Wir rennen meist dem Alltag hinterher und die Zeit hetzt uns. Es stellt sich die Frage, wann wir das letzte Mal etwas für uns und für die Gesellschaft getan haben. Wann hab wir das letzte Mal, die Blumen von unseren Nachbarn gegossen? Wann haben wir die Zeit bei Seite gelassen, um unserer Seele Zufriedenheit und Ruhe zu schenken und nur Gutes zu tun?
von Gülsün G.
„Der beste Mensch ist der, der den anderen Menschen nützlich ist“[1]
Prophet Muhammad (sas)
„Also dem Achmed, dem vertraue isch mein ein und alles. Seit isch ihn als Nachbar habe, kann isch endlich meinen Urlaub genießen und muss mir keine Sorgen machen um mein trautes Heim. Er kümmert sich liebevoll, um meinen Garten und hilft mir imma beim Einkaufen. Und obwohl er jünger ist, also isch bin ziemlisch alt, gehen wir abends immer einen Rundgang machen. Achja, der Achmed ist Moslem, seit isch ihn kenne, hat sich mein Bild vom Muslim schon geändert du“, sagt Hans Dieter, 65-jähriger Rentner, als ich ihn frage, ob er Muslime in seinem persönlichen Umfeld hat. Klingt fast schon utopisch, aber müssen nicht gerade wir Muslime uns in dieser Gesellschaft sozial engagieren? Wäre es nicht viel besser, statt sich über kursierende Videos oder verzerrte Mediendarstellungen aufzuregen, mal etwas Praktisches zu tun, um so ins positive Licht zu rücken?
Wie steht der Islam denn eigentlich zu sozialen Engagement?
Wirft man einen Blick in den Quran, so befiehlt uns Allah gleich an mehreren Stellen ein „Gutes“ Leben zu führen wie in der Sure Al-Imran beispielsweise: „Unter euch soll es eine Gemeinschaft geben, die zum Wohl einlädt, das Rechte gebietet und abhält vom Übel. Und sie werden es sein, die errettet werden“.[2]
Wir als Gemeinschaft sollen unseren Mitmenschen in all ihren Lebenslagen unterstützen; dadurch erhalten wir nicht nur eine Vorbildfunktion innerhalb der Gesellschaft, sondern insha’allah auch den Lohn von Allah.
Soziales Engagement meint, dass man sich für die gesamte Umwelt engagiert, sei es für die Menschen, die Natur oder Tiere.
Für das friedliche Leben in einer Gesellschaft ist das soziale Miteinander unabdingbar. Will man nun sozial aktiv sein, ergeben sich eine Fülle von Möglichkeiten. Sei es nun ehrenamtlich leistungsschwachen Kindern Nachhilfe zu geben, sich an größeren sozialen Projekten zu beteiligen, in einem Entwicklungsland zu helfen oder einer alten Dame über die Straße zu helfen. Selbst für das Aufheben von Müll belohnt Allah seine Diener[3].
Jeder von uns sollte sich an seinen eigenen Kopf packen und sich fragen, was er für die Gesellschaft mit eigenen Mitteln tun kann. Gesellschaftliche Missstände erhöhen das Bedürfnis an sozial aktiven Menschen, die Werte wie Vertrauenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft vertreten. Auf andere zu verweisen, zeigt einem Mangel an gutem Ahlaq. Denn will man die Welt zu einer besseren machen, so muss jeder zunächst bei sich selbst anfangen. Man benötigt eine gewisse Selbstlosigkeit, also etwas zu tun, wofür man keine Gegenleistung erwartet. Gutes ohne Gegenleistung- dieses Prinzip kann helfen, den eigenen Charakter und den Nafs zu erziehen.
Wichtig sind aber nicht nur die Taten, sondern die Absicht mit der man sich engagieren will.
Soziales Engagement bedeutet, ein Stück auf die eigenen Bequemlichkeiten verzichten, dafür aber etwas großes zu vollbringen, dass nicht nur einem selbst, sondern auch den Mitmenschen wie Eltern, Kollegen, Mitschülern und Nachbarn wie Hans Dieter zu Gute kommt.
Also, Engagiert euch!
[1]
[2] Sura Al Imran, Vers 104
[3] Vgl. den Hadith des Propheten: „Lächelst du deinen Glaubensbruder an, so wird dir dies als Almosen (sadaqa) gutgeschrieben. Gebietest du das Rechte und hältst ab von dem, das übel ist, so wird dir als Almosen gutgeschrieben. Hebst du einen Stein, einen Dorn oder Knochen von der Straße und legst diese zur Seite, wird dir dies als Almosen gutgeschrieben (Tirmizi, Birr, 36)