Am 8. März ist Weltfrauentag – schon wieder!

Das ist doch dieser Tag, an dem spaßbefreite Frauen darüber jammern, dass es ihnen so schlecht geht. „ Feminismus nervt. Er macht mich wahnsinnig", stellt auch die Poetry Slammerin Sarah Bosetti fest: „ Feminismus ist wie das Kondom, das man erst noch kaufen gehen muss, obwohl man schon nackt zusammen im Bett liegt: Ohne wär's einfacher, aber langfristig eben nur für den Mann. "

Immer diese eigenen Entscheidungen!

Wie einfach das Leben für uns Frauen bis vor Kurzem noch war: Nicht außer Haus arbeiten, kein eigenes Konto führen, keine eigenen Verträge abschließen oder, wenn man doch irgendwo in einer Wäscherei etwas dazuverdiente, nicht selbst über den Arbeitsvertrag oder das Gehalt verhandeln oder kündigen, wenn man(n) das für sinnvoll hielt. Für all diese lästigen Dinge war nämlich teilweise bis weit in die 70er Jahre hinein der Ehemann zuständig. Ausschließlich selbst über ihr Sexleben bestimmen mussten Ehefrauen erst ab 1997, als die Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland unter Strafe gestellt wurde.

Und ist jetzt endlich alles gut?

Wie wenig die Frauen tatsächlich arbeiten wollten, zeigt sich an der aktuellen Frauenerwerbsquote in Deutschland, die bei 73 % liegt und damit über dem EU-Durchschnitt. War es vielleicht doch ein Irrtum, dass sie lieber zuhause bleiben um den Haushalt zu führen? Jedenfalls sind Frauen immer noch oftmals prekär und geringfügig beschäftigt. Bei den Minijobs liegt der Frauenanteil bei 63 %. Ob sie sich das genau gewünscht hätten, kann man mit Recht anzweifeln. Und natürlich gibt es da noch die Gehaltsunterschiede: Für die gleiche Arbeit verdienen Frauen im Schnitt 21 % weniger als Männer. Eine Studentin der Uni Frankfurt hat für ihre Abschlussarbeit die Kinderbuchheldin Conni erwachsen werden lassen. In „Conni bekommt 21% weniger Gehalt" muss auch sie sich mit dem Gender Pay Gap herumschlagen und sich die Frage stellen, warum ihre Arbeit so viel weniger Wert ist als die ihrer männlichen Kollegen.

Seit 2008 gibt es den Equal Pay Day. Er zeigt an, wie viel länger Frauen arbeiten müssen, um so viel zu verdienen, wie Männer bereits am 31. Dezember in der Tasche hatten. In diesem Jahr ist das der 17. März.

Ein Grund dafür: Im Schnitt gibt es in Branchen, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, 8 € weniger pro Stunde. Das gilt auch für Berufe, in denen akademische Abschlüsse gefordert sind. Frauen verfügen sogar häufiger als Männer über einen Studienabschluss und machen fast die Hälfte aller Erwerbstätigen aus. Trotzdem ist für die meisten Mitarbeiterinnen spätestens im Mittleren Management Endstation. Und in den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Deutschland sind nur 24,6 % weiblich, in den Vorständen nur 8 %.

Neben dem Job erledigen Frauen auch heute noch 73 % der Hausarbeit und 79 % der Kinderbetreuung. Denn nur 29 % der Männer packen täglich im Haushalt an oder kochen.

Habt ihr sonst noch Probleme?

Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gab und gibt es natürlich auch in vielen anderen Bereichen. So verbot der Deutsche Fußballbund 1955 seinen Vereinen den Frauenfußball. Die Begründung: Im Kampf um den Ball „verschwindet die weibliche Anmut". Erst 1970 wurde das Verbot wieder aufgehoben. 1989 wurden die DFB-Frauen Fußball-Europameisterinnen. Als Prämie gab es ein Kaffeeservice und ein Bügelbrett. Was für eine Wertschätzung!

Ein anderes Beispiel: Die deutsche Bevölkerung besteht zu 51% aus Frauen. Aber nur knapp jeder zehnte Bürgermeisterposten in Deutschland ist von einer Frau besetzt. Und auch 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts gehören dem Bundestag nur 218 weibliche Abgeordnete an - das sind 31 %.

Das muss nicht so bleiben!

Ich persönlich halte es mit Sarah Bosetti: „ Wenn ihr genervt seid vom Feminismus (und dafür habt ihr mein vollstes Verständnis), dann entzieht ihm doch seine Notwendigkeit. [...] bezahlt Frauen gleich gut wie Männer, haltet euch von ihrer Würde fern und erniedrigt sie nicht [...] haltet sie nicht für unfähig, Unternehmen zu leiten oder Autos zusammenzuschrauben - denn beides tut man meines Wissens nicht mit dem Penis. Und wenn ihr doch mit dem Penis Autos zusammenschrauben könnt, geht nach Hause, dreht Youtubevideos und werdet reich." Aber behandelt Frauen als das, was wir sind: gleichwertig.

Hanna Bludau, ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hardegsen
Artikel erstmals veröffentlicht im Hardegser Stadtgeflüster 03/2020

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