Das "Bamboo ceiling" - Für Inder gilt es nicht, für Chinesen hingegen schon

Die ungewöhnliche Benachteiligung von Ostasiaten in Führungspositionen der USA

Die Benachteiligung von Ostasiaten - also von Menschen chinesischer, koreanischer und japanischer Abstammung - in Führungspositionen der USA ist sehr groß. Sie wird gegenwärtig unter dem Stichwort "Bamboo ceiling" ( Wiki), also "Bambus-Decke" erörtert. Dieses Wort ist eine Metapher dafür, daß Ostasiaten Führungspositionen oft in unmittelbarer Sichtweite über sich sehen, sie aber dennoch nie erreichen. Dieses Thema belehrt einmal erneut eindrucksvoll über die großen Mentalitäts-Unterschiede zwischen Kulturen und wie diese sich auf das tägliche Leben, etwa in Firmenkulturen auswirken.

Man hatte bislang bei diesem Thema alle Asiaten in einen Topf gesteckt, man hat also zu ihnen auch die Inder gezählt. Eine neue Studie (1) macht aber nun darauf aufmerksam, daß sogar Weiße gegenüber Indern in Führungspositionen der USA benachteiligt sind (wenn man den jeweiligen Anteil in Führungspositionen in Beziehung setzt zu dem Anteil der jeweiligen Ethnie in der Gesamtbevölkerung). Und die Studie benennt als Ursache für diese starken Unterschiede zwischen Ostasiaten und Indern die Eigenschaft "Durchsetzungsvermögen".

Bei dieser Gelegenheit versteht man vielleicht zum ersten mal die Bedeutung der Inhalte des Buches von Angela Saini "Geek Nation - How Indian Science is Taking Over the World" (2). Saini ist Engländerin indischer Abstammung und in England dürften die Inder auch keine geringe Rolle in Führungspositionen spielen.

Die Bedeutung des Themas insgesamt wird an folgendem Umstand erkennbar ( Wiki): Asiaten machen nur 5,6 % der Einwohner der USA aus, sie haben aber Anteil an 50 % der Technologie-Industrie im Silicon Valley, also der Zukunftstechnologie.

Die Tatsache, daß es derzeit noch so gut wie keine deutschsprachigen Artikel über das Thema "Bamboo celing" gibt (Ausnahme: 3), zeigt, daß Deutschland offenbar noch nicht in dem Umfang eine multikulturelle Gesellschaft ist oder als solche wahrgenommen wird wie die USA (oder Großbritannien).

Es ist sehr interessant, wie das Verhalten von Ostasiaten innerhalb von Firmenkulturen in diesem Zusammenhang beschrieben wird. Sie werden "als fleißige Arbeitsbienen" wahrgenommen, die nicht auffallen, die sich aber auch nicht zu Wort melden, wenn kontrovers diskutiert wird. Hingegen scheint es auch wieder nicht gut zu laufen, wenn sie sich im Widerspruch zu diesem weit verbreiteten Klischee verhalten (3):

"Einem temperamentvollen Asiaten werde leicht nachgesagt, daß er dazu neigt, die Fassung zu verlieren, sagt Psychologin Kawahara. Eine Studie der Universität Toronto zu Klischees am Arbeitsplatz wies nach: Emotional oder dominant auftretende Asiaten wurden von ihren weißen Kollegen häufig geschnitten. Eine gängige Forderung sei, daß sie sich den Erwartungen entsprechend verhalten und 'da bleiben sollen, wo sie hingehören', schreiben die Autorinnen Jennifer Berdahl und Ji-A Min."

Schlußfolgerung: Der Ethnozentrismus ( Wiki) ist in jedem von uns viel tiefer drin als die meisten Menschen wahrhaben oder sich eingestehen wollen. Es tragen viele Faktoren zu ihm bei. 1. Unterschiedliche angeborene Muster in der Wahrnehmung, in emotionalen Reaktionen, im Denken, im Handeln, 2. frühkindlich durch Muttersprachenerwerb geprägte ebensolche Muster in der Wahrnehmung, in den Emotionen, im Denken und im Handeln, sowie 3. durch Religionen wie Stammesreligionen oder Konfuzianismus, Buddhismus oder Christentum seit Jahrhunderten gebahnte Muster und 4. schließlich alle mehr bewußter in der Peer-Group, in Schule und Ausbildung in der Gegenwart gebahnte, eingeübte, gelernte und antrainierten entsprechenden Muster. Es können zwischen diesen Ebenen durchaus Widersprüche bestehen, also Widersprüche zwischen dem in oberen Bewußtseinsschichten verschalteten Mustern zu Muster, die in tieferen Bewußtseinsschichten verschaltet sind. Sehr unterschätzt wird in dieser Hinsicht auch noch die Prägung der Kinder durch die vorherrschenden Rhythmen, bzw. durch den "Geist" der vorherrschenden Musikkultur, sprich, heute, der (außergewöhnlich unernsten, infantilisierten) "Pop-Kultur".

