Bloggerreise Karlsruhe Basel 5 – die Fondation Beyeler

bloggerreise karlsruhe basel _ fondation beyeler Vivi D'Angelo Tag drei der Bloggerreise – es ist nun Sonntag. Nach einem wunderbaren Abend und einer eher kurzen Nacht machen wir uns auf den Weg zur Fondation Beyeler, dem Highlight des Basler Kulturprogramms. Dort sind momentan neben der Sammlung die drei Ausstellungen Gustave Courbet, Peter Doig sowie Calder Gallery III zu sehen.  

Bei der Ankunft staunen wir sofort über den offenen, filigranen Bau mit den grossen Fenstern, dem stillen Teich und dem leuchtend grünen, riesigen Garten. Das Ganze hat etwas von japanischer Leichtigkeit und wirkt wahnsinnig beruhigend und zeitlos.
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Man sieht schon vom Kieselweg in Richtung Gebäude aus wie sich die Besucher einem Gemälde nähern, sich Zeit nehmen, sich Platz nehmen und es dann in aller Ruhe erkunden und auskosten. Ein guter Ort für die Kunst, muss das sein. bloggerreise karlsruhe basel _ fondation beyeler Vivi D'Angelo (3)

Nach einer kurzen Wartezeit am Eintrittsschalter erwartet uns allerdings eine unangenehme überraschung: leider wusste niemand über unseren Besuch Bescheid. Leider wird nach einigen Erklärungsversuchen unsererseits offensichtlich, dass heute, Sonntags, niemand der internen Mitarbeiter anwesend ist der uns hineinbegleiten, das Fotoverbot für uns aufheben geschweige denn uns etwas zu den Ausstellungen erklären könnte. Es ist schade, wir würden gerne etwas mehr über die Ausstellungen und das Haus erfahren. Auch ärgern wir uns über das Fotoverbot, das im Großteil der Ausstellung herrscht – trotzdem beschließen wir, die unerlaubten großen Taschen (inklusive, eben, Fotoapparat) in der Garderobe zu lassen, den Eintritt á 25 Franken pro Kopf selbst zu bezahlen und die Fondation zu besuchen.

Wir twittern noch einmal unsere Unzufriedenheit ins Netz, dann machen wir uns in die Ausstellung. (Im Nachinein stellte sich das Ganze -wie wir schon vermuteten- als ein unglückliches Missverständnis heraus; die Fondation entschuldigte sich bei uns und bot uns neben der Zusendung aller von uns gewünschten Pressebildern sowie der Erstattung der Eintrittskosten an).

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Für mich geht es zu allererst in die Courbet Ausstellung: auf ziemlich klassische Weise hängen hier die großzügigen, beeindruckenden Gemälde mit ihren mächtigen Farben und Pinselstrichen an den hohen Wänden. Die Landschaften, die Meere, die Gewässer auf der Leinwand harmonieren fantastisch mit dem Panorama auf der Außenseite der Fenster. Ich habe immer wieder das Gefühl, ich hätte gerne mehr Infos zu diesen wunderschönen Werken. Anscheinend sind mehrere der Bilder, die hier hängen, schon seit Jahrzenten nicht mehr öffentlich gezeigt worden. Der Audioguide, der wohl diese fehlenden Infos vermitteln könnte, kostet leider (wenn ich mich recht erinnere) um die 10 Franken, darum habe ich ihn nicht mitgenommen und bleibe erstmal “dumm”.

Ich mache mir Gedanken über die Kosten, die mit so einem Schweizer Museumsbesuch verbunden sind – vielleicht auch weil ich es mir angewöhnt habe, den ein-Euro-Eintritt zu nutzen, den es in München in mehreren Museen eben am Sonntag gibt. Es mag ja sein, dass 25 Franken in Relation zu einem schweizer Gehalt wenig sind. Ich allerdings empfinde die umgerechnet 20 Euro als eine wahrhaftige Hürde, die mir suggeriert, der Museumsbesuch ist hier wohl doch ein Erlebnis für die Elite. Schweizer Gehalt hin oder her, ich kann mir gut vorstellen, dass es auch Basler Einwohner gibt, für die es eher undenkbar ist, mal eben mit der Familie ins Museum zu gehen – geschweige denn, dazu noch eine Führung zu buchen oder einen Audioguide mitzunehmen.

bloggerreise karlsruhe basel _ fondation beyeler Vivi D'Angelo Trotzdem ist viel los an diesem Sonntag im Museum: Menschen flanieren durch die luftigen Räume, unterhalten sich animiert, entspannen im Garten oder auf den vielen Sitzmöglichkeiten vor den Kunstwerken, Kinder spielen und haben eine gute Zeit. Es ist keine Galerie der Mucksmäuschenstille, und das fühlt sich auch gut an so. In den strahlend weißen, geräumigen Säälen trifft man ebenso auf Pollocks, Mondrians, Monets, Andy Warhols oder Cézannes – die einander von gegenüberliegenden Wänden anschmunzeln. Es sind Werke der Sammlung der Fondation.

