Das närrische Treiben hat seine Hochkonjunktur. Allerorts schlüpfen Narren und Närrinnen, Jeckinnen und Jecken in andere Rollen. Sie verkleiden sich, um den Alltag hinter sich zu lassen. Diese Zeit des Faschings ist die Zeit des Spiegelns. In den Büttenreden versuchen Jecken und Närrinnen auf humorvolle, halb lustige, ironische Art und Weise den Alltag zu beleuchten. In so einer Rede darf auf den Punkt gebracht werden, was sonst so ohne weiteres nicht gesagt werden darf. Solche Veranstaltungen können eine Frust abbauende Wirkung haben, in dem über gesellschaftliche, sportliche und kirchliche Situationen einmal gelacht werden darf. In eine andere Rolle schlüpfen dürfen und mit einem zwinkernden Auge auf die Wirklichkeit hinweisen können; diese Möglichkeit besteht im Karneval.
Im Alltag verspürt man in den jeweiligen soziologischen Gruppen mehr oder weniger eine Art Zwang, gewisse Themen, Marotten, Fehler nicht ansprechen zu dürfen. Das kann zu einer sehr bedrückenden Stimmung führen. Es scheint, als sei die Freiheit zu Denken beschnitten. Nach außen hin reden zwar alle korrekt, doch ist wahrzunehmen, daß unausgesprochen andere Gedanken, Gefühle, Meinungen in der Luft liegen. Luftverschmutzung wäre vielleicht ein Stichwort, um diese Situation ein bißchen ins Bild zu heben.Die Wahrheit sagen, sich der Wahrheit stellen. Einfach gesagt. Aber wenn es dann soweit ist?Auf den Lebenspfaden im Jammertale gibt es viele Möglichkeiten, dieser Situation aus dem Wege zu gehen. Die Welt bietet so viele Möglichkeiten, das Widrige des Lebens auszublenden. Das ist eine der Versuchungen der Menschheit durch die Jahrhunderte.Auf den Lebenspfaden im Jammertale gibt es viele Möglichkeiten, dieser Situation aus dem Wege zu gehen. Die Welt bietet so viele Möglichkeiten, das Widrige des Lebens auszublenden. Das ist eine der Versuchungen der Menschheit durch die Jahrhunderte. Doch an einem Punkt der Weltgeschichte kann ich nichts mehr aus dem Wege gehen; an diesem Punkt gibt es keine Täuschung mehr, kein sich aus der Verantwortung reden, keine Ausflucht. Das ist der Moment, wenn ich vor Gottes Angesicht trete. Da stehe ich vor der Wahrheit und es gibt keine Ausrede mehr. Gott wird mich mit seiner liebenden Gerechtigkeit und Barmherzigkeit anschauen. Wie werde ich mich dann in diesem Blick der Wahrheit und Lieb wahrnehmen?Vor wenigen Jahrzehnten gab es bei uns die sogenannten Volksmissionen. Dort wurde sicherlich viel Gutes gepredigt und den Gläubigen vermittelt. Aus Gesprächen mit Teilnehmern dieser Volksmissionen habe ich herausgehört, daß die sogenannten Höllenpredigten den bleibendsten Eindruck hinterlassen haben. Wahrscheinlich haben diese Predigten das Positive dieser Missionen in den Schatten gestellt. Jesus ist der Richter. Wenn er dereinst wiederkommt werden wir vor Frucht erstarren. Dem Zorn Gottes werden wir nicht entrinnen können. Das bei diesen Gedanken an Gott keine Freude aufkommen kann, ist nachzuvollziehen. Jesus ist der Richter. Bei dem Wort Richter bin ich über das Wort „aufrichten“ gestolpert. Wer aufrichtet, richtet auch; aber eben auf. Mit dem Wort „aufrichten“ verbinden wir etwas positives. Am Boden liegend tut es gut, wenn jemand da ist, der einen aufrichtet. Jesus ist der Richter. Er ist in die Welt gekommen, um von der Liebe Gottes Zeugnis zu geben. Er ist als Aufrichter erschienen. „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!“ (Mt 9, 12). Jesus kommt in die Welt, um aufzurichten. Wenn ich den Mut aufbringe, vor Gott zu bekennen, daß ich ein aufzurichtender Mensch bin, dann eilt er herbei, um mich aufzurichten. Wie es in der 3. Strophe des Liedes „Strenger Richter aller Sünder“ so erbauend heißt: „Doch, du läßt uns Gnade finden, nimmst dich gern der Sünder an.“Pater Pio sagte einmal: „Gott ist einem reuigen Sünder näher, als einem Menschen, der sich seiner guten Taten rühmt.“Im Gegensatz zu Karneval muß ich vor Gott nicht in eine andere Rolle schlüpfen, um offen, ehrlich und frei heraus zu sagen, wie ich bin und was mich beschäftigt. Vor Gott kann ich mir das ganze Jahr über erlauben, so zu sein, wie ich bin. Er legt mir keine Zwänge auf, wie die in der Gesellschaft gespürt werden können. Er zeigt mir den Weg zum Leben, der schmal und beschwerlich ist; aber ein Weg der Freiheit. Wird es auch manchmal beschwerlich auf diesem Weg, dann darf ich offen über meine Schwierigkeiten mit Gott reden. Er richtet, aber es ist ein aufrichten. Er ist in die Welt gekommen, um uns aufzurichten. Das ist Gnade, die uns ermöglicht als neue Menschen zu leben. Jesus ist der Aufrichter, der uns aufhilft. Mit diesem trostvollen Gedanken gehen Sie hinaus in en Tag, den Mittag, den Abend oder die Nacht.