Es hat begonnen! Am Samstag den 4. Oktober wurden wir von unseren Familien in den Flieger nach Indien verfrachtet und… ja hier sind wir nun: Delhi.
Wie und Wo soll ich nur beginnen um einen authentischen Eindruck dieser Stadt zu vermitteln? Es ist laut, es ist heiß, es ist bunt, es ist viel – viel von allem, und es riecht nach Indien pur. Es ist alles und gleichzeitig das völlige Gegenteil davon. Diese Stadt kocht, leidet, lebt und verliert sich selbst in einem Strudel des absoluten, jedoch funktionierenden Chaos.
Zweimal wurde mir bereits von anderen Reisenden ein und dieselbe Frage gestellt: „Liebst du Delhi, oder hasst du Delhi“? – Anscheinend gibt es in der Geschichte dieser Stadt nur diese beiden Gegensätze um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sowohl unter Reisenden als auch unter den Einheimischen. – „Nun, – entgegnete ich beide Male – Die Eindrücke welche in den letzten 72 Stunden über mich hereingebrochen sind kann ein normaler, westeuropäischer Mensch eigentlich gar nicht völlig fassen. Es sind sowohl im positiven als auch im negativen Sinne Extreme der besonderen Art. Wenn ich jetzt eine Antwort geben müsste und diese nicht mein Verstand, sondern mein Herz geben würde, würde ich sagen ich liebe Delhi. Gleichzeitig bitte ich diese Stadt mich nicht vom Gegenteil zu überzeugen.“
Der erste Eindruck
Non-Stop mit Air India von Frankfurt aus nach Delhi. 7,5 Stunden Flugzeit, 1 Snack, 2 kleinere Mahlzeiten und 0 Minuten Schlaf waren das Fundament für den Start in Delhi um 8:00 morgens an einem Sonntag. Man kann sich vorstellen dass wir schon mal fitter unterwegs waren, aber das machte unsere Motivation völlig wett ;). Auch Delhi wirkte ein wenig angeschlagen. Schon beim Landeanflug sah man einen trüben Dunst über der Stadt hängen. Ein Gemisch aus Abgasen, Schmutz und verbrauchter Luft erfüllt jeden Winkel der Straßen und man sehnt sich regelrecht nach den unzähligen Garküchen welche die schöneren Düfte Indiens verbreiten. Der Duft nach Essen und Gewürzen in Hülle und Fülle.
Nachdem uns der Citybus am Connaught Place ausgeladen hatte mussten wir einmal tief durchatmen. Wir sahen Menschen, Menschen, noch mehr Menschen, Rikschas, Kühe, Rikschas und wieder Menschen. Die Massen die hier in Bewegung sind übersteigen selbst die Vorstellungen hartgesottener Großstädter. Es ist schier unglaublich!
Mit einer wagen Vorstellung in welcher Richtung unsere Bleibe liegt machten wir uns auf den Weg. Natürlich mit vollem Gepäck. Und die ersten indischen Freunde ließen nicht lange auf sich warten. Hier ist fast jeder dein Freund, fast jeder hat einen Verwandten in Wien oder war selbst schon mal dort und jeder, ja jeder warnt dich vor den bösen Indern die nur Geld verdienen wollen.
Unser Freund Nr. 1 brachte uns zum Tourist Office No. 1, natürlich Governmental proofed (staatlich geprüft). Wir wussten bereits im Vorfeld dass hier Vorsicht geboten war, aber es ist schier unglaublich mit welcher Professionalität diese Schlepper Vertrauen aufbauen. Es ist wirklich beeindruckend.
Nach 20 Minuten im ersten Office und erfolglosen Vermittlungsversuchen ließ man unser wieder ziehen. Den versprochenen Stadtplan gab es nicht, der war plötzlich aus ^^. Auch gut. Wir setzten unsere kleine Odyssee also fort. Dann trafen wir auf Freund Nummer 2. Dieser stellte sich als Ricky vor und wollte uns persönlich zum Hotel geleiten. Leider kam ihm Tourist Office Nr. 2 dazwischen und das Spiel begann von vorne. Insgesamt wiederholte sich das Schauspiel 3 Mal. Wobei wir beim 3. Versuch unseren Stadtplan bekamen und im Galopp, mit Blick zum Boden um ja keine neuen Freundschaften mehr zu schließen, zum Hotel eilten. Es war so wie es Indienreisende beschrieben haben. Wir wollten es selbst erfahren und das haben wir. Jetzt wissen wir Bescheid ;).
Unterwegs in der Stadt
Da wir nur 3 Tage hier sein werden, war uns folgendes besonders wichtig: Ein Gefühl für die Stadt zu bekommen, in die indische Küche einzutauchen und das Leben hier spüren. Sehenswürdigkeiten wurden hinten angestellt.
Ein Gefühl für die Stadt zu bekommen ist hier gar nicht so leicht. Wie bereits oben erwähnt ist Delhi für mich die Stadt der Gegensätze. Alles ist in Bewegung und funktioniert irgendwie. Wichtig ist dass es funktioniert. Ein gutes Beispiel ist der Stadtteil in dem wir wohnen: Pahar Ganj. Eine turbulente Backpacker Gegend mit Märkten, Streetfood in allen Variationen, kleinen Geschäften und Restaurants. Hier ist jeder geschäftig, jeder möchte etwas verkaufen, eine Rikschafahrt anbieten oder dein Freund sein. Ein Auto überholt dich rechts und ein Rikscha links, während du über einen Straßenhund steigst der mitten am Weg schläft. Eine Kuh frisst vom Obststand und der Verkäufer lässt gewähren. Alles paletti, alles cool.
Wir nehmen alles wie es ist, hören auf die Dinge nach westlichen Maßstäben zu hinterfragen und lassen uns einfach treiben in diesem unglaublichen Sog von indischer Realität. Wir schlendern von Garküche zu Garküche. Wer indische Küche mag ist hier im Paradies. Curries gibt’s überall um etwa 140 Rupien (ca. 2 Euro). Da wir Dank einer sehr guten Freundin mit einer Flasche Zirbenschnaps bewaffnet loszogen und uns voll und ganz auf dieses Backup verlassen, sind wir mutig und probieren was der Hunger hergibt. Ich war in Europa schon der indischen Küche zugeneigt, aber was hier serviert wird (wohl gemerkt für Rs 140 und weniger) lässt mich und auch Martina zu sehr, sehr glücklichen Menschen werden!!! Wir hoffen nur der Zirbenschnaps hält was er verspricht und geht nicht zu früh aus. Das wäre wohl fatal
Unsere ersten Tage in Indien waren intensiv und sicherlich auch richtungsweisend für die vielen Monate die uns hier noch bevorstehen. Wir sind sehr positiv aber auch wachsam. Voll Vorfreude aber auch Vorsicht. Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben und bereit für viele, viele Abenteuer ;). Das nächste steht schon bevor. Mit dem Zug nach Amritsar – 7,5 Stunden Sleeper Class. Wir sind gespannt.
Wie war dein erstes Mal Indien? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht wie wir, oder doch ganz andere? Schreib es uns doch in die Kommentarleiste!