Quelle: Bild.de
Der Macht der Bilder gelingt es zuweilen, aus einem Menschen, der aufklären und aufhellen möchte, einen Verbrechertypus zu destillieren. Dabei verunziert man das Konterfei des Kriminalisierten mit Verschlagenheit, macht aus ihm eine nebulöse Erscheinung, gibt ihm den Anstrich lichtscheuen Gesindels. Julian Assange wird mit getönten Brillengläsern ausgestattet, just in dem Augenblick, da Interpol mit einem internationalen Haftbefehl wedelt. Natürlich wird er damit nicht ausgestattet, natürlich ist es keine Fotomontage - Assange hat sich irgendwann so ablichten lassen. Dass aber ausgerechnet diese Fotografie ausgewählt wird, wenn der zwielichtige Charakter, befördert durch einen Haftbefehl, herausgekehrt werden soll, verrät die Intention dahinter. Es gäbe ja auch sympathischere Fotos. Die Wirkung, die eine solche Erscheinung zuhälterischen Zuschnitts erzielt, die damit latent geschürten Konnotationen und Vorurteile, sie machen aus Assange, den Geheimdienstler der Öffentlichkeit, eine Nachtgestalt, einen Gauner, dem das mögliche Schicksal in Haft nur recht geschieht.
Quelle: Spiegel Online
Der in den Medien dargestellte Assange wird gezielt optisch dahingehend aufbereitet, um als halbseidener Gangster angesehen zu werden. Neben den Berichten, die sich inhaltlich mit den Veröffentlichungen von WikiLeaks beschäftigen, ruht ein Assange mit abgefeimten Blick, ein grob hinterhältig dreinblickender, leicht schmierig wirkender Mann. Jemand, dem man nur schwerlich vertrauen, dem man keine Motive wie Transparenz und Offenheit anheften würde. Die Manipulationsmacht, die ein Bild verströmen kann, selten ist sie so zielgerichtet, wie im Falle Assanges; selten wird so manipulativ auf solche Fotos zurückgegriffen, auf denen die Person, über die man berichtet, so unvorteilhaft zur Geltung kommt. Assange soll als Widerling, als schummrige Milieufigur begriffen werden - gelingt dies, regt sich kaum Widerstand gegen die Verhaftung eines Mannes, der für Transparenz eintritt.
Quelle: Bild.de
Als ein vor der Haft fliehender Verbrecher soll er ins Gedächtnis der Öffentlichkeit gemauert werden. Als ein Outlaw, als jemand, der alleine steht, um den es einsam geworden ist, vielleicht schon immer einsam war. Assange wird an den linken Bildrand gedrückt, rechts von ihm große Leere, das große Nichts. Er ist einer, von dem man auch bildlich abrückt, eine verlassene Unperson. Eine Randexistenz wird da fotographisch präsentiert. Der Betrachter soll auf einem Blick erkennen: da ist einer in die Ecke gedrängt, da ist jemand, dessen kriminelle Energie ihn an den Rand drückt. Noch bevor gelesen wird, welchen neuen Coup Assange und WikiLeaks gelandet hat, ist dem Betrachter schon klar, wo er Assange einordnen soll.