Alte einfach in Ausland abschieben

Altersarmut einfach exportieren – diese kurze und treffende Formel fand die junge Welt angesichts der genialen Idee des Bundestagsabgeordneten und Pflegespezialisten Willi Zylajew, die Alten, die sich die teure deutsche Qualitätspflege nicht leisten können, einfach ins noch ärmere Ausland abzuschieben, um sie dort von eingeborenen Billigkräften vielleicht nicht ganz fachgerecht, aber dafür um so liebevoller umsorgen zu lassen. Man muss nicht mal raten, in welcher Partei der Mann ist – auf so etwas kann nur ein Mitglied der christlich-sozialen Union kommen! Die Neoliberalen würden vermutlich eher aufs sozialverträgliche Frühableben setzen – aber darüber darf man ja wegen der Nazivergangenheit in Deutschland leider nicht mal mehr nachdenken. Wobei die Alten ja als Organspender ohnehin nicht erste Wahl sind – sklerotische Herzen und zirrhotische Lebern mag man jüngeren Menschen nicht unbedingt zumuten.

Senioren im Ausland

Senioren im Ausland – Wandmalerei gesehen in Dozza, Italien

Klar, wenn die Pflege in Deutschland nicht mehr bezahlt werden kann – und das passiert zwangsläufig, weil die kommende Altersartmut beschlossene Sache ist – muss man über Alternativen nachdenken. Und weil ein für die kapitalistische Wirtschaftdenke konditioniertes Hirn nur zu extrem beschränkten Denkleistungen fähig ist, kommt dabei natürlich nur haarsträubender Unsinn heraus. Aus demselben Grund werden Nordseekrabben nach Nordafrika und wieder zurück gekarrt – die deutschen Fachkräfte fürs Krabbenpulen sind einfach zu teuer. Genau wie die deutschen Pflegekräfte, obwohl die nicht mal besonders gut bezahlt werden. Nun sind billige Pflegekräfte aus Osteuropa längst eine nicht unbedingt legale Alternative für weniger finanzkräftige Familien, die ihre Senioren ja irgendwie versorgen müssen. Aber warum die ganzen Ausländerinnen ins Land holen, wenn man die Alten auch ins Ausland schicken kann? Nach Thailand beispielsweise, da haben sie es auch noch das ganze Jahr über schön warm. Nach Darstellung der Experten eine geradezu beispielhafte Win-Win-Situation: Die Alten werden gepflegt und können unter Palmen in der Sonne sitzen, während die freundlichen Pflegekräfte vor Ort auch noch mit vergleichsweise vernünftigen Jobs versorgt werden und gar nicht nach erst Deutschland kommen müssen.

Wobei, in Spanien und Griechenland ist es auch wärmer als in Deutschland und dort gibt es inzwischen jede Menge arbeitsloser Pflegekräfte, die sich gewiss über pflegebedürftige Rentner aus Deutschland freuen werden. Dann ist der Weg für die Angehörigen auch nicht ganz so weit, wenn sie Opa oder Oma zum Geburtstag oder zu Weihnachten mal besuchen wollen. Vielleicht fängt man schon mal mit einem kleinen Bildungsurlaub an, wenn Mama und Papa noch fit genug sind, allein ins Ausland zu fahren. Dann können sie schon mal die Sprache lernen und sich mit den Sitten und Bräuchen in ihrer späteren Pflegeumgebung vertraut machen. Vielleicht knüpfen sie auch schon mal erste Kontakte, damit sie sich später nicht so einsam und verlassen fühlen. Denn, diese Frage muss man auch stellen dürfen: Warum sollen immer nur die Jungen flexibel und mobil sein?! Die müssen jetzt in 12 Jahren durchs Abitur und dann durch den Bachelor, um sich als junge Fachkraft mit Zeitverträgen zum Vorteilspreis einstellen zu lassen, um möglichst dann rund um die Uhr die Wirtschaft am Laufen zu halten. Ganz ehrlich: Wann sollen sie die denn um alte Eltern kümmern? Die haben ja nicht mal mehr Zeit, Kinder zu kriegen! Womit dann immerhin das Altenproblem der übernächsten Generation gelöst wäre…



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