Vor fünf Monaten stand Stefan Liebich vor der schwierigen Aufgabe zu entscheiden, wer als AustauschschülerIn über das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages für ein Jahr in die USA reisen kann. Die Entscheidung fiel auf Johanne.
Am Freitag besuchte er nun, auf Einladung der Gastfamilie, Kathy Gallagher im Prenzlauer Berg, Austauschschülerin der 11. Klasse aus Las Vegas/Nevada. Da ich mit meinen bescheidenen Englischkenntnissen zwar sehr gut mitteilen kann, was ich haben möchte, dies an diesem Nachmittag aber eher nicht nötig werden sollte, versprach er, das Gespräch auf Deutsch zu führen, schließlich ist Kathy ja zum Lernen in Berlin.
Uns öffnete eine sehr sympathische junge Frau, sie war allein zu Haus. Mutige Entscheidung der Gasteltern, dachte ich, eine völlige Fehleinschätzung, denn die Gasteltern kamen etwas später. Kathy spricht nach nur fünf Monaten ein tolles Deutsch und kochte uns keinen amerikanischen, sondern einen italienisch starken Café.
Sie sprach und verstand so gut, dass Stefan ihr seine Aufgaben im Bundestag und Interessantes über die Berliner Geschichte erklären konnte. Wie auch die Pankower Johanne in Las Vegas bestätigte Kathy, dass der Geschichtsunterricht in den USA viel mehr die eigenen historischen Ereignisse beleuchtet und Europa nur in den letzten zwei Jahren behandelt wird.
Es war schön zu sehen, wie völlig selbstverständlich Kathy in der Gastfamilie agierte. Das sich Wohlfühlen sah man ihr förmlich an - ganz anders als vor vielen Jahres ein französisches Gastkind bei uns zu Hause, obwohl wir Croissants für Jahrzehnte gekauft hatten und auch extragroße Milchkaffeetassen. Das Mädchen war wohl anderes gewohnt als unseren doch ziemlich unkonventionellen Haushalt. Oder lag es doch nur daran, dass bei uns niemand französisch konnte und sie kein deutsch?