Artisan’s Blend – Pfeife: Stanwell 153
Freunde der Finsternis – das ist Euer Tabak!
Ungewöhnlich für diese Jahreszeit hatte ich richtigen Heißhunger auf einen kräftigen Engländer. Und so fiel meine Wahl auf den Artisans Blend aus dem Hause Ashton (also: aus Rellingen). Den kennt ich nur aus Berichten; hatte ihn aber noch nie in meiner Tabakbar oder eine meiner Pfeifen. Ein Versäumnis, wie mir vom ersten Moment aus klar wurde, als ich ihn rauchte.
Ashton Artisans Blend – kräftige, anspruchsvolle Mischung aus rauchigem, zypriotischem Latakia, süßlichem Orange Virginia, blumigen Orient und einem Hauch pikant-würzigem Perique, vollmundig und edel.
Kräftig; ja, das ist er. Aber das meint vor allem den Geschmack; nicht so sehr die Stärke des Nikotins. Kräftig ist auch der Geruch – aus der Dose und noch viel mehr im Raum. Das ist ganz sicher kein Tabak, mit dem man sich Freunde oder Freundinnen erwirbt Es sei denn, die sind hart im Nehmen und arbeiten im Strassenbau, lieben das Teeren von Dächern oder den Geruch glimmenden, alten Holzes aus feuchten Kellern.
Das als Warnung vorausgeschickt kann ich ja beginnen, ein Hohelied auf das Kraut zu singen.
Denn das Verrückte ist: der Tabak ist richtig schön süß. Und das, obwohl der Latakia in jeder Sekunde, bei jedem Zug (und noch Stunden später im Zimmer) seine Anwesenheit kund gibt. Den Orient kann man kaum erschmecken; der gibt nur eine kleine Note hinzu, die sich als leichte Säure auf die Zunge legt. Das gilt – in noch viel geringerem Maße – auch für den Perique. Dessen pflaumiges Aroma man immer dann erschmecken kann, wenn der Rauch sehr kühl daherkommt – also die Pfeife fast am Ausgehen ist.
Ich habe den Tabak sowohl mit als auch ohne Filter geraucht – aus großen und aus kleinen Köpfen. Und er schmeckt immer. Ohne Filter ist er (natürlich) nuancenreicher; da erinnert er mehr als den Accountants – mit (Meerschaum)Filter geraucht kommt er eher in die Nähe von Dunhills Nighcap (BTW: den muss ich jetzt noch mal probieren…, der hat mich ja damals “umgehauen”).
Oft habe ich das Problem, dass mir zum Ende der Füllung hin – gerade bei Engländern – der Tabak immer einspuriger vorkommt. Nicht so bei diesem hier. Der bleibt bis zum letzten Krümel hin spannend, brennt nicht auf der Zunge und braucht keinerlei Aufmerksamkeit. Und schmeckt… schmeckt…schmeckt… wie ein Stück Holz, auf dem Marshmallows über dem Lagerfeuer geröstet wurden.
Der Artisans ist sehr ergiebig. Selbst solch ein kleines Pfeifchen wie das auf dem Foto hier (eine uralte Stanwell 153) mit einem etwas mehr als fingerhutgroßem Brennraum, kann mich – und ich bin nicht gerade als Langsamraucher bekannt – eine gute halbe Stunde beschäftigen.
Was soll ich sagen? Ich bin sehr zufrieden, dass ich den Tabak bei meinem Lieblingshändler hab stehen sehen und zugriff. Bisher hab ich den nämlich immer übersehen – obwohl es ihn immer dort gegeben hat (so sagte er mir).
Ein kräftiger Tabak darf auch ein kräftiges Schlussurteil bekommen: einfach nur ein geiles Kraut!