…wenn wir groß sind. Oder? Wie ist das jetzt bei mir? Verändere ich mich, bleibe ich gleich? Geht beides parallel? Eine neuerliche philosophische Annäherung an dieses Thema trieb mich die letzen Tage um. Von der Welt der Sprechenden durch meine garstige Stimmbandentzündung abgeschnitten, begab ich mich auf den Weg der inneren und äußeren Katharsis.
Zunächst hieß das Stimme schonen, also Sprechverbot und somit fiel der eigentliche Job aus. Meine Stimme ist ein wesentliches Arbeitsmittel. Für mich, schwer vorstellbar, so gänzlich ohne Sprechen auszukommen (als bekennende Labertasche mit Sendungsbewusstsein). Die Kommunikation mit der besseren Hälfte gelang auch ohne Worte.
Das Schweigen war heilsam, vielleicht sollte es so sein. Nach den anstrengenden Tagen in Santa Monica, mit einer Vielzahl an Gesprächen, hatte ich auch ein bisschen Overkill.
Andere gehen in ein Schweigeseminar, ich hatte es Frei – Haus, also nahm ich die Situation an und wagte den Versuch, es als Geschenk zu betrachten. Im kürzlichen Review unserer Reise wurde mir, wie erwähnt, deutlich, wie stark mein Verhaftet-Sein, meine Verwurzelung hier in Europa ist. Vor einigen Jahren konnte ich nicht genug davon bekommen, weg zu sein, möglichst weit weg. Das hat sich verändert. Ich mag nicht mehr durch die Weltgeschichte ziehen, nicht mehr rastlos herumwandern. Werde ich langweilig?
Ich habe für mich entschieden, nein – ich bin angekommen. Ich bin nicht mehr auf der Suche (wobei mir manchmal gar nicht klar war, was ich suche), mein “Verweile – Areal” ist definiert.
Und kommt mit dieser Veränderung nicht die eigentliche Stabilität, das Wahre? So bin ich doch wieder ganz bei mir selbst. Also beständige Veränderung erzeugt veränderte Beständigkeit?
Bis zum “Haus in Frankreich” wird es noch Zeit brauchen, doch das ist nicht schlimm. Es wird Suchen notwendig sein, um etwas Passendes zu finden, aber da bin ich ganz optimistisch.
Nun beginnt die Adventszeit und für viele wird sie hektisch und wenig beschaulich sein. Haltet inne, möchte ich sagen (und das soll nicht naseweis klingen), fragt, was euch gut bekommt, was ihr braucht. Verkommt die Zeit nicht mitunter zur programmatischen Pflichterfüllung? Wir haben uns in diesem Jahr gegen alle Verpflichtungen entschieden und haben unser persönliches Hide – away gefunden.
Und mal etwas weniger ernsthaft, die Veränderungen sind “umfassend”. Ich war bisher immer und die Betonung liegt auf immer, der Tannen-Mensch. Meine Adventsdeko bestand aus Nordmanntanne – Zeit für Veränderung, oder? Dieses Jahr habe ich Kiefer. Das mag jetzt banal klingen, jedoch kann ich mitunter auch so schwer von alten Zöpfen lassen. Kann das jemand nachvollziehen, dass der Kauf von Kiefer anstatt Tanne befreiend wirkt?
Die vergangenen Tage zeigten sich wettertechnisch noch mal von der wunderbaren Seite, beständiges Herbstwetter mit viel Sonne. Der Gang über den Markt brachte köstlichen Kohl ein und der Gedanke an eine herbstliche Pasta wuchs. Auch da kamen mir die Assoziationen zum Thema Veränderung: Als Kind verabscheute ich nahezu jede Form von Kohl. Rosenkohl musste ich unter Zwang zu mir nehmen und auch Blumenkohl gehörte nicht zu den Leibspeisen. Heute: Er ist der Liebling der Saison, in jeder Variation (wie gut, ist schließlich auch aktuell die Zeit dafür).
Ich muss da mal nachfragen bei den Kollegen Kognitionspsychologen, welche Erklärung es dafür gibt, dass sich frühkindliche Abscheu in “Mehr-Haben-Wollen” verändert. Zur Pasta habe ich ein Spinat-Ziegenkäse-Pesto vorbereitet. Und um die Stimme wieder kräftig auf Vordermann zu bringen, gab’s das Flu Sorbet von Jeni.
Sowohl Pesto als auch Sorbet lassen sich gut einige Tage aufbewahren. Das Pesto wird durch aufgegossenes Olivenöl konserviert, beim Sorbet tut der Single Malt sein Übriges. Das Eis kühlt den angegriffenen Hals und gleichzeitig erzeugen Ingwer, Piment d’Espelette und Alkohol eine wohlige Wärme. Obenauf ein paar Pollen de Fleurs (muss aber nicht sein), habe ich im Sommer erstmals in Frankreich erstanden.
für das Spinat – Ziegenkäse – Pesto
ergibt ca. 300 ml
500 g Baby-Spinat, verlesen und gewaschen
150 g Ziegenkäse-Feta, in kleine Stücke geschnitten
1 Knoblauchzehe, geschält und fein gehackt
1 handvoll Pinienkerne
Olivenöl, nach Bedarf
Salz und Pfeffer
Den Spinat, den Ziegenkäse, die Knoblauchzehe und die Pinienkerne in die Küchenmaschine geben. Alternativ in eine Schüssel füllen. Zunächst 4-5 EL Olivenöl dazu geben und alles kräftig mixen, entweder in der Küchenmaschine oder mit dem Pürierstab. Nun mit Salz und Pfeffer abschmecken und gegebenenfalls weiteres Olivenöl hinzu geben. Noch einmal kräftig mixen, final abschmecken und fertig. Das Pesto in ein Glas abfüllen, den Rand gut säubern, sonst bildet sich schnell Schimmel und mit Olivenöl aufgießen.
Für alle, die sich mit Schniefnase, Husten und ähnlichen saisonalen Erscheinungen quälen, hier das Rezept gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit
Flu Sorbet
ergibt ca. 500 ml
frischer Orangensaft von 5-6 Orangen
frischer Zitronensaft von 2 Zitronen
100 g Ingwerknolle, in kleine Scheiben geschnitten (schälen nicht notwendig)
150 g Zucker
75 g Honig
½ TL Piment d’Espelette, alternativ Cayenne-Pfeffer
2-4 EL Single Malt, Bourbon oder was die Bar so hergibt
In einem Topf die Säfte, den Zucker, den Honig und den Ingwer zum Kochen bringen, dabei gut verrühren. 5 Minuten köcheln lassen, dann vom Feuer nehmen und beiseite stellen. Den Ingwer entnehmen und das Piment (Cayenne) dazu geben. Nun, nach Wunsch, Single Malt oder Ähnliches unterrühren. Im Kühlschrank komplett auskühlen lassen. Danach in der Eismaschine, nach Anweisung des Herstellers, zubereiten. Alternativ in einem Behälter im Gefrierfach gefrieren lassen. Dabei gelegentlich umrühren.
Das Eis ist fertig, wenn es eine leicht softe, cremige Konsistenz aufweist. Durch die Zugabe von Alkohol wird es nicht so hart. In einem luftdichten Behälter kann es problemlos mehrere Tage im Gefrierfach aufbewahrt werden.
Einen schönen ersten Advent!