… Wenn man mitten in den Soundcheck platzt und eigentlich gar nicht erwartet wird, werden Interviews meist am Nettesten… so auch passiert kurz vor dem Gastauftritt der kanadischen Band Austra im Nürnberger Künstlerhaus K4: Wir sprachen mit Sängerin Katie Stelmanis über Veränderungen aller Art, ihren Genrewechsel von der Klassik zum Indie und ihre Pläne nach der aktuellen Tour.
Was sind Deine Erwartungen bezüglich der aktuellen Tour?
Katie: Ich weiß es gar nicht so genau, es wird wahrscheinlich die letzte Tour zu unserem aktuellen Album “Feel it break” sein, und deswegen versuchen wir einfach Spaß zu haben und uns zu entspannen, die Tour nicht zu hektisch zu gestalten und die Zeit einfach zu genießen.
Was hat sich für Dich seit der Veröffentlichung von “Feel it break” verändert?
Katie: Nun ja, vor der Veröffentlichung unseres Albums, wollte eigentlich niemand zu unseren Konzerten kommen (Anm. d. Red.: verschmitztes Grinsen). Im Ernst – damals kam es oft genug vor, dass auf den Konzerten vielleicht 30 Leute aufkreuzten…. dann aber, nach der Veröffentlichung des Albums, kamen plötzlich … (Anm. d. Red.: macht eine Pause und grinst) sehr viele Leute. Das ist schon ein sehr großer Unterschied.
Hat sich denn seit der Albumveröffentlichung auch das Verhalten eures Publikums verändert?
Katie: Ja klar, es ist immer ein Unterschied, wenn die Leute deine Musik bereits kennen. Es gab ganz klar auch in unseren frühen Tagen, als das Publikum unsere Musik noch gar nicht kannte, wunderbare Konzerte, aber es ist ein komplett anderes Gefühl für uns, wenn das Publikum auf bestimmte Songs wartet und aufgeregt ist. Das ist auch ein aufregendes Gefühl für uns.
Du spielst heute bereits zum zweiten Mal im Nürnberger Künstlerhaus; Was hat sich seit deinem ersten Auftritt hier, 2008, in deinem musikalischen Schaffen verändert?
Katie: Sehr viel! Damals waren wir noch ein Duo, nämlich ich und mein Schlagzeuger und wir hatten kein eigenes Schlagzeug auf der Tour dabei. Leider spielten wir dann hier im Vorprogramm von einer elektronischen Band (Anm. d. Red.: Bodi Bill), die auch kein Schlagzeug hatte und somit musste mein Schlagzeuger ziemlich improvisiert mit einer Art elektronischem Drumpad Vorlieb nehmen.
Heute sind wir eine sechsköpfige Band mit zwei Hintergrundsängerinnen, Keyboard, Bass und Schlagzeug. Es ist also definitiv mehr Performance.
…nach so viel Smalltalk über Veränderungen in den letzten Jahren, konnten wir es uns nicht nehmen lassen, Katie doch noch auf ihre musikalische Vergangenheit als klassisch ausgebildete Sängerin anzusprechen.
Du hast deine musikalische Karriere damit angefangen in einem klassischen Jugendchor zu singen. Nur wenige Kinder begeistern sich freiwillig für diese Art von Musik, wie kam es dazu?
Katie: Ich habe Musik einfach schon immer sehr geliebt und wollte bereits als Kleinkind Gesangsunterricht bekommen, doch letztendlich fing ich erst mit ungefähr 10 Jahren damit an, während andere bereits mit 3- oder 4 Jahren ihren Gesangsunterricht starten.
Eigentlich ist es aber so, dass ich schon immer süchtig nach Musik war und dabei spielt für mich das Genre keine bedeutende Rolle, als kleines Kind hat mich Klassik einfach am Meisten beeindruckt und das habe ich dann 10 Jahre lang geübt.
Warum hast dich dennoch für den Genrewechsel hin zur Independent Musik entschieden?
Katie: Oh, da gab es viele Gründe. Ich glaube, ich hatte einfach ein großes Bedürfnis danach meine eigene Musik zu machen, als ich Anfang zwanzig war. In der Klassik ist man in seiner Kreativität immer begrenzt, studiert immer wieder die gleichen Werke, singt immer fremde Songs und kann sich selbst wenig einbringen. Irgendwann habe ich deswegen damit angefangen, meine eigenen Songs zu schreiben.
Fühlst du dich mit dem Lifestyle, der um das Genre Indie gewachsen ist, verbunden?
Katie: Ja, ich glaube: Auf jeden Fall. Meine Band und ich haben diesbezüglich sehr ähnliche Ideale. Wir mögen es in bestimmten Läden Dinge zu kaufen, die wir haben wollen und das macht uns wahrscheinlich “Indie”; Auch wenn wir natürlich nur das kaufen, was uns auch wirklich gefällt.
Du bist Teil der kanadischen Independent-Szene; Gibt es für dich eine Besonderheit an der kanadischen Szene im Vergleich zur amerikanischen?
Katie: Ich glaube in Amerika kann man gar nicht mehr von einer Szene sprechen, weil es dort so viele verschiedene Musiker und ständig Neues gibt. Die kanadische Szene ist dagegen sehr viel kleiner und meiner Meinung nach sehr divers. Es gibt so viele verschiedene Bands allein aus Toronto: Es gibt z.B. Peaches, Broken Social Szene oder Crystal Castles. Vielleicht ist genau das besonders: Wir Kanadier gucken über unseren eigenen Tellerrand hinaus und sind daher sehr verschieden.
Abschließend noch eine Frage, die uns allen unter den Nägeln brennt: Was sind Austras Pläne nach dieser Tour? Dürfen wir bald mit einem neuen Album rechnen?
Katie: Ja, nach dieser Tour planen wir ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen. Gerade spielen wir also die letzten Konzerte für eine längere Zeit.
Vielen Dank für das Gespräch!
(wir verabschieden uns in leiser Vorfreude auf das anstehende Konzert und können uns ein zufriedenes Grinsen, ob der netten Art der jungen Kanadierin, nicht verkneifen.)
alle Termine:
23.05.2012: Leipzig – Zentraltheater
24.05.2012: Köln – Electronic Beats Festival
25.05.2012: Berlin – Melt Weekender
Austra online.