Hartmut Häußermann (1943 - 2011) (Bild: www.hertiestudie.de)
Der Tagesspiegel hat es gerade gemeldet: Hartmut Häußermann ist gestorben. Eine kurze Meldung, ein paar Zeilen und ein Bild, Nachruf folgt…
Ich habe es gestern am Telefon erfahren und es hat mich ziemlich mitgenommen. Wir haben uns in der letzten Zeit nicht mehr oft gesehen, er war schon längere Zeit schwer krank. Mal eine kurze Begegnung am Institut, mal eine Mail und ab und zu ein Anruf. Trotzdem geht mir die Nachricht nahe. Kein Wunder: Hartmut Häußermann hat mich die letzten 15 Jahre durch das Studium, die ersten Forschungsprojekte und meine wissenschaftliche Arbeit begleitet. Wir waren nicht immer einer Meinung, wir haben uns ab und an sogar gestritten – aber wir haben uns gegenseitig in unserer Arbeit immer respektiert. Mit seinen prägnante Statements und streitbaren Positionen wird er uns fehlen.
Ich wäre ohne ihn nicht in der Stadtsoziologie gelandet. Seine Art über Städte zu sprechen, sich mit realen Problem statt mit abstrakten Modellen zu beschäftigen und auch nach vielen Berufsjahren immer neugierig zu bleiben, wird mir in Erinnerung bleiben. Wie auch sein Selbstverständnis, sich als Wissenschaftler in öffentliche und politische Debatten zu begeben und teilhaben zu wollen, an den Veränderungen der Stadt. Ich werde auch nie vergessen, mit wieviel Energie und Vertrauen er sich 2007 für meine Freilassung aus der Untersuchungshaft eingesetzt hat (Interview vom 21.08.2007) – zu einem Zeitpunkt als die Leitung der Humboldt-Universität sich abduckte und lieber die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten wollte.
In einer kurzen Mitteilung unseres Lehrbereiches Stadt- und Regionalsoziologie heisst es:
Hartmut Häußermann was einer der bekanntesten – wenn nicht der bekannteste – Vertreter der Stadtsoziologie in Deutschland (…). Darüber hinaus nutzte er seine einzigartige öffentliche Präsenz als Wissenschaftler um die Themen, Fragen und Erkenntnisse der Stadtforschung in das Feld der angewandten Stadtpolitik zu tragen. Mit seinem unermüdlichen Engagement hat er die stadtpolitischen Diskussionen insbesondere in Berlin über Jahrzehnte in hohem Maße geprägt und immer stets daran erinnert, dass Stadtentwicklung nicht losgelöst von sozialen Fragen betrachtet werden kann. (…) Sein Tod ist ein großer Verlust für die Wissenschaft – und für Berlin.
Auch in den letzten Monaten hat er sich trotz seiner Krankheit immer wieder in die Debatten eingemischt. Hier eine kleine Übersicht:
- Interview Vorwärts (3.10.2011): „Die urbane Qualität liegt in der Vielfalt“
- Interview Cicero (13.08.2011): „Arm und Reich müssen zusammenleben“
- Interview Goethe Institut (Juli 2011): „Berlin ist eine traditionslose Stadt, das ist ein Vorteil“
- Interview Der Standard (14.03.2011): „Die Armut verschiebt sich an den Rand“
Hartmut Häußermann wird mir fehlen – in den wissenschaftlichen Diskussionen, in den stadtpolitischen Debatten und als Mensch.