Flüchtlinge in Deutschland

Erst waren sie wochenlang unterwegs, um nach Deutschland zu kommen. Aber als Flüchtlinge sind sie hier nicht willkommen. Deshalb beschlossen sie einen wochenlangen Marsch von Würzburg in die Bundeshauptstadt, um gegen die deutschen Asylgesetze, insbesondere gegen die Residenzpflicht und weitere Abschiebungen, zu protestieren. Wer in Deutschland Asyl bekommen will, darf sich nicht frei bewegen, darf nicht arbeiten, und wird mit einer Unterstützung, die noch unter dem Existenzminimum nach Hartz IV liegt, abgespeist. Denn nie soll ein Flüchtling vergessen, dass er dankbar zu sein hat, dass er überhaupt hier sein darf.

Aufstand gegen die Obrigkeit war in Deutschland schon immer schwer

Aufstand gegen die Obrigkeit war in Deutschland schon immer schwer

Noch immer harren ein gut Dutzend Männer und Frauen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor aus. Die Polizei hat ihre Schlafsäcke und Isomatten, ja selbst plattgedrückte Pappkartons, auf denen sie sitzen könnten, beschlagnahmt. Es sei nur eine Dauerdemonstration erlaubt, kein illegales Campen. Das wäre ja noch schöner: Ein illegales Flüchtlingscamp im Herzen Berlins! In Deutschland, so viel ist sicher, hat alles seine Ordnung.

Immerhin, alles, was die Demonstranten am Leib tragen, ist erlaubt, und so haben Unterstützer Schneeanzüge vorbei gebracht, und Decken mit Reißverschluss, die manche der Polizisten als Kleidung durchgehen lassen. Aus Prostest gegen die Schikanen durch Senatsinnenverwaltung und Polizei sind die Flüchtlinge vor ein paar Tagen in den Hungerstreik getreten. Selbst der CDU-Gesundheitssenator Mario Czaja ist inzwischen über die Situation der Flüchtlinge besorgt, und appelliert an sie, sich nicht länger den witterungsbedingten gesundheitlichen Risiken auszusetzen. Er will sie aus dem Sichtfeld der Touristen haben, die sich gegenseitig am Brandenburger Tor fotografieren und dann vielleicht auch noch ein Foto von den Protestierenden machen. Die Gesundheitsverwaltung hat Notunterkünfte in einem Gästehaus der Stadtmission zur Verfügung gestellt. Auf dem Oranienplatz haben die anderen Flüchtlinge, die den wochenlangen Marsch mitgemacht haben, ein Zeltcamp aufgeschlagen. Der Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain will das Camp bis auf Weiteres dulden. Aber dort wollen sie nicht hin.

Es gab inzwischen erste medizinische Notfälle, aber nach der Behandlungen sind die Streikenden zurückgekehrt, in die Kälte auf den Pariser Platz. Sie wollen in der Öffentlichkeit bleiben, in der Nähe zu Reichstag und Bundeskanzleramt. Aber von dort ist nichts zu hören. Nichts zu sehen. Der Euro muss gerettet werden, die Nebeneinkünfte optimiert und die nächste Wahl vorbereitet. Was interessieren da die Probleme von ein paar Menschen, die nicht mal Deutsche sind?!

Bevor ich gleich die üblichen Plattheiten im Forum lesen muss (die selbstverständlich nicht von meinen geschätzten Stammlesern kommen, denen ich an dieser Stelle für ihre Zeit und Aufmerksamkeit danken möchte): Ich weiß nicht, wo wir denn hin kämen, wenn jeder in unser schönes friedliches Deutschland kommen wollte. Ich denke nicht, dass die Leute unbedingt scharf drauf sind, bei uns triste Herbst- und kalte Wintermonate zu verbringen. Es muss einem schon ziemlich schlecht gehen, um Familie und Freunde, um seine Heimat zu verlassen, in der Hoffnung, irgendwo in der Fremde ein aushaltbares Leben zu finden. Leider sorgt unsere wie auch andere Regierungen vergleichsweise reicher Länder dafür, dass es den Leuten wo anders nicht besser geht, so dass sie überhaupt auf die Idee kommen, dass es hier besser wäre. Mit subventionierten Getreide aus der EU oder den USA werden lokale Märkte in Afrika kaputt gemacht, so dass die Leute dort hungern. Internationale Konzerne machen lokale Strukturen platt und rekrutieren massenweise asiatische ArbeiterInnen, die dann zu miesesten Bedingungen Computer und Smartphones für die westlichen Märkte zusammen schrauben. Und nicht zu vergessen die Rüstungsindustrie, die dafür sorgt, dass es auch morgen noch jede Menge Kriegsflüchtlinge gibt. Die Imperialisten ernten nur was sie gesäht haben.


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