Aktien populärwissenschaftlich erklärt

Aktie

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Ich wollte schon lange mal was über Aktien schreiben und die Art und Weise, wie sie funktionieren. Gleichzeitig wollte ich klarmachen, dass quasi eigentlich jeder meiner Leser Aktionär ist, ohne es zu wissen. Die nächsten Zeilen sind alle recht populärwissenschaftlich geschrieben und sollen es auch sein, denn ich möchte, dass es jeder versteht.

Fangen wir doch mal mit einem Missverständnis an. Viele Leute denken, wenn ich eine Starbucks-Aktien kaufe, dann bekommt Starbucks das Geld der Aktie. Das ist leider total falsch, aber Starbucks hat Geld vor langer langer Zeit bekommen, aber der Reihe nach.

Fangen wir einfach mal hypothetisch an. Du hast eine Firma. Diese Firma stellt ganz tolle Foobar-Sachen her. Das Geschäft läuft gut und Du möchtest gern nach Asien exportieren, um das Geschäft breiter aufzustellen und nicht von einem Markt abhängig zu sein. Dazu brauchst Du aber Geld, um Filialen aufzubauen, Marketing anzukurbeln und Produktproben auszusenden. Dein Geschäft läuft zwar gut und ernährt Dich, aber es ist nicht genug Bargeld in der Kasse, um so ein Projekt anzugehen.

Leider hält Deine Hausbank nichts von der Idee und will Dir kein Geld leihen. Ausserdem würde es Fremdkapital sein und damit Dich abhängig machen, weil Du es ja unbedingt innerhalb einer bestimmten Zeit zurückzahlen musst. Von den Zinsen dafür mal abgesehen.

Hier kommen jetzt Aktien ins Spiel. Anstatt eine Bank um 1000 Euro zu bitten, bittest Du bis zu 1000 Leute um jeweils 1 Euro. Eventuell können die Leute den 1 Euro entbehren, weil 1 Euro weniger weh tut, als 1000 Euro, wenn Deine neue Idee doch nicht aufgeht.

Natürlich musst du den Leuten im Gegenzug etwas bieten, denn Du willst Dir das Geld nicht leihen, um keinen Rückzahlungsdruck zu haben, stattdessen beteiligst Du die Leute an Deiner Firma. Du teilst Deine Firma deswegen in 5000 Anteile auf. Der Wert jedes Anteils beträgt 1 Euro. Wir lassen hier einfach mal aus, wie die Anzahl der Anteile und deren Wert bestimmt wird.

Aber was bekommen die Leute dann eigentlich? Nun, sie bekommen einen Anteil an Deinem Betrieb. Keine einzelne Türklinke oder einen Stuhl, sondern einen Anteil am Betrieb, den sie jederzeit verkaufen können, wenn jemand anders diesen Teil will. Quasi eine extrem dünne Scheibe vom Ganzen.

Was haben die Leute aber davon? Nun, wenn ich Geld entbehren kann, will ich es nicht rumliegen haben, weil es durch Inflation an Wert verliert. Soll heissen, der eine Euro kann mir heute ein Brot kaufen, aber morgen nur noch ein Halbes. Deswegen muss mein Euro zu 2 Euros werden, damit er seinen Wert behält. Die Bank gibt mir Zinsen, aber da wird kein Brot draus. Also gehe ich ein Risiko ein und sage mir, wenn ich Dir jetzt einen Euro für einen Anteil an Deinem Betrieb gebe und Deine Idee ein Erfolg wird, dann ist der Anteil vielleicht später mehr als einen Euro wert.

Damit ich meinen Anteil zu Geld machen kann, wenn ich es brauche, hat man die Börse erfunden. Hier kann man seine Anteile an andere Interessenten verkaufen, die denken, dass Deine Idee weiterhin funktioniert und entweder Deine Firma grösser wird oder weiterhin Gewinn abwirft.

Und da wären wir auch bei der Belohnung für Leute, die Anteile halten. Wenn ich einen Teil der Firma besitze, dann steht mir auch ein Teil des Gewinns zu. Quasi die Zinsen, die man sonst von der Bank bekommt. Das Ganze nennt sich Dividende und es gibt keinen Anspruch darauf. Es liegt an Dir als Unternehmen, a) gut zu wirtschaften und b) mein Interesse an Deinem Unternehmen zu erhalten. Ein Weg für beständiges Interesse ist die Dividende.

Kommen wir zum Anfang zurück. Du willst also die 1000 Euro haben. Es haben sich 100 Leute gefunden, die im Schnitt 10 Anteile, die Aktien, nehmen. Da Du den Papierkram dafür nicht selbst machen willst, beauftragst Du jemanden, der 10% von den Einnahmen bekommt. Du nimmst also 900 Euro ein und kannst damit Dein Geschäft ankurbeln.

