakuierungszone angeordnet. Natürlich spielen die Japaner alles herunter und versuchen die Panik einzudämmen. Informationen werden gefälscht und zurückgehalten. Man spricht von teilweiser Kernschmelze, als könne man ein bisschen schwanger sein. Selbstmordkommandos sollen rein, wie damals die „Bioroboter“ in Tschernobyl. Und da alles in Schutt und Asche liegt, hofft man, noch mit Wasserwerfern etwas auszurichten zu können. Das sind die Dinger, die sonst mit Tränengas geschwängertem Wasser den Demonstranten die Augen herausschießen, wie zum Beispiel in Stuttgart. Wenn’s nicht zum Weinen wäre, wäre es zum Lachen: Als die Brennstäbe im Abklinglager Feuer fingen, alarmierte die Betreiberfirma die örtliche Feuerwehr.
Apropos Stuttgart. Mir ist immer noch schleierhaft, wie die Schwaben diesen unappetitlichen Mappus mit seiner feisten Fresse wählen konnten. Notabene auch so ein Atomheini.
All diese erbärmlichen Aktionen in Japan sind nichts als Verzweiflungstaten. Wie man die Brennstäbe in diesem Schrott kühlen und schließlich sichern will, kann keiner sagen. Es ist abzusehen, dass Japan eine strahlende Zukunft vor sich hat.
Nur in der Schweiz soll alles anders sein. Der Reaktor in Mühleberg ist zwar vom gleichen Typ, nur altersschwach und voller Risse, aber man hat ihn ja für ein Erdbeben der Größenordnung sieben ausgelegt. Mehr komme in der Schweiz nicht vor, das wisse man aus der Vergangenheit. Und mit einem gewissen Restrisiko müssten wir halt leben. Darum versichert auch keine Versicherungsgesellschaft ein Atomkraftwerk.
Das haben offenbar die Berner auch so gesehen, als sie kürzlich über einen Neubau in Mühleberg abstimmten. Wobei fairerweise vermerkt werden muss, dass ein Neubau allemal besser wäre als der alte Gammelreaktor.
Wie gesagt. Alternativlos, wie die Merkel in Deutschland. Wer möchte schon Windräderketten auf allen Jurahöhen, die würden ja das Landschaftsbild verschandeln. Zumindest für Villenbesitzer in bester Aussichtslage. Die, die in den grauen Wohntürmen leben, zusammengedrängt wie Kaninchen, die haben die Verschandelung bereits vor der Haustür. Aber sie gehören ja auch nicht zur Elite. Dafür dürfen sie RTL auf Flachbildschirmen gucken und am Wochenende mit der geleasten Karre in den Ausgang. Das ist Lebensqualität.
Auch Erdwärme will keiner, das könnte ja Erdbeben auslösen, wie in Basel gezeigt wurde. Und die komischen Solarzellen auf den Hausdächern kommen wegen dem Heimatschutz nicht in Frage. Gar nicht zu reden von zusätzlichen Stauseen in den Alpen. Schon eine Erhöhung der Staumauern stösst auf erbitterten Widerstand. Da könnte ja ein Hochmoor unter Wasser geraten und vielleicht sogar ein Vogel Schaden nehmen. Dabei haben doch schon alle einen Vogel.
Aber wie wäre es einfach mit sparen? Mit Wachstumsverzicht? Wie wäre es, einfach aufzuhören, die Landschaft mit immer neuen Fabriken zuzupflastern und dafür immer mehr Gastarbeiter zu holen, die dann in neu errichteten Wohnsilos untergebracht werden müssen und mit neu errichteten Einkaufszentren versorgt werden müssen? Kann sich das jemand vorstellen? Oder anders herum gefragt: Kann sich einer vorstellen, wie es ist wenn der letzte Quadratmeter Land zubetoniert ist?
Vielleicht wäre der einfache Arbeiter zufrieden mit seinem kleinen Schrebergarten und dem alten Fernseher, vielleicht bräuchte er das neue Einkaufs- und Erlebniscenter gar nicht und wenn’s keinen Schnee hat auch keine Schneekanonen. Vielleicht ist er mit DRS1 zufrieden und braucht nicht zehn Programme aus der gleichen Küche und schon gar kein DAB und all den Schrott. Ja, es könnte sein, dass für ihn weniger sogar mehr wäre. Doch für den Firmenboss und Banker sicher nicht. Der will noch mehr, immer mehr, bis es die Welt aus ihren Angeln hebt. Genauso wie in Japan.
Die Welt geht an ihrer unersättlichen Gier zugrunde. Die Weltkernschmelze hat schon längstens begonnen und ist nicht mehr zu stoppen. Euer Traumperlentaucher