Kein Künstler des Expressionismus hat so viele Bilder von Katzen geschaffen wie Ernst Ludwig Kirchner. Er hat sie in allen Techniken dargestellt: in Aquarell und Zeichnung, Holzschnitt, Radierung, Lithographie und Ölmalerei. Katzen entdeckt man in seiner Webkunst und in den Holzplastiken, immer wieder hat er sie fotografiert. Er stellte sie ruhend und in Bewegung dar und porträtierte sie mehrfach überlebensgroß, nahm sie in Figurendarstellungen, Landschaftsbildern und in einigen Stillleben auf.
Ernst Ludwig Kirchner wurde am 6. Mai 1880 in Aschaffenburg geboren. 1901 macht er sein Abitur und beginnt zunächst ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Dresden, kurz danach in München. 1905 gründen E.L. Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl die Künstlergruppe „Brücke“.
1912 in Berlin malt Kirchner Motive aus dem Milieu der Varietès, der Tanzlokale und des Zirkus. Die 1913 begonnene Werkreihe mit Straßenszenen bildet einen Höhepunkt seines expressionistischen Schaffens.
Das Motiv der Katze findet sich vor allem in Kirchners Davoser Schaffen. Die meisten Arbeiten entstehen seit Juli 1919, als der junge Kater Boby in sein Haus in Frauenkirch bei Davos/Schweiz kommt und mit Kirchner und seiner Frau Erna lebt. Bobys Anwesenheit ist in mehr als 100 Werken – vor allem der Jahre 1919 bis 1923 – dokumentiert, Boby findet Erwähnung in Kirchners Tagebuch und vielen seiner Briefe. Kater Boby stirbt im Oktober 1930.
Als seit Frühjahr 1931 der Kater Schacky in Kirchners Haus lebt, malt Kirchner wieder häufiger Katzenbilder. Auch von Schacky berichtet Kirchner in zahlreichen Briefen. Ob Boby oder Schacky, Kirchners Katzen bleiben Individuen. Für Kirchner hatten Katzen keinen Bezug zur Welt der bösen Geister. Die Dämonenbeschwörung “Dreimal schwarzer Kater“, nach der es stets die schwarze Katze ist, die Unheil bringt, hatte für Kirchner keine Bedeutung. Der Künstler stand solchem Aberglauben fern.
Ernst Ludwig Kirchner nahm an zahlreichen Ausstellungen teil, im Januar 1937 hatte er seine erste bedeutende Einzelausstellung in den USA, im Detroit Institute of Art.
1937 werden in deutschen Museen 639 Werke des Künstlers als „entartet“ beschlagnahmt. Kirchner leidet unter der Diffamierung seiner Kunst so sehr, dass er sich am 15.06.1938 in der Nähe seines Hauses erschießt.
Ernst Ludwig Kirchner
Schwarzer Kater (Kater Boby), 1924/28
Öl auf Leinwand, 84 x 61 cm
Privatbesitz
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