Die schlechten Nachrichten rund um den Euro reißen nicht ab, obwohl ein Rettungsschirm gespannt wurde und die Europäische Zentralbank Anleihen der hoch verschuldeten Euro-Staaten aufkauft. Griechenland ist im Grunde bankrott, Irland, Spanien und Portugal sind nach wie vor in Schwierigkeiten, Italien ist der nächste große Wackelkandidat. In ganz Europa fragen sich besorgte Bürger: Wann wird das endlich aufhören?
Die Antwort ist einfach: mit diesem Euro - niemals. Die derzeitige Euro-Konstruktion krankt an einem Geburtsfehler, sie versucht, zwei sehr unterschiedliche Mentalitätsräume zu vereinen. Nordeuropa ist wirtschaftlich und moralisch stark, Südeuropa ist wirtschaftlich und moralisch schwach.
Zu Punkt eins: Wirtschaft. Nordeuropa besitzt eine leistungsfähige Wirtschaft, deren Produkte auf der ganzen Welt gefragt sind. Die südeuropäischen Produkte sind weit weniger gefragt - auch innerhalb Europas. Dadurch ergibt sich zwangsläufig ein Defizit in der Handelsbilanz. Anders ausgedrückt: Nordeuropa wirkt wie ein Staubsauger, der Euros aus dem Süden absaugt. Dieses Defizit kann nur durch Schulden oder Transferzahlungen ausgeglichen werden.
Irland ist ein Sonderfall. Die dortigen Probleme entstanden vor allem durch die Bankenkrise.
Zu Punkt zwei: Moral. In Nordeuropa herrscht eine vergleichsweise hoch entwickelte Moral, Steuern und Abgaben werden von den meisten Bürgern zwar nicht geliebt, aber dennoch entrichtet, Korruption und Vetternwirtschaft kommen zwar vor, sind aber die Ausnahme. Anders in Südeuropa. Steuerhinterziehung scheint dort ein Volkssport zu sein, Korruption und Vetternwirtschaft sind weit verbreitet.
Es lässt sich nicht leugnen, dass Politiker wie Silvio Berlusconi oder die Familien Papandreou und Karamanlis, die seit Jahrzehnten die griechische Politik beherrschen, ein südeuropäisches Phänomen sind, kein nordeuropäisches.
Auf dem Korruptionsindex (mehr unter www.transparency.de) stehen die nordeuropäischen Nationen auf den besten, den oberen Plätzen, während sich die südeuropäischen weit darunter befinden. Einige Beispiele: Dänemark auf Platz 1, Finnland und Schweden auf Platz 4, Deutschland auf Platz 15, Spanien auf Platz 30, Portugal auf Platz 32, Italien auf Platz 67 und Griechenland auf Platz 78.
Schon ein flüchtiger Blick auf die Tabelle zeigt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Korruption und Armut besteht. Die reichsten Nationen stehen oben, die ärmsten unten auf der Tabelle.
All diese Informationen gehören bislang in den Bereich des politisch Unkorrekten, sind zwar bekannt, es wird aber nicht öffentlich darüber gesprochen. Das muss aufhören. Wenn wir die Probleme rund um den Euro lösen wollen, ist Ehrlichkeit die wichtigste Voraussetzung.
Auswege aus der Krise in meinem nächsten Post.