In einem fotografischen Essay werfen die Fotografen Frank Höhler, Thomas Kläber, Jürgen Matschie und Luc Saalfeld einen aktuellen Blick auf Eisenhüttenstadt. Die in den 1950er Jahren erbaute Planstadt war als sozialistische Utopie gedacht und zeigt sich heute als Konglomerat von Leer- und Fehlstellen. Zu sehen ist die Gemeinschaftsausstellung ab 12. Juli im Dresdener Leonardi-Museum.
Ausstellungsbeschreibung
Stalinstadt, in den 1950er Jahren aus dem Nichts heraus geschaffen als repräsentatives Beispiel eines neuen Ordnungsentwurfs, als Metapher für sozialistischen Aufbau, industriellen Aufschwung und neue, fortschrittliche Lebensverhältnisse, gibt es nicht mehr. Schon lange heißt die Planstadt an der Oder Eisenhüttenstadt und vor allem die vergangenen 25 Jahren haben radikale Spuren im architektonischen, wirtschaftlichen und sozialen Gefüge der Stadt hinterlassen. Das ehemalige Außenbild einer Utopie zeigt sich heute nicht zuletzt als Konglomerat von Leer- und Fehlstellen.
Frank Höhler, Thomas Kläber, Jürgen Matschie und Luc Saalfeld haben die aktuellen Gegebenheiten Eisenhüttenstadts mit der Kamera festgehalten.
Höhler widmet sich vor allem den Menschen, den Hiergebliebenen und denen, die hergeschwemmt wurden, Flüchtlingen und Asylbewerbern. Saalfelds Blick ist der klassischer Schwarzweiß-Fotografie – voller Poesie, aber auch voller Aufmerksamkeit für Brüche und sonderbare Details. Kläbers Bilder verdichten sich zur Dokumentation einer subjektiv empfundenen Wirklichkeit zwischen Abrissplatte, Birkenwald, Randzonenästhetik und den Resten der Schwerindustrie. Matschie lässt die Dinge in Dialoge miteinander treten: alte und neue Strukturen, Milchbar und Tuning-Service, Beauty-Shop und Freikirche.
Die vier Künstler nähern sich dem ehemaligen Umfassungsrahmen ökonomischer Funktionen und seinen heutigen Bewohnern mit ihrem jeweils individuell geprägten Wahrnehmungsstil. Im Ergebnis entsteht zwangsläufig kein objektiver Eisenhüttenstadt-Bilderbogen, sondern ein Puzzle aus visuellen Fundstücken, das am Beispiel Eisenhüttenstadts auch fragt: „Wie funktioniert Wahrnehmung, was nehmen wir für wahr?“
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Quelle: Leonardi-Museum Dresden
Wann und wo
Leonardi-Museum
Grundstraße 26
01326 Dresden
12. Juli bis 24. August 2014
Eröffnung am Freitag, dem 11. Juli 2014 um 20:00 Uhr
Es spricht Dr. Andreas Krase, Technische Sammlungen Dresden
Die Künstler sind anwesend.
Veranstaltungen zur Museumssommernacht am 12. Juli 2014:
18:00 Uhr
Führung zur Geschichte des Hauses und zu Eduard Leonhardi (ca. 45 min)
19:00 und 21.30 Uhr Dokumentarfilme zu Eisenhüttenstadt (u. a. von Jürgen Böttcher)