Ethnozentrismus ist auch durch multikulturelle Gesellschafts-Experimente nicht aus der Welt zu schaffen

Man versteht jedenfalls insgesamt, was für ein großer emotionaler Aufwand von Seiten der großen Medienanstalten betrieben werden muß, um einerseits neue, fast künstlich erdachte, gesellschaftliche Leitbilder zu kreieren und diese dann auch noch weltweit durchzusetzen zu wollen und dabei einheitlichere Ethnien und Nationen zu multikulturellen Nationen umzugestalten zu wollen und andererseits dabei auch noch ethnozentrisch verursachte Benachteiligungen einzelner Ethnien vermeiden zu wollen.

Es wird nachvollziehbar: Man braucht starke Feindbilder und muß über ausgebaute Machtpositionen - in Medienanstalten und anderwärts - verfügen, muß - zum Beispiel über Pop-Kultur - ganze Völker denkunfähig gemacht haben, um es sich zuzutrauen, das Widerstreben von Gesellschaften gegenüber solchen riesigen, gesellschaftlichen Umformungsprozessen überwinden zu können. Dieses Überwinden geschieht gegenwärtig dadurch, daß sie emotional außergewöhnlich stark polarisiert werden und dadurch über kurz oder lang zur Unterwerfung unter das neue Leitbild gezwungen werden. Es erscheint sehr zweifelhaft, daß solches Wollen, solche neuen, künstlichen und polarisierenden Leitbilder aus "der Mitte der Gesellschaft" heraus entstanden und kreiert worden sind. Dazu sind sie wohl doch viel zu künstlich und dazu ist der Besitz von Medienanstalten heute viel zu monopolisiert.

Vielmehr macht die weltweite Geschichte der letzten hundert Jahre ja ausreichend erkennbar: Man schreckt zur Erreichung solcher Ziele ja auch nicht vor Kriegen, Bürgerkriegen, Völkermorden und Atombomben zurück. Die Geschichte und Gegenwart erweisen dies zur Genüge.

Die Inder - Spielen sie eine besondere Rolle in der Weltgeschichte?

Das "Konzert der Nationen": Die Weltgeschichte hat bei der Schaffung von Hochkulturen viele Möglichkeiten bereit gestellt, komplexe arbeitsteilige Gesellschaft zu leben. Mit der hier behandelten Studie sehen wir die ostasiatische Möglichkeit, die indische Möglichkeit und die europäische Möglichkeit. Wenn es um IQ-starke Ethnien ging, sind die Inder bislang vielleicht nicht genügend als solche wahrgenommen worden, weil man ihre eigentümlichen Leistungen innerhalb der USA oder Großbritanniens nicht ausreichend für sich in den Blick genommen haben mag.

Diese neue Studie macht aber nun auf diese aufmerksam. Wenn es um wirtschaftlichen und kulturellen Erfolg geht, kommt es eben nicht nur auf Intelligenz an, sondern auch auf angeborene und kulturell geformte Verhaltensdispositionen. Während Europäer hinsichtlich ihres Verhaltens zu sehr viel Exzentrizität neigen, neigen Ostasiaten im Alltag hingegen - aufgrund ihrer an eine Konsens-Kultur angepaßte Mentalität - zu sehr viel weniger Exzentrizität. Womöglich halten die Inder diesbezüglich eine "günstige Mitte" inne? Besitzt ihre Mentalität damit womöglich eine Zukunftsfähigkeit, die die beiden anderen genannten großen Herkunftsgruppen der Menschheit nicht besitzen? Das mag zunächst nur eine vage Vermutung sein. Ihr kann und sollte aber womöglich weiter nachgegangen werden.

- Und soeben ist auch ein Artikel erschienen darüber, daß auch in Indien nicht alle Ethnien in gleichem Maße in der Wissenschaft Karriere machen, sondern daß dort die Jahrhunderte alte Ethnien der Brahminen die Wissenschaft dominieren. Das läge daran, daß die Brahminen schon seit Jahrhunderten mehr Geduld aufweisen würden für den Wissenserwerb und nicht auf das "schnelle Geld" aus wären (5). Auch wieder sehr interessant. Ein außergewöhnlicher Beitrag indischer Wissenschaftler zur Wissenschaft allgemein ist einem allerdings bislang wohl auch noch nicht aufgefallen

  1. Why East Asians but not South Asians are underrepresented in leadership positions in the United States Jackson G. Lu, Richard E. Nisbett, and Michael W. Morris PNAS March 3, 2020 117 (9) 4590-4600; first published February 18, 2020, https://www.pnas.org/content/117/9/4590
  2. Angela Saini: Geek Nation: How Indian Science is Taking Over the World. 2011
  3. https://www.merckgroup.com/de/pro/articles/beyond-the-bamboo-ceiling.html
  4. https://www.pnas.org/content/117/10/5100
  5. Brahmins on India's elite campuses say studying science is natural to upper castes: Study I researched Brahmin domination in science in India. 13 March, 2020, https://theprint.in/opinion/brahmins-on-india-campuses-studying-science-is-natural-to-upper-castes/378901/

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