Berlin in Trümmern und die Leute gehen zur Arbeit

In der Wochenendbeilage der Berliner Zeitung gab es unter dem Titel „Wie ein Feuerregen“ einen Beitrag über erst kürzlich entdeckte Augenzeugenberichte der Berliner Bombennächte von 1943/44. Diese Augenzeugenberichte waren Reaktionen auf einen Aufruf der Berliner Stadtverwaltung, die in der Berliner Morgenpost vom 11. Januar 1944 Berliner aufgefordert hatte, „ihren Teil an der Kriegsgeschichte Berlins“ beizutragen. Daraufhin gingen zahlreiche Briefe mit Erlebnisberichten gingen bei der Redaktion, die nach dem Krieg offenbar in Vergessenheit gerieten und nun wieder entdeckt wurden.

Der Historiker Peter Kamber, Autor des Artikels in der Berliner Zeitung, fasst zusammen, dass die Berliner angesichts des erlebten Grauens keineswegs vor Entsetzen verstummten und auch ihr Glaube an den Nationalsozialismus und den Endsieg offenbar nur schwer zu zerstören war. In vielen Einsendungen komme die vorherrschende Propaganda durch, oft überraschend am Schluss der durchaus nahe gehenden Schilderungen schrecklichster Erlebnisse. In den zitierten Beispielen ist es so, dass einer durchaus ehrlichen Beschreibung des durchlebten Horrors irgendwelche Durchhalteparolen folgen.

Insbesondere eine Passage des Artikels machte mich hellhörig:

Die Gründe für die Duldsamkeit und Regimehörigkeit der Berliner Bevölkerung sind vielfältig, noch immer nicht ganz verstanden. Einer der Faktoren wird sein, dass es im Vergleich zum Ausmaß des Gebäudeschadens viel weniger Tote gab als in anderen Städten. Zu den Opferzahlen gibt es in der Literatur stark abweichende Angaben. Zerstört wurden in den fünf Kriegsjahren 28,5 Quadratkilometer Berliner Stadtgebiet. Die folgenschwersten Angriffe auf die Stadt erfolgten am 22. und am 23. November 1943 mit 2800 und 4500 Toten, schrieb Erich Hampe im Standardwerk „Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg“. Er vermerkte verblüfft: „Obwohl die Verkehrsmittel ausgefallen waren, strömten die Berliner Arbeiter in der Morgendämmerung, und zwar sowohl einheimische wie ausländische, vorbei an brennenden Häuserreihen und über trümmerbesäte Straßen ihren am Stadtrande gelegenen Arbeitsplätzen zu.

War es die Macht der Gewohnheit oder der Versuch, in diesem Chaos so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten? Oder bei den Deutschen das deutsche Arbeitsethos und bei den Nichtdeutschen die schiere Angst?



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