Haben Sie sich nicht auch schon einmal oder auch mehrmals gefragt: "Wer bin ich?"
Vielleicht haben Sie auch eine Person Ihres Vertrauens danach gefragt. Erinnern Sie sich noch an die Antwort(en)?Bei manchen Leuten ist die Antwort eindeutig und ändert sich auch nicht - Sie kennen vielleicht solche Menschen, über die man sagen kann :"Ach, die Person ist so und so und ganz authentisch."
Und insgeheim - oder offen - wünscht man sich dann selber genau dieses authentische Auftreten, diese Klarheit im Umgang mit dem Mitmenschen, dieses genaue Wissen wer man ist.
Aber mal Hand aufs Herz - dies ist leider die Ausnahme. In der Regel wechselt die Definition und die Selbstwahrnehmung des "Ich" je nach Laune, Wetter, Umständen oder dem Gegenüber.
Ein Beispiel? Vergleichen Sie Ihre Selbstwahrnehmung ob Sie zu einer ersten Verabredung mit einem interessanten Menschen gehen oder ob Sie zum 25. mal zum Grillfest mit Freunden gehen. . . Das scheinen doch manchmal zwei verschiedene Personen zu sein!
Woran liegt das? Eigentlich sind Sie und ich doch gefestigte Persönlichkeiten, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Warum tun wir uns so schwer mit der genauen Antwort auf die Frage "Wer bin ich eigentlich?"
Stellen Sie sich ein Theater vor - vor Ihnen, gut ausgeleuchtet, liegt die Bühne. Es gibt keine Kulisse und auch kein Orchester. Hinter Ihnen liegen die Ränge.
Die Bühne selber ist bevölkert von Schauspielern.
In der Mitte der Bühne, fast verdeckt von den Schauspielern, ist der leuchtende Umriss einer Person.Die Schauspieler sind - wie im richtigen Leben - teilweise sehr exzentrisch, manche eher selbstverliebt, wieder andere sehr gute Selbstdarsteller, andere wirken eher schüchtern und gehemmt. Manche wollen immer im Mittelpunkt stehen, andere wirken als wollten sie schnellstens die Bühne verlassen.
Es gibt junge und alte Personen, männliche und weibliche und sogar androgyne. Es gibt Eifersüchteleien aber auch Kameradschaften innerhalb dieser Truppe.
Er/Sie tritt für den Auftritt aus der Gruppe heraus, und spielt seine Rolle, solange und so oft es sein Text erfordert. Ist er/sie fertig, tritt er/sie zurück und macht Platz für den nächsten Darsteller.
Ach ja, und dann gibt es noch einen Regisseur, der sitzt hinter Ihnen irgendwo in den Rängen. Manchmal gibt er konstruktive Ratschläge, aber meistens kritisiert er gnadenlos. Sie ahnen bereits - ja, eigentlich ist auch dies ein Schauspieler, er spielt seine Rolle aber meistens viel zu rabiat.
Der leuchtende Körper in der Mitte der Bühne steht in unserem Bild für die Seele, den Geist, den Kern unseres Seins. Ein Teil des Ensembles ist von diesem Kern direkt engagiert worden. Ein anderer Teil der Truppe wurde von den Schauspielern selber engagiert und angelernt.
Das Stück heißt:"Das Leben von Herrn/Frau XY" Ein Stück mit vielen dramatischen, komödiantischen, bizarren, tragischen oder manchmal auch banalen Akten. Wer hat es geschrieben?
Das ist nicht unmittelbar klar, aber manchmal kommt es zu unbeabsichtigten Änderungen durch die Schauspieler, die durchaus ihre eigenen Vorstellungen entwickeln können.
Zu Beginn des Stückes gibt es nur einige wenige Darsteller, deren Rollen noch nicht so kompliziert sind. Doch im weiteren Verlauf kann sich daran vieles ändern.
In der Regel kommen mit den weiteren Akten des Stückes noch ein paar Schauspieler dazu, die früheren Darsteller ziehen sich etwas zurück und beraten die Neueren.
Gegen Ende der Darbietung, die da Leben heißt, können sich die Schauspieler auch komplett von der Bühne zurückziehen, so das vielleicht niemand außer den ganz frühen Darstellern mehr da ist, der reden will.
Manche Schauspieler ziehen sich schon früh in besonders dramatischen oder tragischen Stücken zurück, legen oder setzen sich und wollen nicht mehr mitmachen. Andere springen für sie dann in die Bresche, auch wenn die Rolle nicht passt. Dann gibt es die Fälle, bei denen nur noch ein oder zwei Schauspieler immer wieder auf der Bühne stehen, oder der Regisseur das Stück aufführt. Sind das dann diese besonders authentischen Menschen? Vorab - nein. Das sind eher die Fälle, bei denen eine Störung diagnostiziert wird.
Wir alle haben verschiedene Ichs (manche nennen es Persönlichkeitsanteile oder Wesensmerkmale), die je nach den Anforderungen des Lebens vorne an der Bühne stehen dürfen um Ihre Rolle zu spielen. Es sollten nicht zu wenige sein, aber auch nicht zu viele. Zu wenige bedeutet, das sich einige Schauspieler zurückgezogen haben, die aber das Stück bereichern könnten und eigentlich wieder dazu geholt werden sollten.
Zu viele bedeutet, das Verwirrung und Chaos im Leben entstehen können, aber auch das der Blick auf die Seele zu sehr verstellt ist.
Viele dieser Schauspieler mögen es sehr, wenn man Kontakt zu Ihnen aufnimmt. Manche von Ihnen haben auch Namen, die ihre Rolle kurz beschreiben - z.B. die Heulsuse, der Held, die Amazone oder der Narr.
Bereiten Sie einen ruhigen Ort vor, als ob Sie sich mit einer Ihnen wertvollen Person unterhalten wollen. Am besten ist es, wenn Sie zwei gegenüberliegende Sitzplätze haben, einen für Sie und einen für die Gäste. Stellen Sie Telefon und Handy aus, dann setzen Sie sich, schließen die Augen und stellen sich vor, Sie seien in Ihrem Theater. Sprechen Sie die Einladung zum Kennenlernen aus, und warten Sie die Reaktion ab. In der Regel werden sich zwei bis drei Mitglieder des Ensembles melden.
Stellen Sie sich nun vor, die Person säße Ihnen gegenüber. Was hat sie zu erzählen? Verrät sie Ihnen ihren Namen? Beklagt sie sich, oder freut sie sich?
Nach einer Weile werden sie merken, das es an der Zeit ist, sich zu verabschieden. Ob Sie jeweils nur einen Gast empfangen oder mehrere hintereinander, sei Ihnen überlassen.
Wenn Sie Ihr Ensemble kennengelernt haben, werden Sie feststellen, dass Sie sich sicherer, authentischer fühlen.
In meinem nächsten Artikel werde ich auf die Schwierigkeiten eingehen, die innerhalb der Darstellergruppe auftreten können, und auch auf bestimmte Helfer im Theater, die man nicht sieht, wie z. B. die Souffleure oder den Intendanten. Auch hier gibt es dann wieder eine praktische Übung! Ich freue mich auf Sie!
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