An Tagen wie diesen habe ich alles richtig gemacht.
Ich habe länger geschlafen, und bin erst um kurz nach 9 aufgestanden. Wir haben gestern ein Film-Nächtchen gemacht und weil die Verkehrsanbindung in Siegen nach 22 oder 23 Uhr nicht mehr stattfindet, fahre ich erst jetzt nach Hause.
Laufen gehen oder frühstücken mit den Mitbewohnern?
Die Sonne scheint, das spricht für laufen, die Mitbewohner sind da, das spricht für frühstücken.
Also frühstücken.
Reden, in Ruhe fertig machen und in die Uni. Dort Freunde treffen. Die Sonne scheint, trotzdem sitzen wir nicht draußen, weil wir Unikram erledigen müssen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Von nichts kommt nichts. Und so weiter und sofort.
Laptop auf, Bachelorarbeit.
Heute Abend wird gegrillt, morgen gehe ich wieder los, wann ich möchte, schaffe den Teil, den ich schaffen muss und lebe sonst. Einfach wieder alles richtig machen!
An Tagen wie diesen steige ich aus dem Bus und merke, dass ich mich eingelebt habe. Nicht nur in Siegen, sondern auch in der Medienwissenschaft. Plötzlich verstehe ich, dass es gar nicht um meinen späteren Job geht, es geht um eine Wissenschaft. Es brauchte fast 3 Jahre, bis ich an diesem Punkt ankommen bin. Und jetzt, jetzt finde ich es spannend. Ich finde die Themen gut, die Diskussionen, die Leute, die anders sind als die Online-Freunde, die in vielen Dingen eh eine Meinung teilen.
An Tagen wie diesen denke ich an die letzten Semesterferien, in denen ich immer ein Praktikum gemacht habe.
“Du machst alles richtig!”, sagten alle und lobten mich.
Ich wollte es, ich liebe arbeiten, aber mittlerweile habe ich hier Freunde gefunden. Freunde, die auch während der Ferien hier sind, die zentraler wohnen und darum ein ganz anderes Leben erlebt haben als ich. Ja, in den letzten Monaten hat mein Leben sich hier extrem verändert.
Noch 4 Wochen. Dann geht es nach Hamburg. Dann wird gearbeitet, nicht mehr studiert.
Keine Vorlesungen mehr, keine Seminare, sondern Arbeit. Kein leerer Kühlschrank, sondern ein Gehalt. Kein Siegen, sondern Hamburg. Das Leben in eine Montag-bis-Freitag-und-Freitag-bis-Sonntag-Sequenz einbauen, anstatt jeden Tag so zu nehmen wie er ist. Statt nervigen Bergen, die wunderschöne Elbe. Statt mit 17 Leuten auf einer Etage zu wohnen und sich die Küche zu teilen, soll es in Hamburg eine zwei-Zimmerwohnung geben.
An Tagen wie diesen weiß ich nicht, ob das richtig ist.
Und dann weiß ich, dass die Welt nächste Woche wieder anders aussieht. Ich denke an die schöne Zeit in Hamburg, freue mich auf meine Freunde dort und meine Aufgaben im Job, auf mein Leben in einer Stadt, nicht im einem Nest. Ich freue mich darauf, nicht für Klausuren zu lernen und Hausarbeiten zu schreiben, sondern ganz andere Probleme lösen. Nicht mehr Radio, Film und TV, sondern Internetkram. Yes.
Und bis das endlich kommt, genieße ich die schönen Tage in Siegen – eben Tage wie diese.