[Adventskalender] 9. Dezember

[Adventskalender]  9. Dezember

Der Bücherwurm und der Tannenstern

 

Hannes ist ein Bücherwurm. Bücher anschauen hat er schon als ganz kleines Kind am allerliebsten gemacht. Als er dann lesen konnte, las er alles, was ihm
zwischen die Finger kam: Anlei­tungen für Geräte, Beipackzettel der Medikamente, Karton-Auf­schriften, Werbesprüche, Kassenzettel, ganz zu schweigen von Zeitungen und Büchern. Besonders die hatten es ihm angetan. Und von denen hatte sein Vater mehr als genug. Der war nämlich Historiker und liebte alte Bücher. Sehr alte Bücher! Und die durfte sich Hannes jederzeit aus dem Regal nehmen.

Hannes saß im Rollstuhl. Praktisch schon sein ganzes Leben lang. Und das dauerte nun schon zehn Jahre. Heute hatte Hannes das aus dem Regal geholte Buch aber erst einmal beiseite gelegt. Er hatte seinen Eltern versprochen Weihnachtsplätzchen zu backen. Jetzt am Nachmittag hatte er Zeit dazu. Seine Mutter war Weih­nachtseinkäufe tätigen, sein Vater
war zwei Tage verreist, Ge­schwister hatte Hannes nicht. Und seine Freunde waren heute alle draußen beim Skifahren. Mit Zimtsternen hatte er begonnen. Da­nach kamen die Kokosmakronen dran. Hannes probierte eine von ihnen. »Mmh, saugut«, murmelte er und leckte sich die Finger.

Er rollte zum Ofen und schaute nach, was die Vanillehörnchen machten. Aber die brauchten noch ein wenig. Hannes rollte ins Wohnzimmer, um sich sein
Buch zu holen. Illustriertes Buch für Knaben und Mädchen stand auf dem Titel. Und darunter Planmäßig geordnete Sammlung zahlreicher anregender Belustigungen,
Spiele und Besch
äftigungen für Körper und Geist, im Freien und im Zimmer.

Er blätterte in dem Buch herum und stieß auf ein merkwür­diges Gedicht über einen Weihnachtsstern:

Es kroch an einem Weihnachtsbaum

Ein kleiner Stern, man sah ihn kaum,

Von unten auf mit aller Macht

Vier Meter richtig jede Nacht,

Und alle Tage wieder

Genau zwei Meter dran hernieder.

So hatte mit der zwölften Nacht

Er ganz sein Kletterwerk vollbracht.

Mein Freund, sag mir doch ohne Scheu,

Wie hoch der Baum denn sei?

 

Hannes begann nachzudenken. »Jede Nacht vier Meter hoch und tagsüber zwei Meter wieder runter. Und in der zwölften Nacht ist er oben. Hm, das ist nicht so einfach. Aber es gibt ja ein gutes Mittel, das einem beim Denken hilft!« Er rollte wieder in die Kü­che und aß noch zwei Kokosmakronen.

 

Stefan Wilfert: Wer rechnet schon mit Weihnachten?

© 2006 Deutscher Taschenbuch Verlag, München.

 

[Adventskalender]  9. Dezember

[Adventskalender]  9. Dezember

  • Autor: Stefan Wilfert
  • Titel: Wer rechnet schon mit Weihnachten? 24 Knacknüsse für Rätselfans
  • Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag, München
  • ISBN: 978-3423711944
  • Seiten: 128
  • vom Hersteller empfohlenes Alter: 7 – 11 Jahre

Und hier kommt die Lösung:  (bitte markieren)

Hannes dachte nach und aß. Er aß und dachte nach. Wie  hoch ist der Tannenbaum? Er griff in die Schüssel mit den Kokosmakronen und griff … ins Leere.

Er hatte alle weggeputzt! Au Mann, das sollten doch Plätzchen für alle werden!

Zum Glück hatte er ja noch die Vanillehörnchen, die inzwischen auch fertig waren. Schnell holte er sie aus dem Ofen und wälzte sie in einem Ge­misch aus Puder- und Vanillezucker. Eigentlich mussten die jetzt noch ein paar Tage stehen, aber er probierte dennoch eines.

»Verflucht, sind die heiß!«, schimpfte er. Er fächelte sich Luft in den Mund und rollte zum Tisch, um sich ein Glas Mineralwasser einzuschenken.

Nachdem er die Hörnchen zum Abkühlen auf das Fensterbrett gestellt hatte, schaute er sich noch einmal das Gedicht an und hatte dann die Lösung.

Vier Meter hoch und zwei wieder runter.

Das heißt, jeden Tag kommt der Stern zwei Meter höher. Am Ende des elften Tages ist er also 22 Meter hoch. Da steht aber noch was von einer zwölften Nacht, nach der er oben
ist. Und nachts schafft er ja vier Meter.

22 Meter plus 4 Meter ergeben 26 Meter. Die Tanne ist also 26 Meter hoch!

In diesem Moment kam seine Mutter nach Hause. Hannes rollte ihr entgegen.

»Hallo, Hannes, hier riecht es ja fantastisch«, meinte sie und warf ihren Mantel aufs Sofa. »Heute war wieder ein furchtbarer Tag. Das Bürgermeisterchen hatte
vielleicht eine Laune, sag ich dir! Dauernd schrie er Luise, machen Sie dies, Luise, bringen Sie mir dos, den ganzen Tag ging das so. Ich freu mich schon die ganze Zeit auf einen Kaffee und auf deine Kokosmakronen!« Sie schaute erwartungsvoll in die Keksdosen, die Hannes auf den Tisch ge­stellt hatte.

Hannes spürte, wie er rot wurde.

»Die Zimtsterne und die Vanillehörnchen schmecken auch gut«, meinte er verlegen.


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