De dicto

"Weitere Profiteure sind die Arbeitnehmer, von denen ein großer Teil in den betroffenen Flughafen-Anrainer-Kommunen leben dürfte. Sie dürfen sich über Arbeit freuen und nehmen dafür Lärm in Kauf. [...] Fest steht, dass viele Bürger Fluglärm erdulden, ohne dass ihnen der Ausbau unmittelbaren Nutzen stiftet. Für sie bleibt kein Trost, außer Geld. Sie müssen entschädigt werden."
- Winand von Petersdorff, Frankfurter Allgemeine vom 23. Oktober 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Ein gravierendes Problem im engen Europa ist es, dass immer mehr Menschen der Lärmhölle, bedingt durch Infrastruktur, ausgesetzt werden. Massive Gesundheitsprobleme, verursacht durch dauerhaften Stress, sind dann treue Begleiter durch den krachenden Alltag. Wie sich die europäische moderne Gesellschaft infrastrukturell stellen will, ist nicht nur eine Frage der verfügbaren Energie; man wird die sich verschlechternden Lebensbedingungen von Millionen von Menschen berücksichtigen müssen. Schon zwanzig Millionen Menschen leiden hierzulande am Lärm. Das kann kein Zukunftsmodell sein.

Abgefeimt, wie man das Leiden von Millionen von Menschen doch umdeuten kann. Petersdorff macht sie flugs zu Gewinnern und Profiteuren, die man kulanterweise noch mehr gewinnen, noch mehr profitieren lassen sollte. Trivial, wie er den Lärm banalisiert. Kettensägenlärm würde man tolerieren - warum bloß den Lärm nicht, den Flughäfen verursachen, rätselt er vor sich hin. Dabei könnte der Ausbau von Flughäfen eine Gewinnsituation für alle sein. Man müsste Belästigung und Gewinn nur angemessen verteilen. Das ist publizierter Spott, den Petersdorff da über an Lärm Erkrankte ausschüttet. Als ob man Lärmstress aus der Welt kaufen könnte. So wie man bürokratische Hürden wegschmiert, schmiert man einfach Herz- und Kreislaufleiden weg, die der Lärm fabriziert. Das ist ein Weltbild, in dem der Mensch nicht mehr vorkommt - und falls doch, dann nur als gegen Geld aufwiegbare Kreatur.
Petersdorff läßt keinen Zweifel: es gibt keine Alternative. Über Nachtflugverbot disktutiert man nicht. Über Urlaubsreise- oder Geschäftsreiseverhalten spricht man schon aus Prinzip nicht, denn das hätte eine gesellschaftskritische Note - und das wäre nicht ökonomisch, das wäre nur radikal. Wie wir als Gesellschaft lebenswert bleiben oder wieder werden wollen, wenn wir uns weiterhin mit Gedröhne zupflastern, will Petersdorff gar nicht, nicht mal als rhetorische Frage, auf den Tisch bringen. Er gibt sich ökonomisiert. Probleme kann man mit Geld aufwiegen. Wo Lärm ist, da hilft kein Jammern, keine Gegenwehr, keine neuen Infrastrukturpläne oder Utopie, da muß man die Leidtragenden einfach zu Profiteuren machen, dann arrangieren sie sich auch mit dem Lärm. Petersdorffs Beitrag ist ein schaler Witz - er will unerträgliche Lebensumfelder nicht als solche bezeichnen; meint, mit Zahlungen lassen sie sich erträglich machen. Wer so argumentiert, ist der Ökonomisierung vollends verfallen.

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