Nun bist Du wirklich klug und Dein Umsatz verdoppelt sich, weil Du mit den 900 Euro clevere Dinge getan hast. Ich im Gegenzug brauche meine 10 Euro, weil mein Auto kaputtgegangen ist. Da Dein Unternehmen jetzt doppelt so gut geht, wie vorher, ist jemand bereit mir 20 Euro für meine 10 Anteile zu geben, weil er denkt, dass Du weiterhin so clever bist und deswegen er später seine Anteile für mehr verkaufen kann. Oder er denkt sich, der Wert des Unternehmens wird sich nicht verschlechtern, aber Du wirst immer etwas Geld verdienen. Also wirst Du jeder Jahr eine Dividende auf den Gewinne ausschütten. Ich habe also meine 10 Euro zurück und auch noch 10 Euro gewonnen.

Seit der Ausgabe der Aktien machst Du jedes Jahr nun 1000 Euro Gewinn (vereinfacht ohne Steuern gesehen). Das heisst, jedem der 5000 Anteile stehen 0,20 Euro vom Gewinn zu. Da Du nur 1000 Anteile verkauft hast, bekommt jeder Aktionär pro Aktie 0,20 Cent und Du selbst 800 Euro, weil Dir ja die restlichen 4000 Anteile gehören. Der Aktionär, der mir meine 10 Aktien für 20 Euro abgekauft hat, hat jetzt also 2 Euro ausgezahlt bekommen. Als Zinsgewinne gesehen sind das jetzt also 10%. Deutlich mehr, als man von der Bank bekommt. Das ist die Dividendenrendite.

In der Realität würde man nicht alle 1000 Euro verteilen, sondern 200 Euro auf die hohe Kante legen, so dass man auch mal schlechte Zeiten überdauern kann bzw. steckt die 200 Euro in neue Ideen.

Viele grosse Firmen, wie Apple oder Google, schütten keine Dividenden aus, sondern kaufen andere Unternehmen zu, um den Wert des eigenen Unternehmens zu erhöhen und damit den Preis pro Anteil zu ändern, so dass Aktionäre damit entschädigt sind und keine Dividende haben wollen.

Ihr merkt schon, wo der Hauptunterschied liegt. Aktien sind kein Kredit und damit keine Belastung für das Unternehmen. Deswegen spricht man beim Geld über die Börse auch von Eigen- und nicht von Fremdkapital. Nachteilig erweisst sich nur, dass es jemanden geben kann, der Stück für Stück alle Aktien aufkauft und damit genug Einfluss aufsammelt, um mitbestimmen zu können. Mitbestimmen?

Ja, mitbestimmen, denn die meisten Aktien sind mit Stimmrechten behaftet und erlauben es, einmal im Jahr mit seiner Stimme bei der Hauptversammlung für gewisse Dinge zu stimmen. Zum Beispiel Gewinnverteilung, Vorstands- und Aufsichtsratzusammensetzung. Natürlich ist das nicht direkte Demokratie und wie es mit Demokratie so ist, man kann mit 10 Stimmen nicht die anderen 990 überstimmen. Zusätzlich hat man als Aktionär das Recht, über Dinge des Unternehmens ausführlich informiert zu werden. Zum Beispiel über Umsätze, Gewinne, Beteiligungen und Mitarbeiterzahlen.

Es sollte nun eigentlich sichtbar sein, dass Aktien eigentlich zum VEB führen, weil jeder sich Anteile an Unternehmen kaufen kann und auch jeder Anteile von Unternehmen besitzt, obwohl er es nicht weiss. Häh?

Der Staat besitzt Unternehmen bzw. Anteile an Unternehmen, wie die ehemaligen Staatsbetriebe Post und Telekom. Immer wenn der Staat mal knapp bei Kasse ist, verkauft er Teile seine Aktien. Dann gibt es VW, wo Niedersachsen 20% hält. Oder jeder von uns ist auch Commerzbank-Aktionär, weil der Staat der Bank im Rahmen der Finanzkrise geholfen hat.

Aber jeder von uns hat auch Versicherungen. Jede Lebensversicherung, jede Renten- und auch Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherung besitzt Anteile an Unternehmen. Schliesslich ist eine Versicherung die ganze Zeit mit Geld unterwegs, dass sie für Notfälle zurückhalten muss. Sie braucht also ein Finanzpolster bzw. sie muss das Geld vermehren, weil man sonst am Anfang der Rentenzeit weniger Geld bekommt, als man eingezahlt hat.

Norwegen hat zum Beispiel seine Gewinnen aus dem Ölgeschäft für die Zukunft und die Zeit nach dem Öl in Aktien gebunkert. Auch die Saudis legen so ihr Geld an, weil Öl endlich ist und man schliesslich sein Geld nicht unterm Kopfkissen parken kann.

Aktien sind im Grunde ein sehr faires und ein sehr demokratisches Finanzmittel. Man kann mit kleinen Beträgen sich an Ideen beteiligen, man hält Sachbesitz und kein Bargeld, damit ist man stärker inflationsgeschützt und man ermöglicht es Leuten, Arbeitsplätze zu schaffen.

Morgen dann mehr zum Haken an der Sache.


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