Ich schlendere, ebenso gemütlich wie viele andere Besucher, weiter in die Calder Gallery III, wo mich Calders abstrakte Skulpturen in ihrem fragilen Gleichgewicht faszinieren. Sie sehen aus, als wären sie mit dünnem Pinselstrich in der Luft gezeichnet – oder einem der Gemälde entsprungen, die daneben hängen. Tatsächlich ist die Ausstellung dem frühen Zeitpunkt gewidmet, andem sich der Künstler mit der abstrakten Malerei auseinandersetzt. Kurz darauf, in den ’30er Jahren, entwickelt er sein Werk blitzschnell fort und gelangt zu seinen bahnbrechenden, mobile-artigen Skulpturen.

Die Aufsicht lässt mich nicht einen Moment aus den Augen (und erinnert mich tatsächlich gleich zweimal an das Fotoverbot – obwohl ich nicht mehr tue, als ganz harmlos in mein Tablet hineinzutwittern). Ich nehme also auch kein Calderbildchen mit nach Hause.

bloggerreise karlsruhe basel _ fondation beyeler Vivi D'Angelo Das Fotoverbot gilt auch (und hier jucken mir die Finger am meisten!) in der wunder, wunderschönen Peter Doig Ausstellung. Doig, der hier als “einer der interessantesten Künstler der Gegenwart” beschrieben wird, ist hier mit seinen wichtigsten Ölgemälden und experimentellen Druckgrafiken sowie einem neuen, gigantischen Wandbild vertreten. Seine Motive sind Architekturen, atemberaubende Landschaften und Menschen, mal als Hauptperson, mal nur klitzeklein im Panorama verschwindend. Die Bilder leuchten, fließen fast wie Seidenmalerei. Sie sind so groß, dass man hineingezogen wird, am liebsten einen weiten Schritt wagen und hineinsteigen möchte – wie bei Mary Poppins, einfach hineinhüpfen in diese verträumten Orte die nach Blütennektar, klebriger Tropenluft und Meeresbrise duften. Nostalgie und Fernweh zugleich, und das bei all den leuchtenden, satt warmen Farben.

Ihr könnt euch denken, wie gern ich hiervon Fotos mitgenommen hätte.

Es geht weiter, hinunter, in einen Raum, wo die experimentellen Druckgrafiken Doigs gezeigt werden. In einer gedimmt beleuchteten, schwarzen Kammer hängen sie alle, in Reih und Glied als würden sie noch trocknen. Es sind die Vorbereitungsskizzen von vielen Werken und die verschienenen Druckversuche davon, die an dünnen Fäden an der Decke befestigt sind und luftig und locker schweben. Wie der gesamte Bau. Das Licht ist golden, der Raum still, die Leute bilden eine Art ehrfürchtige Schlange, um in der Ausstellung voranzukommen. Man fühlt sich, als wäre man in einen geborgenen, geheimen Ort der Kreation zugelassen worden.

Beschwingt von dieser letzten Schau – die mich wahnsinnig anspricht, obwohl ich im Vorhinein nicht viel über den Künstler wusste – tauche ich wieder auf, in ein immer wuseligeres Foyer. Dort trifft sich unsere Gruppe wieder. Wir sind uns alle einig: der Vormittag war wunderbar, entspannt, voll eindrucksvoller Kunst. Mit Sehnsucht nach einem Einblick “hinter die Kulissen” (Ich glaube, wir alle hätten uns eine Einführung und ein Treffen, beispielsweise, mit einem Kurator oder wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums gewünscht!) verlassen wir die Fondation.

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Es geht zurück in die Stadt, wo wir zum freien Nachmittagsprogramm aufbrechen werden. Für mich geht es auf den Weihnachtsmarkt und auf eine kleine Tour der Kunst im öffentlichen Raum – davon aber mehr im nächsten Blogpost.
***Ein Nachtrag noch: Übrigens entdecke ich jetzt erst, dass die Fondation Beyeler auf ihrer Homepage eine ganz tolle Auswahl an Künstler- und Kuratoreninterviews sowie Ausstellungsvideos zeigt, durch die man sich prima und unbeschwert häppchenweise in die Themen der jeweiligen Ausstellungen vertiefen kann. Ein tolles Format: I like! Und natürlich mache ich mich sofort ans Verschlingen dieser tollen Beiträge. 

Die Nachberichte meiner Mitreisenden findet ihr übrigens auf den jeweiligen Blogs von Tine Nowak, Angelika Schoder, Tanja Neumann und Klaus Graf. Nach und nach werden sie dort (ich glaube fast alle, genauso wie ich, “häppchenweise”) den Bericht der Reise fortsetzen.  Zudem gibt es bei Marlene Hoffmann ein super Interview mit Alexandra Hahn, Pressesprecherin und Leiterin des Bereichs Presse und Medien der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, welches Einblicke in die Gestaltung und Konzeption der Reise gibt.


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