Das Mädchen, das Hunger hatte

DER BESTE BODEN FÜR DIE SAAT DES KOMMUNISMUS IST NOT UND HOFFNUNGSLOSIGKEIT.
(Konrad Adenauer)
Es war wieder einmal eine dieser Nächte, in der Manuela es nicht schaffte einzuschlafen. Nicht etwa, weil sie an jemanden dachte oder weil es vielleicht zu warm war. Nein. Sie konnte nicht einschlafen, weil sie Hunger hatte.
Ein Gefühl, das sie bis dahin nur aus dem DDR Fernsehen kannte. Wo man täglich und das mit wachsender Begeisterung die Armut anderer und natürlich nicht sozialistischer Länder anprangerte. Ein Gefühl, das sie nun selbst betraf und ihr in so mancher Nacht den Schlaf raubte.
Doch wie war so etwas möglich? In einem sozialistischen Land, das vollmundig von sich selbst behauptete, alles für sein Volk zu tun und die Armut und den Hunger in der Welt bekämpfen zu wollen. Wie konnte es sein, dass jemand in einem solchen Staate, der sich mit den Worten Gleichheit, Einigkeit und Brüderlichkeit schmückte hungern musste?
Fragen, die leicht zu beantworten sind. Denn Manuela war eine Verräterin. Eine von denen, die es wagten, sich von der DDR und somit von der Arbeiterklasse abzuwenden. Eine Kriminelle, die, nur um endlich bei ihrem Liebsten zu sein, der in Schweden wohnte, einen sogenannten Ausreiseantrag gestellt hatte und dadurch alle Rechte verlor.
Eine der Folgen dieses staatlich verordneten Rechtsentzuges war unter anderem, dass man ihr verbot, den Beruf als Modeverkäuferin weiter auszuüben. Eine Arbeit, die ihr soviel Freude gemacht hatte und für die sie nun angeblich nicht mehr tragbar war. Eine andere war, dass sie ihre Wohnung verlassen musste, weil man in dieser lieber jemanden sah, der dem Staate wohlgesonnen war.
Nun lebte Manuela auf Anordnung des Ministerium für Inneres in einem baufälligen Loch, in dem es durch die Fenster zog und der Ofen kaputt war und arbeitete auf Beschluss derselben Leute in einem Wäschereibetrieb, in dem ihre Schicht oft 12 Stunden hatte, für die sie gerade mal 250 Mark bekam.
Das war selbst in der DDR zum sterben zu viel und zum leben zu wenig. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich Manuela, deren Freunde sich ebenfalls von ihr abgewandt hatten, die also niemanden mehr kannte, der ihr hätte helfen können, immer öfter auf den Weg machte, um sich das, was sie zum Leben brauchte, zu stehlen.
So, wie auch in dieser Nacht. In der ihre Schränke wieder einmal leer waren und sie der Hunger mit Schmerzen und Übelkeit plagte. In der sie sich heimlich auf die Straße schlich. In Richtung des Konsum Geschäftes, das sich nur ein paar Straßen weiter befand. Dort, wo jeden Morgen, pünktlich um fünf, die Lieferfahrzeuge hielten, um die Milch, das Brot und Brötchen zu liefern. In einen Raum, der nicht abgeschlossen und für mindestens eine oder zwei Stunden unbeaufsichtigt war.
*
Manuela sollte nach dieser Nacht keinen Hunger mehr haben. Denn sie wurde, gerade, als sie, in einer Hand eine Flasche Milch, in der anderen ein Stück Brot, wieder auf die Straße zurückkehrte, von einer Streife der Deutschen Volkspolizei entdeckt und verhaftet.
Man verurteilte sie wegen des Tatbestandes des Einbruchs und des Diebstahls in einem Schnellverfahren zu einer Haftstrafe von 12 Monaten, die sie, nach ihrem Aufenthaltes in der Untersuchungshaftanstalt Rostock, in der Strafvollzugsanstalt „Roter Ochse“ in Halle an der Saale verbringen sollte. Eine Haftstrafe, die Manuela jedoch nicht bis zu ihrem Ende erdulden musste. Denn sie wurde, nachdem sie bereits 3 Monate in Halle verbracht hatte, von der Bundesrepublik Deutschland frei gekauft.
Diese Geschichte beruht auf eine wahre Begebenheit. Sie wurde mir von einem guten Freund erzählt.
Alle hier beschriebenen Namen wurden geändert.

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