Arme Haushalte sparen zu wenig fürs Alter

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen: Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hat nämlich heraus gefunden, dass private Haushalte mit niedrigen Einkommen zu wenig fürs Alter sparen! “Der demografische Wandel erfordert zunehmend private Vorsorgeanstrengungen, um im Alter finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Gerade bei den niedrigen Einkommensgruppen fallen die Sparanstrengungen zu gering aus, um über genügend finanzielle Mittel im Alter zu verfügen”, sagt BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin laut einer entsprechenden Pressemitteilung.

Mehr als die Hälfte der Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro hätten 2011 gar kein Geld zur Seite gelegt. Na so etwas! Wo doch auf der Hand liegt, dass gerade diese Leute geradewegs auf die Altersarmut zusteuern, weil ihre Renten unterhalb der Grundsicherung liegen werden. Frau von der Leyen hat doch selbst ausgerechnet, dass man sein ganzes langes Arbeitsleben lang nicht weniger als 2.500 Euro brutto verdienen sollte, wenn man später wenigstens eine Rente auf Grundsicherungsniveau bekommen will.

Immerhin hat auch der BVR erkannt, wo das Problem liegt: Die niedrigen Sparquoten einkommensschwacher Haushalte seien in erster Linie ihrer fehlenden Sparfähigkeit geschuldet. Auch eine interessante Bezeichnung für den Umstand, dass ein moderner Niedriglohn halt dazu führt, dass die Leute kein Geld für nichts mehr übrig haben. Selbst wenn es noch für den Lebensunterhalt und die steigenden Mieten reichen sollte, für Sperenzchen wie private Rentenvorsorge ist beim besten Willen nichts mehr übrig.

Natürlich schlägt der BVR jetzt nicht vor, dass man dann entweder die Löhne kräftig erhöhen müsse, die Mieten, Energie- und Lebensmittelpreise niedrig halten oder gar den Leuten wieder von Staats wegen anständige Renten zahlen müsse. Die Idee der Bankenfuzzis ist natürlich sehr viel eigennütziger: Das Sparen fürs Alter soll zusätzlich vom Staat gefördert werden. “Eine Erhöhung der Arbeitnehmersparzulage wäre ein wirksames Mittel, die Sparfähigkeit und damit die Zukunftsvorsorge von Haushalten niedrigerer Einkommen zu stärken. Eine Gewährung von Sparzulagen steht im Einklang mit dem Prinzip der Eigenverantwortung und ist daher auch ordnungspolitisch zu befürworten”, erläutert Martin. Gleichzeitig führe eine höhere Eigenvorsorge künftig zu einer niedrigeren Inanspruchnahme staatlicher Transferleistungen. Vor allem haben die Banken aber mehr Spielgeld für ihre florierende Krisenproduktion zur Verfügung.

Interessant finde ich noch ein weiteres Detail, das ausdrücklich erwähnt wird: Die statistische Analyse zeige auch, dass neben dem Wunsch, Wohneigentum zu erwerben, auch der Besitz von Wohneigentum einen disziplinierenden Effekt auf die privaten Haushalte habe und deren Spartätigkeit erhöhe. Na klar: Wer etwas zu verlieren hat, ist leichter an der Kandare zu halten. Deshalb sind ganz Arme, die nichts mehr zu verlieren haben, bei den Herrschenden auch so unbeliebt. Die Leute sollen sich gefälligst anstrengen, um noch erpressbarer zu werden. Dumm nur, dass es einem im Zweifelsfall nichts nützt, jahrelang sein schönes Geld den Banken in den Rachen geworfen zu haben – wenn man die Raten nicht mehr zahlen kann, etwa weil man den Job verliert, ist das Haus oder die Wohnung trotzdem weg. Und die Altersversorgung auch.



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