Bitte lest diesen Mist nicht!

Okay, ich weiss, es war ein Fehler, ausgerechnet mit diesem Buch meine kostbare Freizeit zu vergeuden. Aber die Buchhandlung war so unübersichtlich eingerichtet, dass man nicht so recht wusste, wo man was suchen musste und dann war da auch noch diese Kundin im Laden, die unbedingt einen Kalender mit humorvollen Kuhbildern haben wollte, was mich ziemlich irritierte, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum man so etwas haben will, also fühlte ich mich verpflichtet, mit einem Ohr mitzuhören, um herauszufinden, warum sie einen humorvollen Kuh-Kalender brauchte, der übrigens, wie der Buchhändler mit Bedauern verkünden musste, leider Gottes vergriffen ist. Obendrein war mir nach etwas Leichtem zumute, da ich mir heute bei strahlendem Sonnenschein und traumhafter Aussicht auf das Kloster Einsiedeln eine himmeltraurige DDR-Biographie reingezogen habe. Ich hoffe, das erklärt, weshalb ich schliesslich zu dem Buch griff, das momentan auf allen Bestseller-Regalen ziemlich weit oben steht. Jawohl, genau, das Grüne mit dem dicklichen älteren Herrn und den winzigen kopulierenden Gartenzwergen – die ich erst nach der Lektüre entdeckt habe –  auf dem Cover. 

Ein übles Machwerk, muss ich leider sagen, nicht nur wegen des ganz und gar seichten Inhalts und der gewagten Anwendung von Adjektiven. Mit solchen Mängeln muss man ja leider rechnen, wenn man sich ein Buch kauft, das gut ankommt, aber inzwischen scheint man sich auch damit abfinden müssen, dass Autoren nicht mehr recherchieren, bevor sie schreiben. Obschon der Garten im Zentrum der Handlung steht, scheint die Autorin sich bei der Recherche auf die Lektüre eines Rosenratgebers beschränkt zu haben. Den Unterschied zwischen Containerrosen und wurzelnackten Rosen kennt sie nämlich, vermutlich aber nur, weil sich das Wort “wurzelnackt” so gut eignet, um darum herum eine wackelige erotische Anspielung zu zimmern. Ansonsten aber scheint sie sich nicht darum zu scheren, was in der Natur alles abläuft und so kommt es, dass Magnolien, Hortensien und Glockenblume gleichzeitig in voller Blüte stehen, die Zweige der Bäume* sich unter der Last von Kirschen und Äpfeln biegen, während in den Gemüsebeeten sonnengereifte Tomaten, Gurken und Erbsen auf die Ernte warten. Das alles in einem Zeitraum von 14 Tagen.

14 Tage übrigens, in denen die Heldin aus einem dysfuntkionalen Team eine schlagkräftige Mannschaft bildet, die eine marode Firma vor dem Untergang rettet. 14 Tage auch, die reichen müssen, um aus dem verödeten Schrebergarten der ausgewanderten Tante eine blühende Oase der Gartenfreude zu machen. 14 Tage, in denen die arbeitssüchtige Hauptfigur zur lebensfrohen Gartenfreundin wird, die mithilfe von vielen neuen Schrebergartenfreunden den Mann ihres Lebens angelt. Wahrlich beeindruckend. 

Also ich meine, beeindruckend, wie es die Autorin schafft, mit derart dürftigen Zutaten ein Oeuvre zu stricken, das ganz viele Menschen lesen wollen. 

*Hab nochmal nachgelesen. Nicht nur die Zweige biegen sich, sondern gleich die ganzen Bäume. Mein Kirschbaum macht das nie. Was mache ich bloss falsch?

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