In unserem modernen Leben sind wir unmerklich von einem material umgeben, dass sowohl ein großer Segen wie auch ein großer Fluch ist. Die Rede ist von Kunststoffen bzw. Plastik. Von Obst und Gemüse über Müsli bis zu Fleisch oder Fertiggerichten sind fast alle Lebensmittel darin verpackt, viel zu oft wird es in Form der Einweg-Plastiktüte genutzt und auch in nahezu allen anderen Bereichen im Leben spielen Kunststoffe eine Rolle. Von der Sohle der Sportschuhe über Smartphones und Computer bis zu den Spritzen und Infusionsbeuteln im Krankenhaus – Plastik ist aus der modernen Gesellschaft einfach nicht mehr wegzudenken.
Foto: NatureWorks LLC
Die großen Nachteile von Kunststoffen sind allerdings, dass sie auf der endlichen Ressource Erdöl basieren und in der Natur zudem nur sehr schwer und über hunderte von Jahren abgebaut werden können. Da große Teile des Plastikmülls in der Umwelt landen, findet sich beispielsweise mittlerweile im Mittelmeer mehr Plastik als Plankton. Ein Verfahren, mit der das Material etwas umweltfreundlicher werden könnte, ist die Herstellung von Kunststoff aus CO2, an der u.a. auch Bayer mit einer Pilotanlage zur Kunststoff-Produktion mit CO2 arbeitet. Ein anderes ist die Herstellung von Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, das zudem auch schnell abgebaut werden kann. Ein Pionier bei der Herstellung des sogenannten Bio-Plastik ist das Unternehmen NatureWorks aus den USA, dass die erste Anlage dazu bereits im Jahr 2003 gebaut hat.
Die Firma produziert Kunststoffe, die bio-basiert sind und von NatureWorks als “Ingeo™” bezeichnet werden, was soviel bedeutet wie “aus der Erde und dahin zurück”. Es wird vollkommen ohne gesundheitsgefährdende Stoffe wie Weichmacher, BPA oder Silikone hergestellt, weshalb es nicht nur für die Umwelt sondern auch für den Menschen besser ist. Schließlich lassen sich diese gefährlichen Stoffe aufgrund des täglichen Kontakts mit Kunststoffen in unserem Blut nachweisen. Ausgangsbasis für das Bio-Plastik ist Milchsäure und daraus stellt NatureWorks ein Bio-Plastik-Granulat her, dass dann von Kunden weiterverarbeitet wird. Damit weder Mensch noch Umwelt geschädigt werden, müssen sich die Abnehmer des BioPlastiks dazu verpflichten, dem Granulat bei der Weiterverarbeitung keine schädlichen Stoffe hinzuzufügen.
Neben den Vorteilen, dass Bio-Kunststoffe nicht gesundheitsgefährdend sowie biologisch abbaubar und kompostierbar sind, verursacht ihre Produktion zudem auch deutlich weniger Treibhausgase und CO2-Emissionen. Laut Aussage des Unternehmens entstehen bei der Herstellung von Ingeo™-Kunststoff im Vergleich zu herkömmlichem PET beinahe 60 Prozent weniger Treibhausgasemissionen. Ein weitere Vorteil ist die Reduzierung der Abhängigkeit von Erdöl und den Staaten und Regionen die Erdöl exportieren.
Noch stammen die meisten Kunden zwar aus der Bio-Nische, doch dieser Markt wächst bekanntlich stetig und schnell. Zudem erfasst die Plastik-Revolution auch immer mehr große Markenhersteller wie Toyota, Nike, Coca Cola oder Danone, die zur Zeit alle auch in Bio-Kunststoffe investieren. Zu den Kunden von NatureWorks zählen bereits mehr als 100 Marken und Händler, deren Produkte in rund 70.000 Läden weltweit verkauft werden. Das Unternehmen verfügt über Repräsentanzen in Nordamerika, Europa, Japan und der asiatisch-pazifischen Region. Einer der europäischen Abnehmer ist der Bio-Obst und -Gemüse Großhändler Eosta, der Supermärkte und Discounter beliefert und von dem neuen Bio-Plastik überzeugt ist. Bereits seit 2005 werden die Lebensmittel nur in biologischem Kunststoff verpackt und das Unternehmen wurde bereits mit dem Dutch BCPN Award 2005 ausgezeichnet.