Der Lindy Effekt

Der Lindy Effekt

Frage:

Was glaubst Du – welche Musik wird in 100 Jahren wahrscheinlicher gespielt:

  1. Ludwig van Beethoven
  2. Samra (momentane deutsche Single-Nummer 1 mit dem weltbekannten Song „Cataleya“) 😛

Wenn Du diesen Blog liest, gehörst Du (1) wahrscheinlich nicht zur Altersklasse U15 und (2) hast ziemlich sicher einen IQ größer 85. Damit ist die Chance ist groß, dass Du auf Antwort 1 getippt hast. Warum? Deine Antwort basiert auf dem sogenannten „Lindy Effekt“, ob Dir das nun bewusst ist oder nicht. Einfach ausgedrückt besagt der Lindy Effekt, dass die Lebenserwartung eines (nicht verderblichen!) Gutes direkt proportional mit seinem momentanen Alter wächst. Das heißt: Je länger etwas bereits existiert, desto größer ist seine weitere Lebenserwartung.

Am Beispiel oben heißt das, dass Beethoven’s Musik mehr als 200 Jahre erfolgreich am Markt überlebt hat und die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Menschen seiner Musik in 200 Jahren immer noch ihre Aufmerksamkeit schenken, während ein drittklassiger Rapper mit infantilen Texten und einer Musik, die diesen Namen nicht verdient, vermutlich in wenigen Jahren (hoffentlich Monaten) keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt bekommt.

Was hat das nun mit diesem Blog zu tun? Der Lindy Effekt gilt für Ideen aller Art, also auch z.B. für Trainingskonzepte, für Ernährungsideen und dergleichen. In den 33 Jahren, in denen ich nun schon diesen wundervollen Triathlon-Sport betreibe (und in den 43 Jahren seit meinem ersten Lauf-Wettkampf – soviel nebenbei zum Thema „Abnutzung“) habe ich jede Menge toller Ideen und Konzepte kommen und gehen gesehen. Nehmen wir einmal das Thema Ernährung: Vor 30 Jahren gab es auch schon die ersten Vegetarier. Aber die haben in aller Regel keine große Sache draus gemacht und einfach so vor sich hingelebt. Da mein erstes großes Vorbild Jürgen Zäck (zumindest damals) Vegetarier war, musste ich das natürlich auch ausprobieren. Ein halbes Jahr später habe ich das Projekt wegen Erfolglosigkeit wieder eingestellt. Ich hatte den Eindruck, dass ich mehr auf meine Ernährung achten musste, um in keine Mangelzustände zu kommen, dass ich mich einschränken musste und dass mir etwas fehlte. Also habe ich von da an wieder Fleisch gegessen. Als viele Jahre später der Mega-Monster-Hype um Veganismus gemacht wurde, spielte sich das Gleiche ab. Ich bin ein grundsätzlich toleranter Mensch, aber mag diese ständige Missionierung überhaupt nicht. Unsere Gattung lebt seit hunderttausenden von Jahren von Fleisch und Fisch (und einige Experten argumentieren, dass sich gerade deshalb unser Gehirn so stark ausbilden konnte und wir damit zur „Krone der Schöpfung“ avancieren konnten). Der Lindy Effekt at work. Luxusprobleme einer verweichlichten Gesellschaft.

Trainingskonzepte. Auch ein spannendes Thema. Es gibt ein paar grundlegende Trainingsprinzipien, die schon „praktisch immer“ bekannt sind. Und dann gibt es allerlei neumodischen Kram, der angeblich unglaublich schnell wahnsinnig schnell machen soll. Und dann schaue ich mir jeden durchschnittlichen Zehner, Halbmarathon oder Marathon in diesem Land an. Sorry, aber so viele Langsam-Läufer hat es noch nie gegeben. Zugegeben: Es ist ja auch eine grundsätzlich begrüßenswerte Sache, dass überhaupt so viele Menschen laufen gehen. Aber was ein 6:30 h-Marathon mit Laufen zu tun haben soll, muss mir mal erst jemand erklären. Ich weiß nicht, ob man das Thema Laufen versus Joggen unbedingt an einem sub-40 Zehner festmachen muss (wie Peter Greif). Oder ob man – wie Brett Sutton – einen Ironman erst dann als solchen anerkennt, wenn er auch den Marathon durchlaufen kann. Aber im Prinzip gebe ich ihnen recht.

Also, wir halten fest: Angeblich lauter neue Konzepte, aber die Performance da draußen auf dem Asphalt ist in großer Linie gesunken. Als ich in den Achtzigern meine 10k PB mit 32:20 aufgestellt habe, reichte das meist nicht, um die Top 10 zu knacken. Heutzutage bist du mit so einer Zeit praktisch fast immer auf dem Podium.

Und jetzt kommt’s: Warum waren die Jungs & Mädels denn damals so schnell? Meine These: Weil sie weniger Ablenkung hatten, weniger Theorien gehört haben, weniger Leute ihnen ständig die Ohren vollgequatscht haben. Weil sie verdammt nochmal rausgegangen sind und trainiert haben. Plain and simple.

Just do the work!

Und noch eines: Natürlich können die vielen kleinen Helferlein nützlich sein, um Rückmeldungen zu bekommen, wie das Training so läuft. Aber ich sehe zunehmend Athleten, die nur noch für ihr Trainingstagebuch, Strava oder die beeindruckenden YouTube-Videos trainieren und dabei die einzig echte Rückmeldung übersehen: Das WETTKAMPFERGEBNIS! Wie Faris Al-Sultan die Tage im FR-Interview (nicht zufällig mit dem Titel „Raus ins Feld und Attacke!“) sagte:

„Was Triathleten ins Schwimmbad mitnehmen: den Schnorchel, das Seil und acht verschiedene Paddel. Aber Badehose und Schwimmbrille würden auch reichen.“

Und warum das Foto der Bar oben? Weil der Lindy Effekt angeblich zum ersten Mal 1964 von Albert Goldman ins Spiel gebracht wurde und er „Lindy’s Delicatessen in New York City referenziert.

Der Lindy Effekt

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